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Deutschland hinkt bei der Energiewende hinterher
Nachholbedarf in fast allen Bereichen – BDEW und EY warnen im ersten Fortschrittsmonitor vor Verpassen der Klimaziele
  • Ausbaugeschwindigkeit in fast allen Bereichen zu gering
  • Fachkräftemangel, Bürokratie und fehlende verfügbare Flächen erschweren die Energiewende
  • Nötige Investitionen können in schwierigen Zeiten das Wirtschaftswachstum ankurbeln

Die Energiewende ist ein gigantisches globales Vorhaben. Entsprechend ambitioniert sind auch die Erneuerbaren-Ausbauziele der Bundesregierung für 2030. Doch mit der Umsetzung komme Deutschland nicht in ausreichender Geschwindigkeit hinterher, mahnen der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) und das Beratungsunternehmen Ernest & Young (EY) in der ersten Ausgabe des „Fortschrittsmonitor Energiewende“.

Anhand verschiedener Daten skizziert der Bericht den derzeitigen Stand der Energiewende. Die Datengrundlage stammt vom BDEW selbst, von Behörden und aus wissenschaftlichen Publikationen. Zusammengeführt sollen die Daten neben dem Ist-Zustand auch nicht ausgeschöpfte (Wertschöpfungs-)Potenziale aufzeigen.

Erneuerbaren-Ausbau geht zu langsam voran

Das Ergebnis: Trotz der derzeitigen Bemühungen gibt es laut dem Bericht Defizite, die das Erreichen der Klimaziele bis 2030 gefährden. Insbesondere bei den Erneuerbaren Energien herrsche, aller Rekordaufschwünge zum Trotz, großer Nachholbedarf – und das bei quasi allen Technologien. Selbst in der Photovoltaik, die die größte Zubaurate aufweist, reichten die derzeitigen Entwicklungen nicht aus.

Auch andere analysierte Bereiche kommen demnach nur schleppend voran. Netzaus- und umbau, Digitalisierung, Elektrifizierung der Mobilität und die Wärmeversorgung aus Erneuerbaren erzielten nicht die notwendigen Fortschritte. Die Gründe für das fehlende Tempo in Sachen Energiewende sind vielschichtig und kurzfristig nicht leicht zu lösen. Der Bericht nennt einen gravierenden Fachkräftemangel in allen betroffenen Sektoren, langwierige Genehmigungsverfahren für Anlagenbau, einen Mangel an geeigneten Flächen und einen erschwerten Zugang zu erforderlichen Ressourcen wie beispielsweise Lithium.

Metin Fidan, Partner bei EY und Leiter des Bereiches Green Transformation und Mining & Metals in der Region Europe West, kommt daher zu folgendem Schluss: „Das gefährdet zum einen das Erreichen der für 2030 anvisierten Ziele, zum anderen entfallen dadurch aber auch große Teile der volkswirtschaftlichen Impulse, die mit den nötigen Investitionen verbunden wären. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wären solche Impulse hoch willkommen, da sie zu nachhaltiger Wertschöpfung und nachhaltigem Wachstum führen können.“

Enorme Investitionen nötig, großes Wertschöpfungspotenzial

Alle Aspekte betrachtend müssen laut Schätzungen von BDEW und EY bis 2030 Investitionen in Höhe von rund 600 Milliarden Euro getätigt werden, um die Klimaziele erreichen zu können – das entspräche bei acht verbleibenden Jahren (inklusive 2023) 75 Milliarden Euro jährlich. Dabei müssten in den Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten mit Erneuerbaren Energien (351 Milliarden Euro) und der Strom-Übertragungsnetze (126 Milliarden Euro) die größten Summen fließen.

Zur Einordnung: 2021 wurden lediglich 14,5 Milliarden Euro in die Infrastruktur der Energiewende investiert. Dementsprechend wurde auch nicht das geschätzte mögliche Wertschöpfungspotenzial für Produzenten von beispielsweise Solarpanels, Windkraftanlagen, etc. ausgereizt. Dem Bericht zufolge könnten knapp 33 Milliarden Euro jährlich umgesetzt werden. Das entspräche einem Prozent der Bruttowertschöpfung Deutschlands. Stattdessen wurde nur ein Viertel davon, knapp 8,6 Milliarden Euro, realisiert.

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