schließen

Thema finden

Dürfen wir Sie en:formieren? Nutzen Sie unsere Filterung, um für Sie relevante Themen zu finden. Alternativ unterstützen Sie bei Ihrer Suche nach Themen unsere Suchfunktion sowie die Artikelübersicht.

Übersicht
Inhalte filtern
Übersicht
schließen

Suche

Häufig gesuchte Begriffe

Energiewende Emissionshandel Innovationen Kraftwerke RWE Versorgungssicherheit Batteriespeicher Elektrifizierung
Zurück zur Übersicht
[post-views]
2040 bis zu elf Gigawatt Offshore-Windkraft in Polen
Polnische Stromerzeuger und ausländische Partner sollen Förderungen über Differenzverträge erhalten

Polen ist noch ein Kohleland. Seit Mitte 2020 verstromt es sogar mehr Kohle als das wesentlich größere und wirtschaftsstärkere Deutschland, damit ist es der größte Kohleverstromer der Europäischen Union. Zu diesem Ergebnis kommen Analysten vom Think Tanks „Ember“. Ende 2020 lag der Anteil von Stein- und Braunkohle am Strommix bei knapp 70 Prozent. In einer zweiteiligen Miniserie stellt der en:former Polens Energiesystem vor. Im ersten Teil geht um die noch hohe Abhängigkeit von der Kohle in der Stromerzeugung, die ehrgeizigen Ausbaupläne für die Windenergie auf See sind das Thema von Part 2.

Angesichts der Klimaziele der EU muss auch Polen die Energiewende stärker in Angriff nehmen als bisher. Und so gewinnen nach und nach erneuerbare Energieträger an Bedeutung. Nun hat die Regierung dem Ausbau der Windenergie ein Ziel und einen rechtlichen Rahmen gegeben. In einer zweiteiligen Miniserie wirft der en:former einen Blick auf das mitteleuropäische Land und seinen allmählichen Abschied von der Kohle-Tradition. In Teil eins haben wir den Status Quo analysiert. Nun, in Teil zwei, sehen wir uns die kürzlich beschlossenen Pläne zum Ausbau der Offshore-Windkraft an.

Parlament gibt grünes Licht für Offshore-Windkraft

Um die ehrgeizigen Offshore-Pläne vor der polnischen Küste zu ermöglichen, hat das polnische Parlament dem Land erstmals einen gesetzlichen Rahmen gegeben. Ende Januar stimmte der Senat dem Gesetz einstimmig zu, im Februar trat es in Kraft. Neben einem Regelwerk für den Bau und den Betrieb von Windparks in der Ostsee legt das Offshore-Windkraft-Gesetz auch einen Förderrahmen fest.

Demnach soll die Regulierungsbehörde noch bis Mitte 2021 Förderungen für eine Kapazität von 5,9 Gigawatt (GW) vergeben, die zwischen 2025 und 2030 ans Netz gehen sollen. Zwischen 2025 und 2027 sollen dann Förderverträge für weitere drei bis fünf GW versteigert werden. Sie sollen ab dem kommenden Jahrzehnt ans Netz gehen. Mit insgesamt fast elf GW Leistung würde Polen – Stand heute – zum größten Nutzer von Offshore-Windkraft in der Ostsee werden.

Differenzverträge für faire Planungssicherheit

Wie etwa heute das Vereinigte Königreich wird auch Polen die Offshore-Windkraft mit Differenzverträgen (CfDs) fördern. In Phase 1 vergibt die Regulierungsbehörde den Betreibern relativ weit vorangeschrittener Projekte Differenzverträge zu letztlich projektabhängigen Ausübungspreisen, die festen Vergütungssätzen pro Megawattstunde gleichkommen: Liegt später der erzielte Strompreis darüber, muss der Windpark-Betreiber die Differenz abgeben, liegt er darunter, erhält er eine entsprechende Erstattung. Der Ausübungspreis muss allerdings von der EU-Wettbewerbsbehörde genehmigt werden.

Gleichzeitig sollen nun verstärkt weitere Lizenzen zur Nutzung des Meeresbodens ausgeschrieben und vergeben werden. Ab 2025 sollen diese Projekte dann in CfD-Auktionen versteigert werden. In dieser zweiten Phase werden also nur die Bieter mit den niedrigsten Ausübungspreisen einen CfD erhalten. Die Förderungen sollen jeweils begrenzt sein auf 25 Jahre oder 100.000 Volllaststunden. Das würde bedeuten, dass die Förderung bei einem durchschnittlichen Nutzungsgrad von mehr als 45,7 Prozent vorzeitig ausläuft.

Die Teilnahme an beiden Phasen sind an strenge Voraussetzungen geknüpft. Dazu gehört beispielsweise eine vorläufige Lieferkettenplanung. Eine Besonderheit ist, dass der Bau der Netzanschlüsse bis zu den Umspannanlagen an Land den Betreibern obliegt. Entsprechend höher dürften die CfD-Preise liegen.

Prognose zur Energieerzeugung durch Offshore-Windparks in Polen

in Terrawattstunden, Quelle: Polnischer Windenergie Verband (PSEW)

Mehrere Unternehmen im Rennen

Berücksichtig werden bei der Vergabe in Phase 1 Projekte, die bereits über eine Netzanschlussvereinbarung verfügen und einige weitere Voraussetzungen erfüllen. Dies sind Projekte von RWE, Polenergia in Partnerschaft mit Equinor, PGE in Partnerschaft mit Orsted, PKN Orlen in Partnerschaft mit Northland Power sowie von Ocean Wind.

Diverse polnische Energiekonzerne haben sich also mit ausländischen Partnern zusammengetan. Neue Kooperationen könnten sich mit Blick auf weitere Nutzungslizenzen für den Meeresboden ergeben.

Die drei polnischen Energiekonzerne PGE, Enea und Tauron haben daher im Januar eine Absichtserklärung zum gemeinsamen Bau von Offshore-Windparks unterzeichnet. Zudem hatten mehrere polnische Unternehmen Pläne bekanntgegeben, die Offshore-Projekte mit ausländischen Partnern zu entwickeln.

Auch RWE Renewables plant den Bau von Windparks in der polnischen Ostsee. Die weltweite Nummer zwei bei der Offshore-Windenergie verfügt über eine Pipeline von mehreren Projekten im Gebiet der Stolpebank (polnisch: Ławica Słupska), einer Untiefe etwa 16 Seemeilen vor der polnischen Küste. Dür das Projekt FEW Baltic 2 hat das Unternehmen bereits einen CfD erhalten.

2030 ein Sechstel des Strombedarfs decken

Mit dem Bau von Windparks in der Ostsee geht Polen einen entscheidenden Schritt der Energiewende im Land. Bisher werden rund 80 Prozent des Stroms aus fossilen Energieträgern gewonnen, vor allem aus Kohle. Windenergie, vollständig an Land, trägt bisher lediglich zehn Prozent bei.

Geht man von dem genannten Nutzungsgrad von 45,7 Prozent aus, würden die für 2030 geplanten Offshore-Windparks mit 5,9 GW pro Jahr ungefähr 23,6 Terawattstunden Strom erzeugen. Das entspräche etwa 16 Prozent der elektrischen Leistung, die Polen derzeit verbraucht. Die ersten Turbinen in der polnischen Ostsee könnten 2025 Strom ins Netz einspeisen.

Offshore-Windkraft als Jobmotor

Von der Entwicklung und dem Betrieb der Offshore-Windparks erhofft sich Polen allerdings nicht nur einen nachhaltigeren Strommix. Vor allem die Hafenstädten Stettin, Danzig und Gdingen könnten auch wirtschaftlich profitieren. Für Bau und Wartung der Anlagen, aber auch der dafür nötigen Spezialschiffe werden gut ausgebildete Fachkräfte benötigt. Der Polnische Windenergie Verband (PSEW) rechnet mit Investitionen von umgerechnet rund 4,3 Milliarden Euro pro Jahr.

Damit könnte die Offshore-Windkraft zu einer wichtigen Stütze der polnischen Wirtschaft in der Wiederaufbauphase nach der Corona-Krise werden. Mittelfristig könnte Polen mit seiner Windkraft sogar zu einer europäischen Wasserstoff-Region avancieren.

Bildnachweis: © badahos, shutterstock.com

jetzt bewerten bereits bewertet

Mehr zu Energiepolitik Energiewende Energiewirtschaft Versorgungssicherheit