Für eine erfolgreiche Energiewende ist die Dekarbonisierung in allen Sektoren von zentraler Bedeutung. Insbesondere der Verkehrssektor spielt hier eine Schlüsselrolle: Automobile, Lastkraftwagen und Busse verursachen momentan etwa 20 Prozent der Gesamtemissionen in der Europäischen Union. Eine Lösung sehen Experten in elektrischen Fahrzeugen. Doch auch hier gibt es unterschiedliche Technologien und Antriebsarten. Zum einen die batteriebetriebenen E-Autos (battery-electric vehicle, BEV), zum anderen Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb (fuel cell-electric vehicle, FCEV).
In einer Studie hat die Unternehmensberatung McKinsey untersucht, wie sich beide Technologien in Zukunft entwickeln und wie diese gemeinsam die Energiewende im Verkehrssektor vorantreiben können. Dabei kommen die Experten zu dem Ergebnis, dass beide Technologien ihre Daseinsberechtigung haben und keine Technologie ausgeschlossen werden sollte. Stattdessen entwickeln sie ein Szenario, in dem eine parallele Weiterentwicklung und der Ausbau beider Technologien im Fokus steht.
Die Studie wurde im Auftrag der Clean Hydrogen Partnership (Link in Englisch) erhoben. Dabei handelt es sich um eine öffentlich-private Partnerschaft, in der sich die Europäische Kommission, die Brennstoffzellen- und Wasserstoffindustrie, vertreten durch Hydrogen Europe, sowie die Forschungsgemeinschaft Hydrogen Europe Research zusammengeschlossen haben. Das gemeinsame Ziel: Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich der Wasserstoff-Technologien zu unterstützen und so einen Beitrag zur Wasserstoffstrategie in der EU zu leisten.
Mit dieser Studie heben die Experten hervor, wie wichtig Vielfältigkeit beim Wechsel von Verbrennungsmotoren zu nachhaltigen Technologien im Verkehrssektor ist. Am sinnvollsten sei daher der kombinierte Ausbau der benötigten Infrastrukturen. Auf diese Weise würden sowohl BEV- als auch FCEV-Technologien gefördert und auf die Straßen gebracht. Das hätte, so die Studie, den Vorteil, weniger von einer Technologie abhängig zu sein.
Die Entwicklung mehrerer Technologien könnte demnach das Risiko verringern die notwendigen Ressourcen zu erschöpfen. Zudem könnte die Verfügbarkeit beider Technologien auf dem Markt die Einführung von Elektroautos weiter beschleunigen, da auf diese Weise Nutzer die Möglichkeit haben, zwischen zwei Antriebsarten zu wählen und so gemäß ihrem Bedarf entscheiden können.
Laut den Schätzungen der Autoren sei dieser kombinierte Weg außerdem kostengünstiger als die alleinige Fokussierung auf BEV-Infrastruktur.
Für das Jahr 2030 wird erwartet, dass etwa 25 Prozent der Fahrzeuge auf den Straßen Elektroautos sind, der Großteil BEV. Bis 2050 soll dieser Anteil sogar bis auf 93 Prozent ansteigen. Ein solch rapider Anstieg von BEV und FCEV macht einen Ausbau der dazugehörigen Infrastruktur unabdingbar. Diese müsste sich laut den Experten schnell entwickeln. Der in der Studie vorgeschlagene kombinierte Ausbau der Infrastruktur von BEV und FCEV erfordert etwa 52 Millionen Ladepunkte sowie etwa 5.000 Wasserstoff-Tankstellen in der EU bis 2030. Als Vergleich dazu: heute sind EU-weit etwa 270.000 Ladepunkte sowie 200 Wasserstofftankstellen installiert.
Die Investitionen für diesen immensen Ausbau lägen laut Schätzungen der Autoren bei etwa 220 Milliarden Euro, davon müssten zwischen 2026 und 2030 jährlich etwa 30 Milliarden Euro investiert werden. Ein Großteil von etwa 95 Prozent müsste in BEV-Ladeinfrastruktur fließen. Etwa zehn Milliarden Euro wären für den Bau von Wasserstoff-Tankstellen vorgesehen. Diese tragen aber dazu bei, die Brennstoffzellentechnologie in der EU weiter zu verbreiten.