Drei große Erkenntnisse nehme er mit, sagte BP-CEO Bob Dudley bei der Veröffentlichung der 68. Ausgaben des „BP Statistical Review of World Energy“: Einerseits schreite zwar die Elektrifizierung der Welt voran, andererseits halte der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht Schritt mit ihr. Und dann sei da der Boom der fossilen Energieträger Öl und Gas in den USA mit einer historischen Produktionssteigerung. Und diese Erkenntnis sei die unangenehmste, so Dudley: „Die Welt muss ihre Kohlendioxidemission senken, aber sie steigen weiter.“
Vollkommen überraschend ist das alles nicht: Weltwirtschaft und Wohlstand wachsen in den meisten Ländern der Welt und mit ihnen der Energiebedarf. Allerdings ist er 2018 deutlich schneller gestiegen als im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2017. Nach einem jährlichen Mittel von 1,5 Prozent stieg er im letzten Jahr mit 2,9 Prozent fast doppelt so schnell – und das, wie Spencer Dale, Chefökonom bei BP, betonte, bei eher moderatem Wachstum der Weltwirtschaft.
Dass China und Indien zu den größten Nachfragetreibern gehören, ist kein Novum. Wohl aber, dass auch die USA ihren Energiekonsum wieder gesteigert haben, und zwar um satte 3,5 Prozent. Laut BP war es der schnellste Anstieg seit 30 Jahren und eine deutliche Trendumkehr. Denn in den zehn vorangegangenen Jahren hatten die USA ihren Energiekonsum durchschnittlich um 0,4 Prozent pro Jahr gesenkt. Einen Erklärungsansatz fand Dale in der Wetterlage: Sowohl extrem kalte als auch besonders warme Tage hätten den Energiebedarf gesteigert.
In Europa, insbesondere Deutschland, dagegen wird es der milden Wetterlage im Winter zugeschrieben, dass sich der Energiebedarf in Grenzen hielt. Deutschland gehörte 2018 laut BP-Zahlen mit einem Minus von 3 Prozent zu den globalen Energiesparern. In Europa insgesamt aber stagnierte der Energieverbrauch 2018, nachdem er von 2007 bis 2017 jährlich um 0,6 Prozent zurückgegangen war.
Die Emissionen aus der Nutzung von Energie sind laut BP 2018 sogar schneller gestiegen als in den sieben Jahren zuvor, nämlich um zwei Prozent. Und das liegt nicht nur daran, dass immer mehr Menschen Flugzeuge benutzen und Autos fahren: „Trotz des schnellen Wachstums bei Erneuerbaren Energien sind die CO2-Emissionen im Stromsektor über die letzten drei Jahre substanziell gestiegen.“
Denn an der Zusammensetzung des weltweiten Strommixes hat sich kaum etwas geändert. Auch wenn der Anteil der Kohle zuletzt wieder ein bisschen zugunsten der Erneuerbaren sank, lautet die Formel seit etwa 20 Jahren grob: Ein Viertel des Stroms kommt aus Gas- und Ölkraftwerken, Kohlestrom und Ökostrom stellen je ein gutes Drittel. Genau deshalb, meint Chefökonom Dale, habe die voranschreitende Elektrifizierung bisher auch kaum einen Effekt auf die Treibhausgasemissionen: „Elektrifizierung ist nutzlos, wenn man den Strom nicht dekarbonisiert.“
Allein um den Anstieg des weltweiten Energiebedarfs bei den Treibhausgasemissionen zu kompensieren, hätten die Erneuerbaren in den vergangenen drei Jahren mehr als doppelt so schnell wachsen müssen, wie sie es getan haben: Statt der durchschnittlichen 800 Terawattstunden (TWh) hätten ihr Beitrag um 1800 TWh pro Jahr wachsen müssen. Um das Ausmaß der Lücke zu verdeutlichten, erklärte Dale in seiner Präsentation: „Die fehlenden 1000 TWh entsprechen ungefähr der erneuerbaren Produktion von China und den USA zusammengenommen.“
Bildnachweis: © BP p.l.c. 2019