Seit Anfang des Jahres haben auch die CO2-Emissionen, die in den Bereichen Verkehr und Wärme entstehen, in Deutschland einen Preis. Denn am 1. Januar 2021 ist das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) für Brennstoffe gestartet. Darunter fallen zunächst Benzin, Diesel, Heizöl, Flüssiggas und Erdgas. Pro Tonne CO2 ist ein Fixpreis von 25 Euro festgelegt, der bis zum Jahr 2025 in jährlichen Schritten angehoben wird. Danach soll sich der Preis zunächst innerhalb eines Korridors zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne am Markt bilden. Damit deckt der nationale Emissionshandel die Bereiche ab, die bisher nicht dem EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) unterliegen. Das EU-ETS wird vom neuen nationalen Emissionshandel nicht tangiert und bleibt weiterhin das führende Instrument für Klimaschutz auf EU-Ebene.
Die Grundidee hinter dem neuen, nationalen Emissionshandelssystem ist, dass der CO2-Preis die Brennstoffe verteuert und damit einen Anreiz für den Umstieg auf klimafreundliche Alternativen setzt, wie zum Beispiel erneuerbar erzeugten Strom. Dadurch soll der Verbrauch fossiler Energieträger reduziert werden und eine Lenkungswirkung hin zu klimafreundlichen Technologien und Produkten entstehen. So soll das nEHS dazu beitragen, den CO2-Ausstoß in den Bereichen Wärme und Verkehr zu senken.
Hausbesitzer, die bisher mit Heizöl oder Gas heizen, entscheiden sich angesichts steigender Brennstoffpreise für den Einbau einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe. Da ein wachsender Anteil des Stroms aus Erneuerbaren stammt, können so die Emissionen im Wärmesektor sinken und gleichzeitig der EE-Anteil erhöht werden.
Schon länger wurde in Deutschland über die Bepreisung von Treibhausgasemissionen außerhalb des EU-ETS diskutiert. Denn während in der Stromerzeugung der CO2-Ausstoß in den vergangen Jahren – auch dank des Ausbaus der Erneuerbaren – deutlich zurückging, konnte in den anderen Sektoren keine großen Fortschritte erzielt werden, dabei ist insbesondere der Verkehrssektor zu nennen. Dort stiegen die Emissionen bis zum vergangenen Jahr sogar leicht an.
„Deutschland muss bis 2050 treibhausgasneutral werden. Das klappt nur, wenn alle Sektoren dazu beitragen. Der nationale Emissionshandel für Brennstoffe in den Sektoren Verkehr und Wärme ist ein wichtiger Schritt, denn so bekommen auch dort die CO2-Emissionen einen Preis“, erklärte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA). Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im UBA ist wie für den EU-Emissionshandel, der bereits seit 2005 die Treibhausgasemissionen von Kraftwerken, Industrieanlagen und des innereuropäischen Luftverkehrs begrenzt, auch zuständig für die Umsetzung des nEHS.
Und so sieht das nationale Emissionshandelssystem im Detail aus: Die CO2-Emissionen der Handelsteilnehmenden werden auf eine bestimmte Menge begrenzt und diese Menge in Form handelbarer Rechte (Zertifikate) ausgegeben. Doch anders als beim Europäischen Emissionshandel, müssen nicht die Verbraucher der Brennstoffe diese Zertifikate erwerben, sondern die sogenannten Inverkehrbringer.
Das bedeutet: Nicht der einzelne Konsument, also der Autofahrer oder der Mieter mit einer Gasheizung, muss die Verschmutzungsrechte erwerben, sondern die Unternehmen, die die Brennstoffe in den Verkehr und auf den Markt bringen. Bei Benzin und Diesel sind das zum Beispiel Mineralölfirmen, bei Erdgas in der Regel diejenigen, die die Verbraucher beliefern, also zum Beispiel Stadtwerke. Der Vorteil ist klar: Es wäre schlicht zu aufwendig, Millionen Endverbraucher einzeln Zertifikate für ihre Emissionen kaufen zu lassen.
Bis zum Jahr 2025 wird es einen Fixpreis geben, der jährlich ansteigen wird. Von 25 Euro pro Tonne CO2 in diesem Jahr auf 30 Euro im Jahr 2022, auf 35 Euro in 2023, auf 45 Euro in 2024 und bis schließlich auf 55 Euro in 2025.
Durch den nationalen Emissionshandel verteuern sich die Brennstoffe für den Endverbraucher – denn die Inverkehrbringer werden die Kosten für die Zertifikate in der Regel an die Konsumenten weitergeben. Der Preis von 25 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2021 entspricht rund 7 Cent mehr pro Liter Benzin, 8 Cent mehr pro Liter Diesel, 8 Cent mehr pro Liter Heizöl und 0,6 Cent mehr pro Kilowattstunde Erdgas (jeweils inkl. MwSt.). „Energiesparen bei Heizung und Warmwasser, ein sparsameres Auto oder der Umstieg auf Rad, Bus oder Bahn lohnen sich dann auch finanziell noch mehr“, so UBA-Präsident Dirk Messner.
Die Einnahmen aus dem nEHS gehen in den staatlichen „Energie- und Klimafonds“ (EKF), mithilfe dessen Maßnahmen für Klimaschutz, Energieeffizienz und Erneuerbarer Energien finanziert werden. Weil ein beträchtlicher Anteil zur Reduzierung der EEG-Umlage genutzt wird, senkt das nEHS die Stromkosten für die Konsumenten.
Durch die festgelegten Preise handelt es sich zunächst nicht um einen echten Emissionshandel, wie man es aus dem EU-ETS kennt. Dieser beginnt erst im Jahre 2026. Laut dem Bundesumweltministerium gehen die Festpreise dann in einen Preiskorridor über, Zertifikate werden zwischen einem Mindestpreis (55 Euro pro Tonne CO2) und einem Höchstpreis (65 Euro pro Tonne CO2) auktioniert. Innerhalb dieser vorgegebenen Spanne bildet sich der Preis je nach Nachfrage am Markt.
Anschließend sollen die Zertifikate frei am Markt gehandelt werden, die Preise bestimmen sich dann durch Angebot und Nachfrage. Die Gesamtmenge der Zertifikate und damit die maximale Menge an Emissionen in den Bereichen Wärme und Verkehr soll entsprechend der Klimaziele begrenzt werden. Laut der Bundesregierung kann das nationale Emissionshandelssystem perspektivisch in einem gemeinsamen EU-Emissionshandel für Wärme und Verkehr aufgehen. Es wird damit gerechnet, dass die Kommission im Sommer dazu erste konkrete Vorschläge macht.
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