Ende Oktober überraschte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit erfreulichen Zahlen: Von Januar bis September dieses Jahres hat die Energiewirtschaft ihre Kohlendioxid-Emissionen um 40 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesenkt. Damit wird sie das 40 Prozent-Minderungsziel für 2020 (im Vergleich zu 1990) bereits in diesem Jahr erreichen.
Wie die Branche das geschafft hat, zeigen neuste Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Die AG Energiebilanzen (AGEB), in der sich vier Branchenverbände und fünf Forschungsinstitute zusammengeschlossen haben, gibt regelmäßig umfangreiche Daten zum Energieverbrauch in Deutschland und den einzelnen Energieträgern heraus. Laut dem Mitte November veröffentlichten Bericht für das 1.-3. Quartal 2019 ist der Verbrauch an Kohlen besonders stark zurückgegangen, während Erneuerbare –und insbesondere die Windkraft- einen wachsenden Anteil der Energieversorgung decken konnten. Auch die Arbeitsgemeinschaft geht deshalb von einem merklichen Rückgang bei den CO2-Emissionen aus. Der en:former zeigt die wichtigsten Trends im laufenden Jahr.
Laut AGEB wird der Energieverbrauch in Deutschland in diesem Jahr leicht zurückgehen, um rund zwei Prozent auf 3.558 Terawattstunden. Als Gründe für den Rückgang werden unter anderem Verbesserungen bei der Energieeffizienz, ein Rückgang des Energieverbrauchs in der energieintensiven Industrie sowie der fortschreitende Strukturwandel genannt. Steigernd wirkte sich dagegen eine kühle Witterung im Frühjahr sowie die Zunahme der Bevölkerung aus – witterungsbereinigt wäre der Rückgang sogar noch etwas höher (drei Prozent) ausgefallen. Insgesamt ist also der Bedarf nach Energie in den ersten neun Monaten gesunken, bei den jeweiligen Energieträgern ergibt sich jedoch ein höchst unterschiedliches Bild: Der deutlich geringere Verbrauch von Braun- und Steinkohle sowie der geringere Einsatz der Kernenergie wurde durch Erdgas, Mineralöl sowie Energie aus Erneuerbaren Quellen ersetzt.
Den stärksten Rückgang verzeichnete in den ersten drei Quartalen der Verbrauch an Kohlen: mehr als 21 Prozent bei der Braunkohle und mehr als 18 Prozent bei der Steinkohle. Der Hauptgrund für den verminderten Einsatz von Steinkohle: Rund ein Drittel weniger wurde von Januar bis September in Kraftwerken gebraucht. In der Stahlindustrie ging der Einsatz dagegen nur leicht zurück (minus 3 Prozent). Damit ist die Stahlindustrie zum größten Abnehmer von Steinkohle geworden, die mittlerweile ausschließlich aus dem Ausland kommt.
Sogar noch stärker ging der Verbrauch der Braunkohle zurück, die überwiegend zur Strom- und Wärmezeugung in Kraftwerken genutzt wird. Folgende Gründe nennt die AGEB unter anderen:
Von Januar bis September steigerten regenerative Energieträger ihren Anteil am gesamten Energieverbrauch leicht – um rund vier Prozent. Dabei zeigt sich erneut: Während die Bedeutung von Erneuerbaren in der Stromversorgung weiter zunahm, stagnierte ihr Anteil in den Sektoren Wärme und Verkehr. Bei der Stromerzeugung wuchs vor allem der Anteil der Windkraft. Solarenergie und Biomasse lagen ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt stieg die Strommenge aus Erneuerbaren um gut fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der Verbrauch der fossilen Energieträger Mineralöl und Erdgas erhöhte sich um knapp zwei beziehungsweise vier Prozent. Während Diesel- und Ottokraftstoffe in ähnlichem Umfang wie im Zeitraum 2018 nachgefragt wurden, stieg der Bedarf an Kerosin und an leichtem Heizöl. Der Anstieg beim Erdgas lässt sich damit erklären, dass im kühleren Frühjahr mehr geheizt wurde und dass Kraftwerke mehr Gas einsetzen.
Die Zahlen der AGEB zeigen deutlich, dass die Energiewirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung des Klimaschutzziels 2020 leistet. Insbesondere der Verbrauch von Braun- und Steinkohle ist rückläufig. Dank günstiger Windbedingungen liegt zudem der Erneuerbaren-Anteil beim Strommix auf Rekordniveau. Weil mehr Erdgas in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung verfeuert wurde, konnte der Einsatz von Kohle deutlich gesenkt werden. Andere Sektoren konnten dagegen weder ihren Energiebedarf reduzieren noch den EE-Anteil erhöhen. Der merkliche Rückgang bei den CO2-Emissionen ist somit in erster Linie der Energiebranche zu verdanken.
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