Solarpark in einer Wüste in Australien
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Australien will bei der Energiewende den Turbo zünden
Die australische Regierung will die riesigen Erneuerbaren-Ressourcen mit Milliarden-Investitionen heben

Bis zu 15 Sonnenstunden pro Tag, fast 26.000 Kilometer Küste, davon viele flache Küstengewässer, mit hohen Windgeschwindigkeiten: In Australien herrschen Top-Bedingungen für die Stromproduktion aus Solar, Onshore und Offshore Wind. Doch in dem Land lagern auch zehn Prozent der globalen Kohlevorkommen. Entsprechend hat Down Under stets stark auf den Brennstoff gesetzt. Zuletzt wurden fast 90 Prozent des Primärenergieverbrauchs mit fossilen Rohstoffen gedeckt, am Strommix hatten Kohle, Gas und Öl einen Anteil von 70 Prozent. Doch das soll sich nun ändern. Die im Mai neu gewählte australische Regierung hat angekündigt, die Energiewende entschlossen vorantreiben zu wollen und massiv in den Ausbau von Windkraft, Solarenergie und Co. zu investieren.

Im Juni hat die Regierungskoalition um Premierminister Anthony Albanese den sogenannten national festgelegten Beitrag (Nationally Determined Contribution, NDC) aktualisiert. Die NDCs sind fester Bestandteil des Pariser Klimaschutzabkommens und werden von den Vertragsstaaten festgelegt. Australien hat sich dort das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2005 zu senken. Das ist eine deutliche Verschärfung um 15 Prozentpunkte gegenüber dem bisherigen Klimaziel. Außerdem bekräftigt die Regierung die Selbstverpflichtung, bis 2050 klimaneutral zu werden. Albanese kündigte zu diesem Zweck mehrere Gesetzesinitiativen an:

Wenn das Parlament wieder zusammentritt, werden wir schnell handeln, um die australischen Ziele für 2030 und 2050 in der Gesetzgebung zu verankern und der Industrie und den Investoren die gewünschte Sicherheit zu geben. Unser Plan ‚Powering Australia‘ wird den Übergang zu Erneuerbaren Energien unterstützen, einschließlich Investitionen in die Übertragung und Speicherung, die für das Gleichgewicht des Netzes erforderlich sind. Anthony Norman Albanese, Premierminister Australiens

Regierung plant hohe Investitionen in den Ausbau des Stromnetzes

Um dieses Ziel zu erreichen, will die Regierung ein Multi-Milliarden-Dollar-Förderpaket schnüren: Unter anderem sollen 20 Milliarden australische Dollar (ca. 13,5 Milliarden Euro) sollen in den Dekarbonisierung des Stromnetzes fließen, mit 3 Milliarden australischen Dollar soll der neue Nationale Wiederaufbaufonds zur Förderung der neuen Industrie gefüllt werden, 300 Millionen sind für die Bereitstellung von Batterien und Solaranlagen in Gemeinden vorgesehen, mit weiteren 100 Millionen soll der Ausbildungsmarkt im Bereich der neuen Energien angekurbelt werden.

Das Land plant neben dem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien weitere Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel die Stärkung des sogenannten Safeguard Mechanismus, der abnehmende Emissionsgrenzwerte für die größten CO2-Emittenten festlegt, sowie eine nationale Strategie zur Förderung der Elektromobilität inklusive des Aufbaus einer Tankinfrastruktur für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge. Die staatliche Klimawandelbehörde soll wieder eine wichtigere Beratungsfunktion übernehmen.

Energiewende soll zahlreiche Arbeitsplätze schaffen

Die Pläne sollen aber nicht nur der Energiewende in Down Under einen ordentlichen Schub geben, sondern auch die Wirtschaft ankurbeln. Insgesamt wollen Anthony Albanese und sein Kabinett mehr als 600.000 neue Jobs schaffen, einen Großteil davon vor Ort in den Regionen. „Mit dem richtigen Ehrgeiz, den richtigen Maßnahmen und der richtigen Zusammenarbeit kann Australien die einmalige Chance nutzen, die vor uns liegt, und in einer Netto-Null-Welt gedeihen“, sagte Jenny McAllister, stellvertretende Ministerin für Klimawandel und Energie, bei Bekanntgabe des neuen NDC.

Noch dominieren fossile Brennstoffe den Energiemix

Aktuell ist der Staat mit 26 Millionen Einwohnern von der Netto-Null jedoch noch weit entfernt. Laut der Plattform Our World in Data stammten 2021 rund 70 Prozent des Stroms aus fossilen Quellen. Solarenergie lag mit einem Anteil von knapp 12 Prozent an der Stromproduktion vor Windenergie mit zehn Prozent und Wasserkraft mit 6,7 Prozent.

Strommix in Australien 2021

in Prozent, Quelle: Our World in Data

Der Primärenergieverbrauch war noch stärker von fossilen Brennstoffen geprägt. Hier dominierten 2021 Öl (34%), Kohle (29%) und Gas (35) Prozent, Erneuerbare hatten zusammen nur einen Anteil von etwa 12 Prozent. Während regenerative Energiequellen im Stromsektor seit 2000 deutlich an Bedeutung gewinnen konnten – ihr Anteil ist von unter zehn auf fast 30 Prozent gestiegen –, spielen sie bei der Deckung des Gesamtenergiebedarfs also weiter eine untergeordnete Rolle.

Anteil fossiler Rohstoffe am Primärenergieverbrauch und in der Stromproduktion

in Prozent, Quelle: Our World in Data / BP Statistical Review of World Energy 2021

Anteil Erneuerbarer am Primärenergieverbrauch und in der Stromproduktion

in Prozent, Quelle: Our World in Data / BP Statistical Review of World Energy 2021

Erste Großprojekte für Windkraft und Solarenergie sind gestartet

Dabei könnte das Land seinen Strombedarf ohne weiteres aus Solar- und Windenergie decken. Der sechstgrößte Staat der Erde ist nur dünn besiedelt und das sonnige Wetter und die hohe Sonneneinstrahlung versprechen hohe Erträge für Solaranlagen. Erste Großprojekte wie die Limondale Solar Farm mit einer installierten Kapazität von 349 Megawatt, die RWE im Südwesten von New South Wales betreibt, gibt es bereits. Außerdem gibt es Pilotprojekte für die dezentrale Versorgung von Gemeinden mit Solarstrom (der en:former berichtete).

Auch für die Erschließung der großen Offshore-Windressourcen gibt es Pläne. Mindestens 12 Projekte befinden sich gerade im frühen Entwicklungsprozess. Das erste war Star of the South. Der Windpark soll aus bis zu 200 Turbinen bestehen, die sieben bis 25 Kilometer vor der Südküste von Gippsland installiert werden. Laut den Projektverantwortlichen könnten sie 1,2 Millionen Haushalte mit Strom versorgen.

Noch größere Dimensionen soll das geplante Asian Renewable Energy Hub (AREH) bei Pilbara in Western Australia annehmen. Laut BP, das den größten Anteil an der Kollaboration mehrerer Unternehmen hält, sollen Onshore-Windkraft- und Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von 26 Gigawatt entstehen. Die jährliche Stromproduktion von rund 90 Terawattstunden entspräche einem Drittel der gesamten australischen Stromerzeugung im Jahr 2020. Sie soll genutzt werden, um 1,6 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff oder neun Millionen Tonnen grünen Ammoniak jährlich zu produzieren.

Australien könnte große Mengen grünen Strom und Wasserstoff exportieren

Ein Teil davon könnte exportiert werden. Schon bevor die Regierung ihre Klimaziele verschärft hat, gab es Überlegungen, Strom und Wasserstoff aus nachhaltiger Erzeugung ins Ausland zu liefern. Weil die Bedingungen im Land so günstig sind, kann dort deutlich mehr Erneuerbare Energie gewonnen werden, als zur Deckung des Primärenergieverbrauchs benötigt wird. Albanese und McAllister sehen daher gute Chancen, dass Australien künftig „eine Supermacht für saubere Energie“ wird.

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