Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland ist in diesem Jahr auf einem klaren Wachstumskurs. So entwickelt sich der Markt für Solar- und Windkraft deutlich dynamischer als in vergangenen Jahren. Das zeigen Daten des bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) geführten Marktstammdatenregisters, welche das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) ausgewertet hat.
Von Januar bis Juli sind Photovoltaik-Anlagen und Windräder mit einer Leistung von zusammen 10.006 Megawatt (MW), also zehn Gigawatt (GW – alle Werte gerundet), neu in Betrieb gegangen, so die IWR-Auswertung. Dabei dominiert die Solarenergie den Ausbau: Die Leistung der neuinstallierten Solarmodule lag bei knapp acht GW und damit fast viermal so hoch wie die der Windräder mit etwas mehr als zwei GW. Im Vorjahreszeitraum (Januar bis Juli 2022) waren es 4,2 GW bei der Solarenergie und knapp 1,2 GW bei der Windkraft (gesamt: 5,4 GW) – das Ausbautempo hat sich also fast verdoppelt.
Die Solarenergie ist beim Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland der größte Wachstumstreiber: Rund 593.000 Solaranlagen gingen von Januar bis Juli ans Netz und produzierten Strom. Das sind dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Damit stieg die Zahl der stromproduzierenden Solaranlagen in Deutschland auf rund 3,3 Millionen, die installierte Solarleistung erreicht knapp 75,5 GW.
Die meisten Solarmodule wurden in Bayern installiert (mit knapp zwei GW), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (1,3 GW) und Baden-Württemberg (1,1 GW), Niedersachsen (0,7 GW) und Brandenburg (0,6 GW).
„Das hohe Solarwachstum zeigt anschaulich, dass die Energiewende in Deutschland bei den Menschen angekommen und zu einem Mitmachprojekt geworden ist“, sagt IWR-Chef Dr. Norbert Allnoch anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen.
Auch wenn die Windenergie nicht an die Ausbauzahlen der Solarenergie herankommt, ist die Entwicklung insgesamt positiv zu bewerten: Von Januar bis Juli sind 420 neue Windkraftanlagen mit der schon erwähnten Gesamtleistung von rund zwei GW in Betrieb gegangen – das ist immerhin ein Plus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nach den besonders schwachen Jahren 2019 und 2020 befindet sich der Ausbau der Windkraft also weiter auf Erholungskurs.
Von den Neuinstallationen entfallen rund 1,8 GW auf Onshore und 0,2 GW auf Offshore, also auf Windparks auf offener See. Dabei profitiert der deutsche Windenergiemarkt sowohl bei Onshore als auch bei Offshore von der Tatsache, dass Turbinen größer und leistungsstärker werden.
Die Onshore-Windkraft ist weiter durch ein starkes Nord-Süd-Gefälle geprägt, zeigt eine Analyse der regionalen Verteilung: Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit rund 0,7 GW neuer Windkraftleistung, gefolgt von Niedersachsen (0,3 GW) und Nordrhein-Westfalen (232 MW).
Das IWR schätzt, dass am Ende des Jahres die Gesamtleistung von neuen PV-Anlagen und Windrädern bei rund 15 GW liegen wird. Sollte es dazu kommen – und die bisherigen Zahlen bestätigen das – wird der der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland eine neue Rekordmarke aufstellen.