Am Ende der COP26-Konferenz in Glasgow haben fast 200 Länder den Glasgower Klimapakt unterzeichnet. Damit soll das Ziel des Pariser Abkommens von 2015, den Anstieg der globalen Temperaturen auf mindestens 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, aufrechterhalten werden.
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) würde die globale Temperatur jedoch bis zum Jahre 2100 um 1,8 Grad Celsius ansteigen, wenn alle auf der Konferenz zugesagten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden. Damit liegt der Anstieg immer noch über dem Pariser Ziel.
Vor den neuen Verpflichtungen der Länder berechnete die IEA – ebenfalls unter der Annahme, dass alle Zusagen erfolgreich umgesetzt werden –, dass sich die Welt auf einem 2,1 Grad-Pfad befindet. Andere Einschätzungen sind hingegen weniger optimistisch. So erklärte die Umweltorganisation Carbon Action Tracker, dass die Temperaturen nach den Ergebnissen der COP26 immer noch um 2,4 Grad Celsius ansteigen werden.
Es bleibt auf jeden Fall ein langer Weg und noch viel zu tun. Angesichts dessen enthält der unterzeichnete Klimapakt außerdem die Zusage der Länder, die aktuellen Klimaziele für 2030 bereits im nächsten Jahr zu überdenken. Wichtige Akteure, wie die Europäische Kommission, erklärten, dass es der Konferenz damit gelungen sei, an den Zielen des Pariser Abkommens grundsätzlich festzuhalten.
Eine der ersten großen Initiativen der COP26-Konferenz war eine Erklärung zum Ende der Entwaldung und Bodendegration bis 2030. Insgesamt 110 Länder unterzeichneten die Erklärung, darunter auch Staaten wie Brasilien, China, Russland und die Demokratische Republik Kongo, die einige der wichtigsten Waldgebiete der Welt beherbergen. Damit decken die Unterstützer rund 85 Prozent der weltweiten Waldflächen ab. Zur Unterstützung des Vorhabens wurden 19,2 Milliarden Dollar zugesagt.
Diese Verpflichtung hat damit eine breitere Unterstützung und bessere Finanzierung als die New Yorker Erklärung zur Entwaldung von 2014, die ihre Ziele nicht erreichen konnte. Angesichts der Misserfolge das Vergangenheit und der Zunahme der Abholzung im letzten Jahrzehnt betrachten viele Umweltorganisationen die neue, nicht verbindliche Erklärung, jedoch mit Skepsis.
Die zweite große Initiative stellte die von den USA und der EU geleitete Globale Methanverpflichtung dar, die von über 100 Ländern unterstützt wurde. Ziel der Verpflichtung ist es, die Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 zu senken.
Methan ist ein stärkeres, aber kurzlebigeres Treibhausgas als Kohlendioxid. Die Emissionen nehmen unter anderem zu, weil die Länder bei der Stromerzeugung oftmals von Kohle auf saubereres Erdgas umsteigen. Einige der weltweit größten Treibhausgasemittenten planen seit langem, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien mit einer Umstellung von Kohle auf Gas zu kombinieren. Aus diesem Grund haben unter anderem Indien und China die Zusage nicht unterzeichnet.
Über 40 Länder unterzeichneten außerdem eine neue globale Erklärung zum Übergang von Kohle zu Erneuerbarer Energie. Das Ziel der Erklärung ist es, den Ausstieg aus der Kohlenutzung, einer der stärksten Quellen für Treibhausgasemissionen, zu beschleunigen und auszuweiten.
In Klausel drei der Erklärung wird insbesondere zugesagt, dass keine neuen Genehmigungen für unveränderte Kohlekraftwerke mehr erteilt werden. Außerdem, dass keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden und dass die direkte staatliche Unterstützung für Kohlekraftwerke auf internationaler Ebene eingestellt wird.
In der Frage nach der Finanzierung konnte weiterhin keine endgültige Einigung erzielt werden. Ein Grund dafür: Die Industrieländer haben ihre Zusage, bis 2020 100 Milliarden Dollar für die Finanzierung des Klimaschutzes in den Entwicklungsländern bereitzustellen, nicht vollständig eingehalten.
Der Pakt „drängt“ die Industrieländer, ihre Finanzmittel bis 2025 auf rund 40 Milliarden Dollar pro Jahr zu erhöhen, um den ärmeren Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Darüber hinaus sind Fragen im Zusammenhang mit „Verlusten und Schäden“ – den Kosten der negativen Auswirkungen des Klimawandels auf Länder mit geringen Emissionen in der Vergangenheit – nicht geklärt und werden Gegenstand eines weiteren Dialogs sein.
Mehr als 450 Unternehmen erklärten jedoch, dass sie im Rahmen der Glasgow Financial Alliance für Net Zero (GFANZ) mehr als 130 Billionen Dollar an Geldern auf die Ziele des Pariser Abkommens ausrichten würden.
Mark Carney, UN-Sonderbeauftragter für Klimapolitik und Finanzen sagte: „Die rasche und umfangreiche Zunahme des Kapitalengagements für Netto-Null-Emissionen durch GFANZ macht den Übergang zu einer 1,5° C-Welt möglich. Um diese Chance zu nutzen, müssen die Unternehmen solide Übergangspläne vorlegen und die Regierungen eine berechenbare und glaubwürdige Politik festlegen.“
Auf der COP26 wurden auch die Umsetzungsregeln für das Pariser Klimaabkommen fertiggestellt. Obwohl das vereinbarte Regelwerk sehr technisch ist, bedeutet dies dennoch, dass das Pariser Abkommen einsatzbereit ist. Darüber hinaus soll es einen klareren Rahmen für die weitere Entwicklung der Kohlenstoffmärkte und insbesondere für den Handel mit Emissionsgutschriften zwischen Ländern bieten.
Die Landwirtschaft, die eine der Hauptquellen für Treibhausgasemissionen ist, spielte auf der Konferenz trotz einer Reihe neuer Initiativen keine große Rolle. Die meisten Debatten drehten sich um die Dekarbonisierung bestehender Lebensmittelversorgungsketten und nicht, wie von vielen Umweltgruppen befürwortet, um einen proaktiveren Ansatz zur Förderung eines höheren Verbrauchs pflanzlicher Lebensmittel und einer Reduzierung der Fleisch- und Milchwirtschaft.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erkannte in ihren abschließenden Bemerkungen sowohl die auf der COP26 erzielten Fortschritte, als auch die Notwendigkeit an, mehr zu tun:
„COP26 ist ein Schritt in die richtige Richtung. 1,5 Grad Celsius bleiben in Reichweite, aber die Arbeit ist noch lange nicht getan. Das Mindeste, was wir jetzt tun können, ist, die Versprechen von Glasgow so schnell wie möglich umzusetzen und uns dann höhere Ziele zu setzen.