93 Gigawatt (GW) oder 93.000 Megawatt (MW) Kapazität hat die Windbranche 2020 weltweit neu installiert. Oder, um die Zahl greifbarer zu machen: Mehr als 28.000 Windräder sind innerhalb von zwölf Monaten ans Netz gegangen (bei einer angenommenen durchschnittlichen Leistung von 3,3 MW pro Turbine). Damit war 2020 das mit großem Abstand erfolgreichste Jahr in der Geschichte der Windindustrie, denn der bisherige Rekordwert beim Kapazitätszubau lag bei knapp 64 GW im Jahr 2015. Die Neuinstallationen sind um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Diese Zahlen hat der internationale Verband Global Wind Energy Council in seinem aktuellen Global Wind Report zusammengetragen. Sie zeigen deutlich, dass trotz der Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie die Windindustrie weiter auf starkem Wachstumskurs ist. Dank des Rekordzubaus sind mittlerweile weltweit Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 743 GW in Betrieb und tragen so zu einer Einsparung von jährlich 1,1 Milliarden Tonnen an CO2-Emissionen bei – so viel, wie die gesamten Treibhausgasemissionen Südamerikas in einem Jahr.
Doch trotz dieser erfreulichen Entwicklung sieht der Verband erheblichen Steigerungsbedarf: So müssten jedes Jahr mindestens 180 GW an neuer Windkapazität installiert werden, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Der Zubau müsste also verdoppelt werden. Damit das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreicht werden kann, müsste die installierte Leistung sogar um bis zu 280 GW jährlich steigen, was eine Verdreifachung bedeutete. Neben den Blick in die Zukunft bietet der Global Wind Report auch umfangreiche Zahlen zu On- und Offshore Wind aus dem vergangenen Jahr. Die wichtigsten Marktentwicklungen in 2020 hat der en:former hier kurz zusammengefasst.
Die Neuinstallationen in Höhe von 93 GW übersteigen die Zahlen der vergangenen Jahre deutlich. Der Rekordwert konnte durch einen massiven Ausbau der Windkraft sowohl an Land als auch auf dem Meer erreicht werden. Im Onshore-Bereich lag der Zubau bei 86,9 GW – der höchste jeweils erreichte Wert. Auf den Offshore-Bereich entfielen 6,1 GW – damit war 2020 immerhin das zweiterfolgreichste Jahr in der Geschichte.
Die Windenergie hat 2020 in fast allen Weltregionen ein deutliches Wachstum verzeichnet (einzige Ausnahme: die Regionen Afrika und Mittlerer Osten). Die mit Abstand meisten Windräder wurden in Asien (Marktanteil: 60 Prozent) installiert, gefolgt von Nordamerika (18 Prozent), das damit Europa (16 Prozent) überholte. Schaut man sich den Ausbau auf Länderebene an, lag die Volksrepublik China vor den USA, Brasilien, den Niederlanden und Deutschland.
Verantwortlich für den Rekordausbau 2020 ist vor allem das rasante Wachstum auf den zwei größten Märkten weltweit: in der VR China und den USA. So wurden in China Windräder auf dem Land mit einer Gesamtleistung von 48,9 GW gebaut, wovon die meisten bereits ans Netz gingen. Eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel Deutschland, immerhin der drittgrößte Markt weltweit, innerhalb von 20 Jahren eine Onshore-Gesamtkapazität von 55 GW aufgebaut hat.
Der US-Windsektor konnte im vergangenen Jahr Neuinstallationen von 17 GW verzeichnen – das ist der höchste Wert in der Geschichte der Branche. Die Vereinigten Staaten verfügen damit über Gesamtkapazität von mehr als 120 GW.
Auch im Ausbau der Offshore-Windkraft ist die VR China führend. So wurden 2020 Offshore-Windräder mit einer Gesamtleistung von rund drei GW ans Netz gebracht. Seit 2016 sind die Neuinstallationen vor der chinesischen Küste kontinuierlich gestiegen und haben die Volksrepublik zum mittlerweile zweitgrößten Offshore-Markt weltweit gemacht.
In Europa befindet sich die Offshore-Windindustrie ebenfalls weiter auf Wachstumskurs. Vor den Küsten der Niederlande, Belgiens, des Vereinigten Königreichs und Deutschlands wurden Windparks in Betrieb genommen. Eine genaue Analyse des Offshore-Ausbaus in Europa finden sie hier.
Wie die Zahlen des Global Wind Report zeigen, war 2020 in vielerlei Hinsicht ein Erfolgsjahr für die Branche. Doch um die internationalen Klimaziele zu erreichen, müssen die aufgestellten Rekorde schnell gebrochen und der Ausbau der Windenergie weiter deutlich beschleunigt werden.
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