Die Energiewende in Deutschland hat auch im Corona-Jahr 2020 nicht an Fahrt verloren. Das geht aus einem aktuellen Hintergrundbericht der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hervor. Der Report „Erneuerbare Energien in Deutschland. Daten zur Entwicklung im Jahr 2020“ zeigt, dass der Anteil regenerativer Energieträger in allen Bereichen weiter gestiegen ist. Der Stromsektor konnte mit einem Plus von 3,4 Prozent am deutlichsten zulegen. Aber auch Wärme und Verkehr wurden „grüner“. Insgesamt wurden so 227 Tonnen CO2 vermieden und die Bundesrepublik übertraf das gegenüber der EU zugesagte Einsparziel für 2020: Deutschland hatte sich verpflichtet, 18 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs mit regenerativen Quellen zu decken. Am Ende waren es 19,3 Prozent.
Die nachhaltige Stromerzeugung konnte nicht nur das stärkste Wachstum verzeichnen, der EE-Anteil der Elektrizität war auch mit Abstand am größten: 45,4 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms stammten aus regenerativen Quellen. Grund dafür war unter anderem, dass der Gesamtverbrauch in Folge des Covid-19-bedingten Lockdowns um rund vier Prozent sank. Außerdem waren die Witterungsbedingen für Windkraft- und Solaranlagen vor allem im ersten Halbjahr besonders gut. Windräder an Land und auf See erzeugten mehr als die Hälfte des erneuerbaren und knapp ein Viertel des gesamten Stroms, Solaranlagen gut 20 bzw. knapp zehn Prozent. Beide Technologien hatten außerdem den größten Anteil am Zubau von insgesamt 6,7 Gigawatt (GW): 2020 gingen neue Photovoltaikanlagen mit einer Kapazität von 4,8 GW und Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1,4 GW ans Netz.
Ähnlich wie im Stromsektor sank auch der Wärmeverbrauch wegen des warmen Wetters und der Pandemie. Gleichzeitig stieg der EE-Anteil um 0,2 Prozent auf insgesamt 15,2 Prozent leicht an. Die mit Abstand wichtigste Wärmequelle blieb die Biomasse (inkl. des biogenen Abfalls). Sie deckte gut 85 Prozent des Verbrauchs, der Rest entfiel auf Geothermie (9,7 Prozent) und Solarthermie (4,8 Prozent).
Und auch im Verkehr spielten Erneuerbare eine größere Rolle: Ihr Anteil am Endenergieverbrauch stieg um 1,7 Prozent auf 7,3 Prozent. Grund dafür war die stärkere Nachfrage nach Biokraftstoffen, allen voran Biodiesel, um fast ein Viertel bei sinkendem Gesamtkraftstoffverbrauch. Zehn Prozent mehr Strom stammten aus regenerativen Quellen, wobei der Endenergieverbrauch mit knapp 604 Milliarden Kilowattstunden so niedrig wie noch nie seit 1990 ausfiel.
Während der EE-Anteil in allen Bereichen seit Jahren einem klaren Aufwärtstrend folgt, ist das Investitionsvolumen seit 2010 deutlich zurückgegangen. Zwar flossen mit knapp elf Milliarden Mrd. Euro 2020 gut 300.000 Euro mehr als im Vorjahr in den Ausbau der Kapazitäten. An den Spitzenwert von fast 28 Mrd. im Jahr 2010 kommt das jedoch bei Weitem nicht heran. Die Kapazität wächst dennoch kontinuierlich weiter – auch, weil die Kosten für Windräder, Solaranlagen und Co. in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sind.
Außerdem fallen für die immer größere Anlagenflotte mehr Betriebskosten an – zum Beispiel für Wartung und Instandhaltung. Zuletzt beliefen sie sich auf 18,2 Mrd. Euro, das ist eine Mrd. mehr als 2019. Der Erneuerbaren-Sektor ist damit nicht nur Treiber der Energiewende, sondern zusehends auch eine Stütze der deutschen Wirtschaft.