Solarparks auf dem Wasser haben zwei große Vorteile: Anders als Anlagen auf dem Land belegen sie keine begehrten Flächen und stehen damit nicht in Konkurrenz zur Landwirtschaft oder anderen Nutzungsarten. Außerdem können sie höhere Stromerträge bringen – das Wasser kühlt die Anlagen, wodurch ihr Wirkungsgrad erhöht wird. Allerdings sind die Installationskosten noch deutlich teurer als bei Freiflächenanlagen. Bisher setzen vor allem asiatische Länder wie das dicht besiedelte Japan oder auch China auf die Technik. Doch mittlerweile werden erste schwimmende Solarparks auch in Europa gebaut. Grund für den en:former, die Technik und einzelne Projekte in einer Medienübersicht vorzustellen.
Einem ausführlichen Bericht des Handelsblatts zufolge wird weltweit in die Floating-Technik investiert. Für das vergangene Jahr zählten Forscher am National Renewable Energy Laboratory (NREL) mehr als 100 Projekte. Schwimmende Solaranlagen auf Gewässern wird erhebliches Potential in den kommenden Jahren bescheinigt. Sie dürften „künftig insbesondere in Ländern mit einer hohen Bevölkerungsdichte und vielen Wasserflächen an Bedeutung gewinnen“, sagte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), dem Handelsblatt.
Die Wirtschaftszeitung erläutert zudem die technischen Vorteile von schwimmenden Solarparks: Das Wasser sorge für eine kühle Umgebung im Sommer. „Das bietet Chancen auf Mehrerträge in der sonnigen Jahreszeit“, erklärte Harry Wirth, Bereichsleiter Photovoltaik am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), dem Medium. Die Faustregel: Ein Prozent mehr Stromertrag, wenn die Betriebstemperatur um zwei Grad sinke.
Auch in Deutschland sieht Solarexperte Wirth Verwendung für die Technik, als passenden Einsatzort nennt er beispielsweise Braunkohlereviere. So habe der Tagebau in Deutschland bislang rund 1773 Quadratkilometer Fläche verbraucht – rund das Dreifache des Bodensees. „Und große Teile davon wurden oder werden noch geflutet“, sagte Wirth der Zeitung. Rechnerisch ergebe sich dort ein Potenzial für schwimmende Anlagen mit 50 Gigawatt Gesamtleistung – das sei etwas mehr als die in Deutschland derzeit installierte Leistung
Rund 1773 Quadratkilometer Fläche hat der Tagebau in Deutschland verbraucht. Rechnerisch könnten hier schwimmende Solaranlagen mit einer Gesamtleistung mit 50 Gigawatt Gesamtleistung installiert werden.
Einen ersten Schritt auf diesem Weg könnte der Energieversorger innogy machen. Wie die Rheinische Post berichtet, plant das Unternehmen den Bau einer schwimmenden Solaranlage in einem ehemaligen Tagebaugebiet in Nordrhein-Westfalen. Genauer gesagt auf dem Neurather See, der aus dem Restloch des Braunkohletagebaus Neurath-Nord im Rheinischen Revier entstanden ist.
Die schwimmende Photovoltaikanlage soll in dem See zu Demonstrations- und Erprobungszwecken gebaut werden. „Wir können auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen“, erklärte Thorsten Miltkau, Projektmanager Solar bei innogy, der Rheinischen Post. Bereits seit dem Jahr 1991 erzeugt eine Photovoltaikanlage – die damals größte in Europa – am Ufer des Sees Strom.
Mehrere Schritte weiter sind sie Baden-Württemberg. In einem Baggersee in Renchen (Ortenaukreis) produziert die laut Betreiberangaben größte deutsche Photovoltaikanlage auf dem Wasser seit dem Sommer Strom. Das berichtet unter anderem die Zeitung für kommunale Wirtschaft.
Die schwimmende Solaranlage soll jährlich rund 800.000 Kilowattstunden Strom erzeugen und damit in erster Linie Maschinen eines Kieswerks versorgen. Zum Vergleich. Die Menge entspricht dem Jahresverbrauch von fast 300 Haushalten. Die Module benötigen mehr als 8000 Quadratmeter Platz und bedecken damit rund zwei Prozent des 43 Hektar großen Gewässers. Bei rund 150 Baggerseen entlang der Rheinschiene sehen die Investoren viele potenzielle Standorte für die Floating-Technologie.
Im Vergleich zu Europas größter schwimmenden Solarfarm sind das aber eher bescheidende Ausmaße. In Südfrankreich, in der Nähe der Stadt Orange, hat der Energieversorger Akuo Energy die Anlage O’MEGA1 auf einen Baggersee installiert – das Onlinemagazin Edison stellt das Projekt ausführlich vor. 46.000 Module auf mehr als 17 Hektar Fläche (circa 25 Fußballfelder) verfügen über eine Spitzenleistung von 17 Megawatt. Die erzeugte Strommenge würde nach Unternehmensangaben den jährlichen Verbrauch von etwa 4700 Haushalten decken.
Das Onlinemagazin geht auch auf die technischen Anforderungen ein. Schon allein durch die Nähe von Wasser und Strom brauchen Kabel und Module eine spezielle Isolierung, die für mehr als 20 Jahre halten muss. Bei den Modulen werden beispielsweise stabile Doppelglasflächen verwendet, zum Stromtransport kommen Unterwasserkabel ähnlich wie bei Offshore-Windparks zum Einsatz. Floating Solar kostet daher derzeit etwas mehr als Solarstrom, der mittels Freiflächenanlagen gewonnen wird.
Experten rechnen dennoch damit, dass schwimmende Solaranlagen für die Energieversorgung in Zukunft wichtiger werden. Und zwar gerade in Ländern, wo Land stark beansprucht ist. Ein weiteres Beispiel: Ende des Jahres soll in der Schweiz ein Solarpark auf einem Stausee in den Alpen ans Netz gehen, wie die NZZ berichtet.
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