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China will bis 2060 klimaneutral werden
Chinas Netto-Null-Ziel ist ein wichtiger Schritt im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel

Die Covid-19-Pandemie beherrschte wie kein anderes Thema die Schlagzeilen 2020. Dabei ging eine Nachricht etwas unter, die – langfristig gesehen – enorme positive Auswirkungen auf den Kampf gegen den Klimawandel haben dürfte: Im September erklärte Präsident Xi Jinping vor der UN-Generalversammlung, dass sich China verpflichtet, bis zum 2060 klimaneutral zu werden.

Auf den ersten Blick mag ein Netto-Null-Ziel, das zehn Jahre hinter dem der EU und Großbritanniens liegt, wenig ambitioniert erscheinen. Das ist es aber beileibe nicht. Wenn man Chinas Größe, den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, insbesondere der Kohle, berücksichtigt, ist es eines der ehrgeizigsten Klimaschutzziele der Welt – wenn nicht sogar das mit den höchsten Ambitionen überhaupt.

Weltgrößter Emittent, Pro-Kopf-Ausstoß im Mittelfeld

Außerdem ist es als Ausdruck einer Entwicklung zu sehen: Das Ziel der Klimaneutralität findet weltweit immer mehr Unterstützung. Eine wachsende Anzahl von Staaten hat sich verpflichtet, bis zu einem gewissen Zeitpunkt die CO2-Emmissionen in der Summe auf null zu begrenzen. Denn nur so können die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei China: Die Volksrepublik mit einer Bevölkerung von mehr als 1,4 Milliarden Menschen – das sind rund 18,5 Prozent der Weltbevölkerung – ist seit einigen Jahren der mit Abstand größte Emittent von Treibhausgasen. Zwei Einschränkungen sind dabei wichtig: Der Pro-Kopf-Ausstoß ist geringer als der von vielen OECD-Staaten. Und betrachtet man den CO2-Ausstoß insgesamt seit der Industrialisierung, hat die VR China weniger Triebhausgase emittiert als die USA oder die EU.

Abhängigkeit von der Kohle

Verantwortlich für Chinas hohe Emissionen ist in erster Linie der massive Einsatz von Kohle, der im Jahr 2019 rund 81,67 Exajoule betrug und damit mehr als die Hälfte des gesamten Kohleverbrauchs der Welt ausmachte.

Die Kohle, welche sowohl aus reichhaltigen einheimischen Lagerstätten stammt als auch importiert wird, befeuert die rasante Industrialisierung, die das Land in den vergangenen 30 Jahren stark verändert hat: Wirtschaftskraft und Energieverbrauch sind deutlich gestiegen, die Gesellschaft hat einen massiven sozialen Wandel erfahren. Viele Menschen sind auf der Suche nach Arbeit in die städtischen Gebiete abgewandert. Dabei sind 27 der 100 größten Städte der Welt entstanden.

Angesichts dessen stellt es für China eine gewaltige Herausforderung dar, innerhalb von 40 Jahren aus den fossilen Energieträgern auszusteigen. Das betrifft nicht nur Kohle, sondern auch Erdöl und Erdgas. Der Verbrauch von Öl liegt bei 14 Millionen Barrels pro Tag (weltweit zweiter Platz nach den USA) und von Gas bei 307 Milliarden Kubikmetern pro Jahr (dritter Platz nach den USA und Russland).

Starke industrielle Basis

Auf dem Weg zur Klimaneutralität verfügt China über eine Stärke – seine breite industrielle Basis. Es verfügt über große Produktionsalnagen für Solarmodule und Windturbinen. Technologien, die für die Energiewende von Bedeutung sind, können im Land produziert und so effektiv genutzt werden. Diese benötigen für die Fertigung Rohstoffe und Energie, aber keine fossilen Brennstoffe im laufenden Betrieb. Das bedeutet, dass sie vor allem von der Umwandlung natürlicher Ressourcen in Maschinen abhängig sind, die Strom aus regenerativen Quellen erzeugen können.

China's aktueller Strommix

Quelle: BP Statistical Review of World Energy (2020)

Die Energiewende erfordert also hohe Fertigungskapazitäten. Solarmodule, Windturbinen, Batterien und sogar Elektrolyseure zur Herstellung von Wasserstoff müssen in großem Maßstab produziert werden. Die Massenproduktion ist auch der Schlüssel zur Kostensenkung. Als Paradiebeispiel gilt die PV-Solarenergie: Dank enorm ausgeweiteten Produktionskapazitäten ist sie laut der Internationalen Energieagentur zur preiswertes Art der Stromerzeugung geworden. China spielt dabei eine entscheidende Rolle: Im Jahr 2019 entfielen auf das Land 73 Prozent der weltweiten Solarzellen- und Modulproduktion.

Die Bedeutung dieser Industrie geht über die Herstellung von Waren hinaus. In einer Welt der fossilen Brennstoffe basieren die entscheidenden internationalen Lieferketten auf dem Zugang zu Öl-, Gas- und Kohlevorkommen. In einer kohlenstoffneutralen Welt, in der mehr Energie im Inland aus Erneuerbaren genutzt wird, rücken die Lieferwege von wichtigen Rohstoffen zu den Produktionsstätten von Batterien, PV-Modulen oder Windturbinen in den Vordergrund.

Spitzenreiter bei den Erneuerbaren

 Die Volksrepublik China gehört nicht nur zu den größten Verbrauchern fossiler Energieträger, das Land ist gleichzeitig auch weltweit führend bei der Nutzung Erneuerbarer Energien. China ist die Nummer eins bei der Wasserkraft, der Solarenergie und der Windenergie, mit einem Anteil von jeweils 30, 31, und 28 Prozent an der globalen Energieerzeugung.

Nicht als erneuerbar, aber immerhin als kohlenstoffarm wird die Kernenergie von Experten eingeschätzt. China ist eines der wenigen Länder der Welt, die ein ambitioniertes Neubauprogramm verfolgen. Außerdem hat China eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung der Elektromobilität. Auf seinen Straßen sind mehr E-Autos unterwegs als im Rest der Welt zusammen. Im Jahr 2019 wurden in China 1,06 Millionen Elektroautos verkauft, verglichen mit 560.000 in Europa und 326.000 in den USA. Zudem fahren in China mehr als 95 Prozent der Elektrobusse weltweit sowie unzählige Elektroroller – allein 2018 wurden mehr als 22 Millionen in dem Land verkauft.

Neuer Fünfjahresplan mit neuen Akzenten

Dennoch ist die Herausforderung, die China bei der Erreichung der Kohlenstoffneutralität zu bewältigen hat, zweifelsohne groß. Wie die EU-Länder und Großbritannien muss Peking, nachdem es nun das Ziel festgelegt hat, den Weg dorthin einschlagen.

Im März wird die chinesische Regierung den vollständigen Text ihres 14. Fünfjahresplans (Five-Year-Plan, FYP), der als wichtigstes politischen Grundsatzprogramm gilt, bekanntgeben. Zwei Entwürfe wurden bereits auf dem fünften Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas präsentiert, das vom 26. bis 29. Oktober 2020 stattfand. Und zwar zum 14. FYP (2021-25) und zu einer Vision für das Jahr 2035. Auf dem Plenum stellte Präsident Xi außerdem eine wirtschaftliche Entwicklungsstrategie vor, die als „Politik des doppelten Kreislaufs“ bekannt ist. Diese Dokumente geben Hinweise darauf, was der Fünfjahresplans letztendlich enthalten wird.

Während viele Themen mit früheren Fünfjahresplänen übereinstimmen, gibt es neue Akzentsetzungen. Deutlich stärker werden Innovationen, fortschrittliche Produktion, die Stimulierung der Binnennachfrage und der Selbstversorgung betont, um die Wirtschaft widerstandsfähiger gegen externe Schocks zu machen. Dazu gehört auch, dass „Umweltschutz“ eines von fünf zentralen Entwicklungskonzepten ist. So wird erwartet, dass der Fünfjahresplans eine Reihe von Maßnahmen bzw. Instrumenten unterstützt wie Green Finance, Technologieförderung, den Umbau von Schlüsselindustrien sowie der effizienten Nutzung kohlenstoffarmer Energie. So soll erreicht werden, dass China in den kommenden 40 Jahren das ambitionierte Netto-Null-Ziel schafft.

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