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Australiens Energiewende nimmt Fahrt auf
Fortschreitende Energiewende verfolgt sowohl die Dekarbonisierung des Binnenmarktes als auch des Exportsektors
  • Solaranlagen auf Dächern liefern mehr als ein Viertel der Erneuerbaren Energie
  • Projektpipeline im Versorgungsbereich wächst schnell
  • Offshore-Windgebiete wurden ermittelt
  • Grüne Energie soll nach Asien exportiert werden

Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der australischen Stromerzeugung lag im vergangenen Jahr bei 35,9 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie noch 2017.

Insbesondere die Nutzung von Solaranlagen auf Dächern hat sich in Australien durchgesetzt. Nach Angaben des Clean Energy Council verfügt inzwischen etwa jeder dritte australische Haushalt über eine eigene Photovoltaikanlage. Die Dachsolaranlagen trugen im vergangenen Jahr 25,8 Prozent zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren bei und machten damit zum ersten Mal mehr als ein Viertel der australischen Grünstromproduktion aus.

Um jedoch ein Stromsystem zu transformieren, das noch immer stark von fossilen Brennstoffen – insbesondere Kohle – abhängig ist, sind mehr Solar- und Windenergieprojekte erforderlich. Obwohl die Ausbauraten für gewerbliche Projekte im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr rückläufig waren, zeigt der kürzlich veröffentlichte Clean Energy Australia Report (Link in Englisch) deutlich, dass die Dynamik im gesamten Sektor der Erneuerbaren zunimmt:

  • Ende 2022 befanden sich 72 Großprojekte für Erneuerbare Energien im Bau oder hatten feste Finanzierungszusagen, verglichen mit 66 Ende 2021. Darunter fallen 48 Solarprojekte, 21 Windparks und drei Bioenergieanlagen.
  • Im Dezember wurde mit 1.505 Gigawattstunden (GWh) die bisher höchste monatliche Stromerzeugung im Bereich der Solarenergie erzielt.
  • Der Einsatz von Batteriespeichern – einer wichtigen Stütze für die effiziente Nutzung variabler Erneuerbarer Energien – stieg im vergangenen Jahr auf 1.380 Megawatt (MW) beziehungsweise 2.004 Megawattstunden (MWh), gegenüber 921 MW/1.169 MWh im Jahr 2021.
  • Wind- und Solarprojekte mit einer Kapazität von über fünf Gigawatt (GW) wurden im letzten Jahr in Betrieb genommen, der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.

Weitere groß angelegte Batteriespeicherinstallationen sind zu erwarten. RWE Renewables Australia hat im Mai eine Ausschreibung in New South Wales (Link in Englisch) für ein Batteriespeichersystem mit 50 MW/400 MWh gewonnen. Das Projekt wird neben dem 249-MW-Solarpark Limondale des Unternehmens errichtet, der 2021 in Betrieb genommen wurde. Das Unternehmen erschließt derzeit ein Portfolio von On- und Offshore-Wind-, Solar- und Batteriespeicherprojekten in ganz Australien.

Politischer Stimmungsumschwung zugunsten grünen Wachstums

Die verstärkten Aktivitäten im Bereich der Erneuerbaren spiegeln den Stimmungswandel wider, der sich im vergangenen Jahr auf nationaler Ebene vollzogen hat. Die Parlamentswahlen von 2022 wurden als „Greenslide“ (sinngemäß: grüner Ruck) betitelt. Zum ersten Mal seit 2007 kam die Labour-Partei wieder mit einer Mehrheit in Regierungsverantwortung.

Während diese Mehrheit knapp ist, haben die Grünen vier Sitze gewonnen (vorher war es nur einer), und eine Gruppe von unabhängigen Abgeordneten, die als „teal independents“ bekannt sind und mit einer umfassenden Klimaschutzagenda angetreten sind, verfügt über elf Sitze.

Dementsprechend wurden Maßnahmen ergriffen. Im Dezember kündigten die Regierung und der Bundesstaat New South Wales ein gemeinsames Abkommen im Wert von 7,8 Milliarden australischen Dollar (AUD, entspricht etwa 5,2 Milliarden US-Dollar) an, um acht wichtige Projekte in den Bereichen Übertragungsnetz und Erneuerbare zu fördern. Insgesamt beabsichtigt die Regierung im Rahmen ihrer Strategie „Rewiring the Nation“ (englisch für Neuvernetzung der Nation, Link in Englisch) Investitionen in Höhe von 20 Milliarden AUD in die Modernisierung des Stromnetzes.

Diese umfangreichen neuen Ausgaben für die Netzinfrastruktur sollen den beschleunigten Ausbau von Projekten für Erneuerbare erleichtern. Das Ziel der Regierung ist es, bis 2030 einen Anteil von 82 Prozent Erneuerbarer Energien am Energiemix zu erreichen. Die Regierung hat sich im September gesetzlich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen des Landes bis zum Ende des Jahrzehnts im Vergleich zu 2005 um 43 Prozent zu senken. Damit liegen die Klimaziele des Landes deutlich höher als die von der vorherigen Regierung angestrebten 26-28 Prozent.

Projektpipeline erweitert sich

Infolgedessen ist die Projektpipeline für den Ausbau der Erneuerbaren angewachsen. Laut Clean Energy Council waren im April 16,4 GW an neuen Kapazitäten finanziell gesichert, was Investitionen in Höhe von 23,5 Milliarden AUD entspricht.

Die Pipeline aller in Frage kommenden Projekte ist jedoch viel größer – und einigen Schätzungen zufolge mehr als ausreichend, um den gesamten Strombedarf Australiens zu decken. Dazu gehören eine wachsende Zahl von Offshore-Windprojekten und riesige Solarparks. Derzeit sind landesweit Offshore-Windparks mit über 50 GW Kapazität angekündigt.

Australien hat sukzessive den rechtlichen Rahmen für die Offshore-Windenergie geschaffen, was auch dem Ausbau von Batteriespeichern, Solarenergie, Onshore-Windenergie und Wasserkraft einen enormen Schub verleihen könnte. Der „Offshore Electricity Infrastructure Act“ (Link in Englisch) wurde bereits Ende 2021 verabschiedet. Im Juni 2022 wurde das Genehmigungssystem für die Regulierung des Sektors eingeführt.

Im Dezember 2022 erklärte die Regierung die Bass Strait vor der Küste Gippslands zur ersten Offshore-Windzone des Landes. In diesem Gebiet könnten mehr als 10 GW an Offshore-Windkapazität entstehen. Im Februar wurde eine Konsultation über die Hunter Offshore Wind Zone eingeleitet, die Teil der Hunter-Central Coast Renewable Energy Zone ist. Das Gebiet könnte Windräder mit weiteren acht GW Kapazität beherbergen.

Wirtschaftliche Transformation auf breiter Ebene

Australien ist dennoch nach wie vor ein Großverbraucher und Exporteur fossiler Brennstoffe, vor allem von Kohle und Flüssigerdgas. Das Land steht daher vor der doppelten Herausforderung der Dekarbonisierung im eigenen Land und der Umstellung einer exportorientierten Wirtschaft, die auf traditionellen Brennstoffen basiert.

Der Erfolg zeigt sich bereits. Im Jahr 2022 stieg die Produktion von Lithium, Vanadium und Kobalt – allesamt wichtige Batteriemineralien – um neun Prozent, zehn Prozent beziehungsweise sechs Prozent, wie aus dem Bericht „Australia Identified Mineral Resources“ (Link in Englisch) hervorgeht.

Eine noch größere Chance könnte jedoch in den Exporten von Strom aus Erneuerbaren und grünem Wasserstoff in die energiehungrigen Volkswirtschaften Asiens liegen, von denen viele nach wie vor stark von Kohle abhängig sind. Einige der weltweit größten Projekte für Erneuerbare Energien wurden in Australien auf den Weg gebracht, um sich einen Anteil am künftigen Handel mit umweltfreundlichen Energieträgern zu sichern.

Bildnachweis: © Milleflore Images, shutterstock.com

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