Die Europäische Kommission will Technologien für die Energiewende mit einem Investitionsturbo nach vorne bringen. Dazu hat sie im Juli 2022 Fördergelder aus dem Innovationsfonds in Höhe von 1,8 Milliarden Euro an Großprojekte verteilt. Die 17 berücksichtigten Vorhaben decken ein breites Spektrum ab: von Optionen zur Dekarbonisierung energieintensiver Industrien über innovative Energiespeicherlösungen bis zu Erneuerbaren Energien. Auch drei Vorhaben für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft wurden berücksichtigt RWE ist an zwei Projekten beteiligt.
Die Finanzhilfen werden Unternehmen in ganz Europa bei der Entwicklung von Spitzentechnologien unterstützen, die wir brauchen, um den ökologischen Wandel voranzutreiben. Der Innovationsfonds ist ein wichtiges Instrument zum Ausbau von Innovationen im Bereich erneuerbarer Wasserstoff und anderer Lösungen für die europäische Industrie. Frans Timmermanns, Vizepräsident der EU-Kommission
Eine dieser Lösungen wird vor der deutschen Küste entstehen, genauer: nördlich der Insel Juist. Zusammen mit dem kanadischen Unternehmen Northland Power plant RWE dort den Bau des Offshore-Windparks „Nordsee 2“ mit einer Leistung von 433 Megawatt (MW). Die 15-MW-Windturbinen sollen einen integrierten Elektrolyseur mit einer Leistung von vier MW betreiben, der den Windstrom direkt vor Ort in grünen Wasserstoff umwandelt. Damit könnten die Notstromversorgung des Windparks gesichert und Wartungsschiffe getankt werden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Shell beim Projekt „Holland Hydrogen I“ (Link in Englisch). Das Unternehmen plant, einen 200-MW-Elektrolyseur im Hafen von Rotterdam zu errichten, der mit Strom aus dem Offshore-Windpark Hollandse Kust Noord betrieben wird, an dem Shell Anteile hält. Die 60.000 Kilogramm grünen Wasserstoff, die die Anlage pro Tag erzeugen kann, sollen per Pipeline den Shell Energy and Chemicals Park Rotterdam versorgen.
Dass grüner Wasserstoff auch aus Abfall gewonnen werden kann, will RWE im Projekt „FUREC“ demonstrieren. Dazu baut das Energieunternehmen am Industriestandort Chemelot in Limburg in den Niederlanden eine Anlage, die Kunststoffabfälle aus der Region in nachhaltiges H2 umwandelt. Der Brennstoff kann dann an Chemieparks wie Chemelot geliefert werden und helfen, diese zu dekarbonisieren.
Insgesamt könnten die mit der Förderung unterstützten Technologien in den ersten zehn Jahren ihrer Nutzung helfen, 136 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einzusparen, so die EU-Kommission. Die bereitgestellten Gelder stammen wiederum aus dem Innovationsfonds, der mit Einnahmen aus dem EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) finanziert wird. In einer ersten Runde wurden bereits Finanzhilfen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro gewährt. Dank einer Aufstockung konnten in dieser Ausschreibungsrunde noch mehr Projekte berücksichtigt werden.
Doch damit nicht genug: Im Herbst 2022 will die Kommission eine weitere Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen für Großprojekte veröffentlichen. Laut REPowerEU-Plan sollen die Mittel dafür auf drei Milliarden Euro beinahe verdoppelt werden.