Etwa 13 Prozent des Kohlendioxids, das der weltweite Transportsektor ausstößt, geht auf das Konto der Schifffahrt. Das sind rund drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Zugegeben, das ist nicht allzu viel. Doch wenn die Weltgemeinschaft ihre Klimaziele erreichen will, müssen alle Sektoren mitmachen. Auch die Schifffahrt.
Schiffsabgase gelten als besonders umwelt- und gesundheitsschädlich. Denn bisher nutzen die Reedereien fast ausschließlich Schweröl zum Antrieb. Dessen Abgase enthalten – verglichen mit Benzin- oder Dieselabgasen – ein Vielfaches an Stickoxiden, Schwefeloxiden und anderen Schadstoffen,. In der Binnenschifffahrt wird deshalb häufig das emissionsärmere Schiffsdiesel eingesetzt. Dennoch fordern nicht nur Umweltverbände, sondern auch Anwohner von Häfen und Wasserstraßen, dass die Schifffahrt sauberer wird.
Ideen für alternative Schiffsantriebe gibt es viele. Einige davon werden noch in der Forschung diskutiert, andere haben das Reißbrett längst verlassen und kommen auf Hoher See zum Einsatz. So haben einige Reedereien Schiffe auf andere Treibstoffe umgerüstet. Andere besinnen sich auf die Ursprünge der Seefahrt und machen sich die Winde der Weltmeere zunutze. Wer aber nun an eine Rückkehr ins Segelzeitalter denkt, der irrt gewaltig …
Eine heiß gehandelte Alternative zum Schweröl ist LNG, also verflüssigtes Erdgas: Schiffe benötigen keine neue Maschine, um auf LNG-Betrieb umgerüstet zu werden und bei der Verbrennung entsteht weniger CO2. Vorreiter der Technik ist Norwegen: Von den 163 LNG-Schiffen, die laut der norwegischen Klassifikationsgesellschaft DVN GL im Juni 2019 global unterwegs waren, verkehrten 65 hauptsächlich in Norwegen, 44 weitere in Europa und nur elf weltweit. Eine der letzteren ist die AIDAnova (Bild). Ende 2018 von der amerikanisch-britischen Reederei Carnival in Dienst gestellt, ist sie das erste ausschließlich mit LNG befeuerte Kreuzfahrtschiff der Welt. Mit 337 Metern Länge dürfte es auch zu den größten LNG-getriebenen Schiffen überhaupt gehören. Die Perspektiven für LNG sind enorm: Die DNV GL schätzt, dass verflüssigtes Erdgas im Jahr 2050 ein Drittel des Energiemix‘ der Schifffahrt ausmachen wird (© AlanMorris, shutterstock.com).
Die „Stena Germanica“ ist laut der schwedischen Stena Line die erste Fähre der Welt mit einem Methanol-Antrieb. Der Treibstoff kann aus Holz, Biogas oder CO2 Gewonnen werden. Eine Anlage zur Methanol-Synthese mit CO2 aus Kraftwerksabgasen betreibt RWE seit 2019. Methanol ist sogar emissionsneutral, wenn das Kohlendioxid aus der Atmosphäre und die Synthese-Energie aus Ökostrom kommt. Im Nachhaltigkeitsreport der Stena Line finden sich noch weitere Ansätze, emissionsärmer zu operieren: Saubere Schiffsrümpfe und Künstliche Intelligent an Bord sollen den Verbrauch senken. In vielen Häfen würden Schiffe nachhaltig erzeugten Strom von Land nutzen, statt ihn mit den Schiffsmotoren zu generieren. Mit der „Stena Jutlandica" erprobt die Reederei nun einen Hybrid-Antrieb: Bei Hafenmanövern senkt eine Batterie den Verbrauch der Motoren. Mittelfristig soll das Schiff die 50 Seemeilen zwischen Frederikshavn und Göteborg vollelektrisch laufen (© Stena Line).
Der deutsche Windanlagenhersteller Enercon transportiert die Bauteile von Offshore-Anlagen seit 2008 mit dem „E-Ship 1“. Das 130 Meter lange Schiff wird angetrieben von zwei Dieselgeneratoren, die laut Enercon statt mit Schweröl ausschließlich mit dem emissionsärmeren Schiffsdiesel befeuert werden. Der Strom daraus betreibt zusätzlich vier Flettner-Antriebe. Die rotierenden Zylinder nutzen einen bestimmten Strömungseffekt, den Magnus-Effekt, um Windkraft in Vortrieb umzuwandeln. Die Treibstoff-Ersparnis beträgt laut Enercon bei günstigen Bedingungen etwa 15 Prozent. Die Idee wurde bereits vor etwa 100 Jahren vom Deutschen Anton Flettner entwickelt. Immerhin: 2018 wurde auch die finnische Fähre Viking Grace mit einem Flettner-Rotor ausgestattet, um den LNG-Antrieb zu ergänzen (© Jan Oelker / Enercon).
Den Wind als Antriebskraft zu nutzen, geht aber auch einfacher. Die Hamburger SkySails Group baut Zugdrachen, die vor Schiffe gespannt werden. Diese Methode funktioniert zwar nur bei Rückenwind, dann jedoch recht effektiv: „Bei gutem Wind konnte der Treibstoffverbrauch des Schiffes unter Einsatz des Zugdrachens halbiert werden“, teilte SkySails dem en:former mit. Der vielleicht größte Vorteil ist aber, dass Schiffe relativ einfach mit dem Zusatzantrieb nachgerüstet werden können. Der 90 Meter lange Minibulker „Michael A.“ (Bild) ist mit einem 160 Quadratmeter großen Drachen ausgestattet. Der größte Zugdrache von SkySails misst nach Angaben des Unternehmens 400 Quadratmeter (© SkySails Group).
Die Tradition der Segelschifffahrt ins 21. Jahrhundert zu holen – diese Idee geht wohl niemand so radikal an wie der Norweger Terje Lade mit seinem „Vindskip®“: Der gesamte Rumpf ist geformt wie eine symmetrische Flugzeugtragfläche. Sobald der LNG-Antrieb das Schiff auf Geschwindigkeit gebracht hat, kann es hauptsächlich mit Windkraft die Fahrt halten, sogar wenn der Wind von schräg vorne kommt. Erste Modelltests sollen bereits erfolgreich verlaufen sein, die Umsetzung der 200-Meter-Version steht aber noch aus. „Derzeit führen wir abschließende Tests und Auswertungen durch, um den Verbrauch zu dokumentieren“ , teilte Lade dem en:former mit. Das sei wichtig für die Investoren. Sie zu überzeugen, dürfte nicht einfach sein, denn die Ansage klingt zu schön, um wahr zu sein: 60 Prozent Treibstoffersparnis, 80 Prozent weniger Emissionen als vergleichbare Schiffe (© Lade AS).
Der deutsche Windanlagenhersteller Enercon transportiert die Bauteile von Offshore-Anlagen seit 2008 mit dem „E-Ship 1“. Das 130 Meter lange Schiff wird angetrieben von zwei Dieselgeneratoren, die laut Enercon statt mit Schweröl ausschließlich mit dem emissionsärmeren Schiffsdiesel befeuert werden. Der Strom daraus betreibt zusätzlich vier Flettner-Antriebe. Die rotierenden Zylinder nutzen einen bestimmten Strömungseffekt, den Magnus-Effekt, um Windkraft in Vortrieb umzuwandeln. Die Treibstoff-Ersparnis beträgt laut Enercon bei günstigen Bedingungen etwa 15 Prozent. Die Idee wurde bereits vor etwa 100 Jahren vom Deutschen Anton Flettner entwickelt. Immerhin: 2018 wurde auch die finnische Fähre Viking Grace mit einem Flettner-Rotor ausgestattet, um den LNG-Antrieb zu ergänzen (© Jan Oelker / Enercon).
Den Wind als Antriebskraft zu nutzen, geht aber auch einfacher. Die Hamburger SkySails Group baut Zugdrachen, die vor Schiffe gespannt werden. Diese Methode funktioniert zwar nur bei Rückenwind, dann jedoch recht effektiv: „Bei gutem Wind konnte der Treibstoffverbrauch des Schiffes unter Einsatz des Zugdrachens halbiert werden“, teilte SkySails dem en:former mit. Der vielleicht größte Vorteil ist aber, dass Schiffe relativ einfach mit dem Zusatzantrieb nachgerüstet werden können. Der 90 Meter lange Minibulker „Michael A.“ (Bild) ist mit einem 160 Quadratmeter großen Drachen ausgestattet. Der größte Zugdrache von SkySails misst nach Angaben des Unternehmens 400 Quadratmeter (© SkySails Group).
Die Tradition der Segelschifffahrt ins 21. Jahrhundert zu holen – diese Idee geht wohl niemand so radikal an wie der Norweger Terje Lade mit seinem „Vindskip®“: Der gesamte Rumpf ist geformt wie eine symmetrische Flugzeugtragfläche. Sobald der LNG-Antrieb das Schiff auf Geschwindigkeit gebracht hat, kann es hauptsächlich mit Windkraft die Fahrt halten, sogar wenn der Wind von schräg vorne kommt. Erste Modelltests sollen bereits erfolgreich verlaufen sein, die Umsetzung der 200-Meter-Version steht aber noch aus. „Derzeit führen wir abschließende Tests und Auswertungen durch, um den Verbrauch zu dokumentieren“ , teilte Lade dem en:former mit. Das sei wichtig für die Investoren. Sie zu überzeugen, dürfte nicht einfach sein, denn die Ansage klingt zu schön, um wahr zu sein: 60 Prozent Treibstoffersparnis, 80 Prozent weniger Emissionen als vergleichbare Schiffe (© Lade AS).
Eine heiß gehandelte Alternative zum Schweröl ist LNG, also verflüssigtes Erdgas: Schiffe benötigen keine neue Maschine, um auf LNG-Betrieb umgerüstet zu werden und bei der Verbrennung entsteht weniger CO2. Vorreiter der Technik ist Norwegen: Von den 163 LNG-Schiffen, die laut der norwegischen Klassifikationsgesellschaft DVN GL im Juni 2019 global unterwegs waren, verkehrten 65 hauptsächlich in Norwegen, 44 weitere in Europa und nur elf weltweit. Eine der letzteren ist die AIDAnova (Bild). Ende 2018 von der amerikanisch-britischen Reederei Carnival in Dienst gestellt, ist sie das erste ausschließlich mit LNG befeuerte Kreuzfahrtschiff der Welt. Mit 337 Metern Länge dürfte es auch zu den größten LNG-getriebenen Schiffen überhaupt gehören. Die Perspektiven für LNG sind enorm: Die DNV GL schätzt, dass verflüssigtes Erdgas im Jahr 2050 ein Drittel des Energiemix‘ der Schifffahrt ausmachen wird (© AlanMorris, shutterstock.com).
Die „Stena Germanica“ ist laut der schwedischen Stena Line die erste Fähre der Welt mit einem Methanol-Antrieb. Der Treibstoff kann aus Holz, Biogas oder CO2 Gewonnen werden. Eine Anlage zur Methanol-Synthese mit CO2 aus Kraftwerksabgasen betreibt RWE seit 2019. Methanol ist sogar emissionsneutral, wenn das Kohlendioxid aus der Atmosphäre und die Synthese-Energie aus Ökostrom kommt. Im Nachhaltigkeitsreport der Stena Line finden sich noch weitere Ansätze, emissionsärmer zu operieren: Saubere Schiffsrümpfe und Künstliche Intelligent an Bord sollen den Verbrauch senken. In vielen Häfen würden Schiffe nachhaltig erzeugten Strom von Land nutzen, statt ihn mit den Schiffsmotoren zu generieren. Mit der „Stena Jutlandica" erprobt die Reederei nun einen Hybrid-Antrieb: Bei Hafenmanövern senkt eine Batterie den Verbrauch der Motoren. Mittelfristig soll das Schiff die 50 Seemeilen zwischen Frederikshavn und Göteborg vollelektrisch laufen (© Stena Line).
Der deutsche Windanlagenhersteller Enercon transportiert die Bauteile von Offshore-Anlagen seit 2008 mit dem „E-Ship 1“. Das 130 Meter lange Schiff wird angetrieben von zwei Dieselgeneratoren, die laut Enercon statt mit Schweröl ausschließlich mit dem emissionsärmeren Schiffsdiesel befeuert werden. Der Strom daraus betreibt zusätzlich vier Flettner-Antriebe. Die rotierenden Zylinder nutzen einen bestimmten Strömungseffekt, den Magnus-Effekt, um Windkraft in Vortrieb umzuwandeln. Die Treibstoff-Ersparnis beträgt laut Enercon bei günstigen Bedingungen etwa 15 Prozent. Die Idee wurde bereits vor etwa 100 Jahren vom Deutschen Anton Flettner entwickelt. Immerhin: 2018 wurde auch die finnische Fähre Viking Grace mit einem Flettner-Rotor ausgestattet, um den LNG-Antrieb zu ergänzen (© Jan Oelker / Enercon).
Den Wind als Antriebskraft zu nutzen, geht aber auch einfacher. Die Hamburger SkySails Group baut Zugdrachen, die vor Schiffe gespannt werden. Diese Methode funktioniert zwar nur bei Rückenwind, dann jedoch recht effektiv: „Bei gutem Wind konnte der Treibstoffverbrauch des Schiffes unter Einsatz des Zugdrachens halbiert werden“, teilte SkySails dem en:former mit. Der vielleicht größte Vorteil ist aber, dass Schiffe relativ einfach mit dem Zusatzantrieb nachgerüstet werden können. Der 90 Meter lange Minibulker „Michael A.“ (Bild) ist mit einem 160 Quadratmeter großen Drachen ausgestattet. Der größte Zugdrache von SkySails misst nach Angaben des Unternehmens 400 Quadratmeter (© SkySails Group).
Die Tradition der Segelschifffahrt ins 21. Jahrhundert zu holen – diese Idee geht wohl niemand so radikal an wie der Norweger Terje Lade mit seinem „Vindskip®“: Der gesamte Rumpf ist geformt wie eine symmetrische Flugzeugtragfläche. Sobald der LNG-Antrieb das Schiff auf Geschwindigkeit gebracht hat, kann es hauptsächlich mit Windkraft die Fahrt halten, sogar wenn der Wind von schräg vorne kommt. Erste Modelltests sollen bereits erfolgreich verlaufen sein, die Umsetzung der 200-Meter-Version steht aber noch aus. „Derzeit führen wir abschließende Tests und Auswertungen durch, um den Verbrauch zu dokumentieren“ , teilte Lade dem en:former mit. Das sei wichtig für die Investoren. Sie zu überzeugen, dürfte nicht einfach sein, denn die Ansage klingt zu schön, um wahr zu sein: 60 Prozent Treibstoffersparnis, 80 Prozent weniger Emissionen als vergleichbare Schiffe (© Lade AS).
Eine heiß gehandelte Alternative zum Schweröl ist LNG, also verflüssigtes Erdgas: Schiffe benötigen keine neue Maschine, um auf LNG-Betrieb umgerüstet zu werden und bei der Verbrennung entsteht weniger CO2. Vorreiter der Technik ist Norwegen: Von den 163 LNG-Schiffen, die laut der norwegischen Klassifikationsgesellschaft DVN GL im Juni 2019 global unterwegs waren, verkehrten 65 hauptsächlich in Norwegen, 44 weitere in Europa und nur elf weltweit. Eine der letzteren ist die AIDAnova (Bild). Ende 2018 von der amerikanisch-britischen Reederei Carnival in Dienst gestellt, ist sie das erste ausschließlich mit LNG befeuerte Kreuzfahrtschiff der Welt. Mit 337 Metern Länge dürfte es auch zu den größten LNG-getriebenen Schiffen überhaupt gehören. Die Perspektiven für LNG sind enorm: Die DNV GL schätzt, dass verflüssigtes Erdgas im Jahr 2050 ein Drittel des Energiemix‘ der Schifffahrt ausmachen wird (© AlanMorris, shutterstock.com).
Die „Stena Germanica“ ist laut der schwedischen Stena Line die erste Fähre der Welt mit einem Methanol-Antrieb. Der Treibstoff kann aus Holz, Biogas oder CO2 Gewonnen werden. Eine Anlage zur Methanol-Synthese mit CO2 aus Kraftwerksabgasen betreibt RWE seit 2019. Methanol ist sogar emissionsneutral, wenn das Kohlendioxid aus der Atmosphäre und die Synthese-Energie aus Ökostrom kommt. Im Nachhaltigkeitsreport der Stena Line finden sich noch weitere Ansätze, emissionsärmer zu operieren: Saubere Schiffsrümpfe und Künstliche Intelligent an Bord sollen den Verbrauch senken. In vielen Häfen würden Schiffe nachhaltig erzeugten Strom von Land nutzen, statt ihn mit den Schiffsmotoren zu generieren. Mit der „Stena Jutlandica" erprobt die Reederei nun einen Hybrid-Antrieb: Bei Hafenmanövern senkt eine Batterie den Verbrauch der Motoren. Mittelfristig soll das Schiff die 50 Seemeilen zwischen Frederikshavn und Göteborg vollelektrisch laufen (© Stena Line).
Der deutsche Windanlagenhersteller Enercon transportiert die Bauteile von Offshore-Anlagen seit 2008 mit dem „E-Ship 1“. Das 130 Meter lange Schiff wird angetrieben von zwei Dieselgeneratoren, die laut Enercon statt mit Schweröl ausschließlich mit dem emissionsärmeren Schiffsdiesel befeuert werden. Der Strom daraus betreibt zusätzlich vier Flettner-Antriebe. Die rotierenden Zylinder nutzen einen bestimmten Strömungseffekt, den Magnus-Effekt, um Windkraft in Vortrieb umzuwandeln. Die Treibstoff-Ersparnis beträgt laut Enercon bei günstigen Bedingungen etwa 15 Prozent. Die Idee wurde bereits vor etwa 100 Jahren vom Deutschen Anton Flettner entwickelt. Immerhin: 2018 wurde auch die finnische Fähre Viking Grace mit einem Flettner-Rotor ausgestattet, um den LNG-Antrieb zu ergänzen (© Jan Oelker / Enercon).
Bildnachweis: MD_Photography, shutterstock.com