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Pläne für LNG-Terminal in Deutschland werden konkreter
Schon bald könnte in Wilhelmshaven und Brunsbüttel mit dem Bau der Anlagen begonnen werden

Soll Erdgas nach Deutschland transportiert werden, geschieht das bis heute auf eine einzige Art: durch Pipelines, vor allem aus Norwegen, Russland und den Niederlanden. Um die Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten und Gas weltweit einkaufen und so letztlich flexibel auf Preiserhöhungen reagieren zu können, will das Bundeswirtschaftsministerium für Deutschland, was andere EU-Länder längst haben: spezielle Terminals, in denen sogenanntes LNG, Liquefied Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas, per Schiff aus der ganzen Welt anlanden kann.

Die Niederlande als größter Erdgasproduzent und -exporteur in der EU wollen die eigene Förderung ab 2023 massiv drosseln, um sie 2030 komplett einzustellen – ein eigenes LNG-Terminal für den Gasimport per Schiff besitzen sie bereits. Auch viele andere EU-Länder setzen mittlerweile auf diese Infrastruktur. So verfügt Griechenland nicht nur seit vielen Jahren über ein eigenes Terminal, das 2018 noch einmal erweitert wurde, sondern orderte allein im vergangenen Jahr 33 neue LNG-Tanker, mehr als jedes andere Land.

Aus welchen Ländern importiert Deutschland Erdgas?

Anteil in Prozent der importierten Gasmenge 2017 (Quelle: statista)

Weil im Zuge von Kohle- und Atomausstieg die Gasnachfrage in Deutschland Experten zufolge steigen werde und die Niederlande als wichtiger Zulieferer wegfallen, sehen viele Investoren eine Chance im Flüssiggas. Drei mögliche Standorte sind im Gespräch: das schleswig-holsteinische Brunsbüttel sowie Wilhelmshaven und Stade in Niedersachsen. Am weitesten gediehen sind die Pläne offenbar in Brunsbüttel, wo auch die schleswig-holsteinische Landesregierung als Unterstützerin auftritt. Die geografische Nähe zum Hamburger Hafen, die Lage direkt an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe und energieintensive Industrie direkt vor Ort sprechen für die Kleinstadt.

Infobox: Verflüssigung und Transport von Erdgas

Um Erdgas zu verflüssigen, muss es auf minus 161 bis minus 164 Grad Celsius abgekühlt werden. Das Volumen von Flüssiggas beträgt nur etwas unter einem Sechshundertstel des Volumens von Erdgas im gasförmigen Zustand. Spezialschiffe transportieren das Gas zu den Terminals, wo sie es mit schiffseigenen Pumpen abladen. In den Behältern der Terminals wird das Gas weiterhin gekühlt aufbewahrt, bis es weiter transportiert oder regasifiziert wird, also in gasförmiges Gas umgewandelt.

Betrieb in Brunsbüttel könnte 2022 beginnen

Das Konsortium German LNG Terminal GmbH, an dem der deutsche Logistikdienstleister für Mineralöle, Chemikalien und Gase Oiltanking und die beiden niederländischen Unternehmen Gasunie und Vopak beteiligt sind, will noch im März den Genehmigungsantrag für ihr Terminal stellen. Läuft alles nach Plan, könnte Ende des Jahres über die Finanzierung entschieden und im Jahr 2020 mit dem Bau begonnen werden. Der Betrieb dürfte dann Ende 2022 aufgenommen werden.

Schon seit September 2018 besteht ein Vorvertrag mit RWE, bei dem sich das Unternehmen bereits mögliche Kapazitäten sicherte. Im Februar ließ Daan Vos, noch bis Ende März Geschäftsführer bei Oiltanking, gegenüber dem Handelsblatt verlauten, man habe einen weiteren Vorvertrag mit einem „wichtigen Teilnehmer des LNG-Marktes“ geschlossen. Der Vertragspartner wolle langfristig einen „beträchtlichen Teil“ der künftigen Terminal-Kapazitäten nutzen. Diese sollen laut aktueller Planung bei acht Milliarden Kubikmetern Gas jährlich liegen. Im Jahr 2017 lag der Erdgasverbrauch in Deutschland bei 90 Milliarden Kubikmeter – das Terminal könnte also bei voller Auslastung rund 7 Prozent des Bedarfs decken.

Schwimmendes Terminal für Wilhelmshaven geplant

In Wilhelmshaven plant man ein wenig größer als in Brunsbüttel: Dort soll ein schwimmendes Terminal, dessen möglicher Betriebsbeginn mit der zweiten Jahreshälfte 2022 angegeben wird, eine Leistung von zehn Milliarden Kubikmetern jährlich bieten. Zum Vergleich: Das größte LNG-Terminal Europas in Barcelona hat eine Kapazität von etwa 18 Milliarden Kubikmetern. Auch die Investoren in Wilhelmshaven, der Energieversorger Uniper und die japanische Reederei Mitsui OSK Lines, können bereits einen Vorvertrag mit dem US-amerikanischen Mineralölkonzern Exxon Mobil Corporation über langfristige Buchungen von großen Regasifizierungs-Kapazitäten vorweisen.

Für den Standort sprächen der Tiefseehafen, ein direkter Anschluss an das Pipelinenetz sowie Gasspeicher in der Nähe, zitierte die Wirtschaftswoche den Uniper-Manager Keith Martin im Dezember 2018. Zudem seien „etliche Genehmigungsprozesse“ schon abgeschlossen.

Wirtschaftsminister sagt staatliche Förderung zu

Wirtschaftsminister Peter Altmaier spricht derzeit davon, dass „mindestens zwei Terminals“ realisiert werden könnten „Das ist ein wichtiger, notwendiger Übergangsschritt im Hinblick auf eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft, die aber erst mittel- und langfristig erreichbar ist.“

Auch Kanzlerin Angela Merkel versprach im Februar, dass Deutschland seine Pläne, ein LNG-Terminal zu installieren, beschleunigen werde, „um auch auf andere Energiequellen zurückgreifen zu können.“ Dazu hat die Bundesregierung kürzlich beschlossen, dass nicht mehr die Investoren, sondern die Gasnetzbetreiber die Kosten für die Anbindung der Terminals an das Gasnetz tragen müssen. Der Bau der Terminals wird für die Investoren deutlich günstiger.

Zudem sollen die Terminals mit einer „substanziellen Summe“ staatlich gefördert werden, etwa über Mittel der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW). Auch ein Programm des Bundesverkehrsministeriums zur Förderung der LNG-Infrastruktur für Schiffe wird in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnt.

LNG deutlich teurer als Pipeline-Erdgas

Kritiker bemängeln allerdings, dass es schon jetzt mehr europäische Terminalkapazitäten als verfügbares LNG gebe. Außerdem ist das Flüssiggas aktuell noch deutlich teurer als herkömmliches Pipeline-Erdgas: Damit es sich verflüssigt und sein Volumen verringert, muss das Gas auf etwa minus 160 Grad Celsius abgekühlt werden. Dennoch ist Minister Altmaier zuversichtlich, dass die Preise in den nächsten zehn Jahren dramatisch sinken werden – aufgrund geringerer Transportkosten, höherer Produktionskapazitäten in den USA und mehr Konkurrenz am Markt.

Was ist LNG? Wie aus Erdgas flüssiges Gas wird

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Bildnachweis: Leonardo da, shutterstock.com

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