Der Ausbau der Solarenergie hat im Jahr 2022 einen wichtigen Meilenstein erreicht: Die Kapazität der weltweit installierten, netzgebundenen Solaranlagen ist um 239 Gigawatt (GW) gestiegen und hat damit die Ein-Terawatt-Marke überschritten. Und Experten des europäischen Branchenverbands Solar Power Europe (SPE, Link in Englisch) erwarten für die kommenden Jahre eine noch sonnigere Entwicklung: In der aktuellen Auflage des jährlichen „Global Market Outlook“ prognostizieren sie ein Wachstum um bis zu 402 GW in 2023. Bereits 2025 könnte das zweite Terawatt erreicht sein.
Doch von vorn: Nachdem sich die Solarenergie in den Pandemiejahren 2020 und 2021 mit Zubau-Raten von 19 beziehungsweise 18 Prozent bereits als widerstandsfähig erwiesen hatte, machte sie während der Energiekrise 2022 mit einem Plus von 45 Prozent den größten Sprung seit 2016. SPE begründet das vor allem damit, dass die grüne Energiequelle deutlich preisgünstiger sei als fossile Alternativen und als sehr zuverlässig gelte.
Mit einem Zubau von fast 100 GW war China laut dem Bericht auch 2022 der weltweit führende Solarmarkt. Die USA erreichten mit 21,9 GW neuer Solarkapazität Platz zwei, gefolgt von Indien mit 17,4 GW. Spanien schaffte es als einziges europäisches Land in die Top fünf des SPE-Rankings. Bei der installierten Kapazität pro Kopf hingegen rangierten die Niederlande und Deutschland direkt hinter Spitzenreiter Australien mit 1,2 Kilowatt pro Kopf.
Für die kommenden fünf Jahre haben die Experten des Verbands drei Szenarien erarbeitet. Das mittlere Szenario zeigt die wahrscheinlichste Entwicklung angesichts der aktuellen Marktlage. Hier gehen die Autoren davon aus, dass die installierte Kapazität 2023 um 341 GW wachsen wird, 2024 um über 400 GW. China, die USA und Indien werden mit einem jährlichen Zubau von jeweils über 20 GW die wichtigsten Treiber bleiben. Deutschland könnte 2026 als einziges weiteres Land die 20-GW-Schwelle überschreiten.
Das hohe Szenario skizziert eine ähnliche Entwicklung. Auch hier prognostizieren die Experten, dass sich die weltweite Solarkapazität alle drei Jahre verdoppeln wird. Sie gehen dabei allerdings davon aus, dass der Ausbau aufgrund von günstigeren Marktbedingungen schneller voranschreiten wird. Der jährliche Zubau würde dann bereits 2023 die 400-GW-Marke knacken, die zwei Terawatt würden 2024 überschritten.
Selbst im pessimistischsten niedrigen Szenario würden laut SPE 2023 noch 292 GW installiert – das entspräche einem Plus von 22 Prozent. „Viel wahrscheinlicher“ sei aber eine positivere Entwicklung: „Wir sind zuversichtlicher denn je, dass die Solarbranche auch in den kommenden Jahren auf der Überholspur bleiben wird“, heißt es im Marktausblick. Bedingung dafür sei, dass der entsprechende regulatorische Rahmen dafür geschaffen werde – sprich: vor allem einfachere Genehmigungsverfahren und ein stärkerer Netzausbau.
Für die Region, auf die SPE in dieser Auflage einen besonderen Fokus legt, trifft das bereits zu: Der Solarmarkt in Südostasien boomte laut den Experten zuletzt dank unterstützender politischer Maßnahmen, verstärkter Investitionen und technologischer Fortschritte. 2022 stieg die Solarkapazität dort Schätzungen zufolge um zwölf Prozent auf fast 32 GW. Besonders bemerkenswert: 2020 hatte sie sich mehr als verdoppelt, nachdem die vietnamesische Regierung das Einspeisetarifsystem gestoppt hatte. Spätestens ab 2024 wird in der gesamten Region ein hohes Wachstumstempo erwartet.