Im Jahr 2021 kauften Unternehmen weltweit eine Rekordmenge von 31,1 Gigawatt (GW) (Link in English) nachhaltige Energie über langfristige Stromlieferverträge (PPAs). Laut einem Ende Januar veröffentlichten Bericht von BloombergNEF (BNEF) übernehmen große Technologieunternehmen zunehmend eine Führungsrolle in diesem dynamischen Markt. Mit 31,1 GW wurde ein Anstieg um 24 Prozent verzeichnet. Zum Vergleich: der bisherige Rekord lag 25,1 GW im Jahr 2020.
PPAs entwickeln sich damit zu einem wichtigen Mittel, um Kapital aus dem privatwirtschaftlichen Sektor für die Energiewende zu mobilisieren. Das erlaubt Fortschritte in Projekten für Erneuerbare Energien und unterstützt große Unternehmen darin, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Und das funktioniert so: Bei einem PPA handelt es sich um einen Liefervertrag. Der Verkäufer bietet dem Käufer Strom aus einer Erneuerbaren-Anlage zu einem Festpreis über einen klar definierten Zeitraum hinweg an – für gewöhnlich zwischen zehn und 20 Jahre. Ein solcher Vertrag wird auch „Corporate Power Purchase Agreement“ (CPPA) genannt.
Die Käufer sind in der Regel große Energieverbraucher, die nicht direkt dem Energiesektor zuzuordnen sind. Das kann zum Beispiel ein Technologieunternehmen sein, das Server mit Strom versorgen muss, ein Industrieunternehmen, etwa ein Aluminiumhersteller, oder auch ein Chemiekonzern mit großem Energiebedarf. Der Abschluss eines CPPA ermöglicht es ihnen, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Gleichzeitig gewährleistet er ihnen Energiepreissicherheit über einen langen Zeitraum hinweg.
Ein CPPA generiert somit eine Win-Win-Situation, da sowohl dem Projektentwickler als auch dem Käufer Preissicherheit geboten wird: letzterer erhält eine Absicherung der Betriebskosten, während dem Verkäufer eine Einnahmesicherheit gewährleistet wird, die der Realisierung des Projekts hilft. Ausgestattet mit einem CPPA können sich Entwickler Erneuerbarer an Banken oder andere Kreditgeber für Finanzierungen wenden, sofern diese zur Unterstützung des CPPA nötig sind.
Doch was macht Unternehmen, die ein CPPA abgeschlossen haben, für Kreditgeber attraktiv? Es ist vor allem die langfristige Preisstabilität. Denn Strompreise am Großhandelsmarkt unterliegen täglichen Änderungen, welche Anbietern signalisieren, ob sie ihre Stromerzeugung erhöhen oder verringern sollen. Dies wirkt sich wiederum unmittelbar auf ihre Entscheidung über weitere Investitionen in neue Kapazitäten aus. Und vor dieser Preisvolatilität am Strommarkt, welche Geschäftsentscheidungen beeinflusst, werden Unternehmen durch die Vereinbarung eines Festpreises im PPA geschützt.
PPAs sind auch ein Mittel, um großen Investitionsfonds den Einstieg in den Stromsektor zu ermöglichen, ohne dass damit eine direkte Eigentümerschaft für die Erzeugungsanlagen einhergeht. Diese Investmentfonds bringen so ebenfalls neues Kapital in den Markt für Erneuerbare.
Durch PPAs können große Unternehmen wie RWE auf beiden Seiten des Marktes eine aktive Rolle einnehmen. Sie sind so zum einen dazu in der Lage, kleinere Entwickler Erneuerbarer zu unterstützen, während sie zum anderen die nötigen finanziellen Mittel für ihre eigenen und viel größeren Projekte für grünen Strom beschaffen können.
Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein aktuelles Beispiel: Erst im Dezember unterzeichnete die RWE Supply & Trading GmbH einen PPA mit Enerparc AG. Darin sagt RWE zu, 35 Gigawattstunden pro Jahr aus einem Solarpark mit einer Leistung von 57 MW zu beziehen, der von Enerparc errichtet und betrieben werden soll.
Anfang des Jahres schloss auch das italienische multinationale Unternehmen Sofidel mit RWE einen CPPA ab. Der Seidenpapier-Hersteller wird so alleiniger Abnehmer für das 13,6 Megawatt-starke Alcamo-II-Windkraftprojekt von RWE auf Sizilien.
RWE kauft also nachhaltige Energie von kleineren Entwicklern und verkauft sie an jene, die sie benötigen. So kann das Unternehmen mehr Grünstrom anbieten.
Es ist also insgesamt zu beobachten, dass der privatwirtschaftliche Sektor zunehmend Kapital für die Energiewende mobilisiert. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat berechnet, dass 2021 über 750 Milliarden US-Dollar in Technologien für saubere Energie investiert (Link in English) wurden. Dies ist jedoch nicht genug. Denn die IEA schätzt in ihrem World Energy Outlook 2021, dass die Investitionen in die Energiewende bis 2030 auf ungefähr vier Billionen US-Dollar jährlich ansteigen müssten, um das Ziel Netto-Null bis 2050 zu erreichen.
PPAs bieten eine Möglichkeit, mehr Geld für die Energiewende zu mobilisieren, insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Regierungen die Subventionen für den Ausbau der EE-Kapazitäten zurückfahren. Die Kosten für den Ausbau dieser sinken nämlich zusehends.
Somit sind PPAs ein Modell, auf dass immer mehr Unternehmen setzen: Laut einer im Februar von Pexapark veröffentlichten Studie (Link in English) unterzeichneten Versorgungsunternehmen in Europa 2021 PPAs mit einer Gesamtleistung von 4,63 GW. Andere Unternehmen schlossen Verträge über eine Leistung in Höhe von 6,5 GW. Amazon ist hier als größter Abnehmer zu nennen, dicht gefolgt von den Industriekonzernen Alcoa und BASF.
Für Unternehmen außerhalb der Energiebranche bietet ein PAA eine relativ einfache Möglichkeit, langfristig nachhaltigen Strom zu einem festen Preis zu beziehen. Zwar sind für Versorgungsunternehmen, die Strom sowohl kaufen als auch verkaufen, die Risiken komplexer, jedoch wird der Aufwärtstrend anhalten.
Die Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen weisen nämlich darauf hin, dass der Markt weiterhin florieren wird. So nennt BNEF, dass sich zusätzlich zu den 288 Unternehmen, die sich bereits dazu verpflichtet haben, zu 100 Prozent auf Erneuerbare umzusteigen, 67 weitere im Jahr 2021 dieses Ziel gesetzt haben. Diese werden zusätzliche 246 Terawattstunden grünen Strom kaufen müssen, um ihre Ziele zu erreichen – mehr Strom, als das gesamte Vereinigte Königreich in einem gesamten Jahr verbraucht.