Mittels Gesetzen und staatlichen Subventionen sollen die Treibhausgasemissionen in vielen Ländern gesenkt werden. Es ist weitgehend die Privatwirtschaft, die entsprechende Maßnahmen umsetzt. Auch in Zukunft werde dieses Projekt jedoch nicht ohne staatliche Hilfen auskommen, heißt es in der Studie „Decarbonization: The Race to Net Zero“ von Morgan Stanley. Mehr als 50 Ökonomen der US-Investmentbank haben zusammengearbeitet, um den Bedarf an Klimainvestitionen und die daraus resultierenden Chancen zu ermitteln. Ihr Ergebnis in einem Satz: Die Chancen für Unternehmen sind enorm.
Bis zum Jahr 2050 müssten demnach weltweit 50 Billionen US-Dollar (USD) allein in den Umbau der Energiebranche fließen. Dann sei es möglich, zur Jahrhundertmitte die Netto-Null zu erreichen, sprich: den Treibhausgasgehalt der Atmosphäre konstant zu halten.
50 Billionen USD – das entspricht nach Daten der Weltbank 58 Prozent der globalen Wertschöpfung. Oder anders ausgedrückt, das ist ungefähr die Summe der Bruttoinlandsprodukte (BIP) der USA, Chinas, der Eurozone und Großbritanniens im Jahr 2018. Andererseits: Verteilt man die Summe auf 30 Jahre, sind es gerade einmal zwei Prozent des globalen BIP.
Die Analysten von Morgan Stanley sehen im Kampf gegen den Klimawandel einen Investment-Megatrend: „Die ökonomischen Kosten der Reduktion von Treibhausgasemissionen sind erheblich. Aber es existieren klare Möglichkeiten, und mit den richtigen Pfaden lassen sich beträchtliche Kapitalrenditen erzielen“, sagt Jessica Alsford, Leiterin der Nachhaltigkeistforschung bei Morgan Stanley. Gewinne von drei bis zehn Billionen USD vor Zinsen und Steuern seien zu holen.
Natürlich gelangt auch aus Land- und Forstwirtschaft, Industrieprozessen und der Abfallwirtschaft CO2 in die Atmosphäre. Jedoch entstehen nach den Modellen der Morgan-Stanley-Analysten rund 60 Prozent der globalen Emissionen bei der Nutzung von Energie, einschließlich Transport. Entsprechend liege hierin das größte Einspar- und Investitionspotenzial. Der Fokus müsse auf fünf Bereichen der Energiebranche liegen: der erneuerbaren Stromerzeugung, der Elektrisierung des Verkehrs, der Abtrennung und Speicherung von CO2, der Nutzung von Wasserstoff sowie der Erzeugung von Biokraftstoffen.
Je nach Technologie, schätzen die Analysten, seien hier Kapitalrenditen von fünf bis 25 Prozent zu holen. Kraftstoffen aus Biomasse – wie Ethanol und Methan – schreiben sie sogar ein Renditepotenzial von 27 bis 39 Prozent zu.
In Summe liege aber mehr Potenzial in der Erzeugung von Erneuerbarem Strom. Im Jahr 2050 müsste die Welt eine Erzeugungskapazität von 12.000 Gigawatt bereithalten – das ist etwa das Elffache der heutigen Kapazität – Wasserkraft eingeschlossen. Dafür allein seien Investitionen von 14 Billionen USD nötig.
Noch mehr, rund 20 Billionen USD, müssten in den Ausbau der Wasserstoffnutzung fließen. Das Gas gilt bei vielen Experten als der wichtigster chemischer Energiespeicher. Es kann klimaneutral gewonnen und vielseitig eingesetzt werden – im Verkehr, beim Heizen und in der wetterunabhängigen Stromgewinnung.
Der immense Investitionbedarf gehe also mit erheblichen Gewinnchancen einher. Doch nicht nur das gebe Anlass zu entschlossenem Handeln: Ein Scheitern am Zwei-Grad-Ziel nämlich könne deutlich teurer werden. Im Jahr 2100 könnte es das globale BIP um zehn bis 20 Billionen USD reduzieren – „mit noch höheren Kosten für die Menschheit“.
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