Der Windenergiezubau in Deutschland hat 2021 gegenüber 2019 und 2020 deutlich zugenommen. Die regionale Verteilung des Windenergiezubaus ist allerdings sehr unterschiedlich. Die meisten Windräder gingen in Brandenburg ans Netz, gefolgt von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
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Die Windenergie in Deutschland hat 2021 deutlich an Dynamik gewonnen, das zeigen aktuelle Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind). So gingen 345 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 1.372 Megawatt (MW) bundesweit in den ersten neun Monaten dieses Jahres ans Netz. Damit ist von Januar bis September ungefähr so viel neuinstallierte Leistung dazugekommen wie im gesamten Jahr 2020. Bis Ende des Jahres könnte nach Prognosen der FA Wind der Zubau bei rund 2.100 MW liegen.
Das sind höchst erfreuliche Entwicklungen für eine Branche, die 2019 einen drastischen Einbruch bei den Neuinstallationen verkraften musste und im letzten Jahr eine bescheidende Erholung erlebte.
Wie Daten des Bundesverbandes Windenergie und der Deutschen Windguard GmbH deutlich machen, waren 2019 und 2020 die schwächsten Jahre in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Auch 2021 wird der Zubau – trotz des Zuwachses – wahrscheinlich unter dem 20-Jahres-Durchschnitt liegen. Die Erholung setzt sich also fort, von Höchstwerten wie im Jahr 2017, als knapp 1.800 Windräder mit einer Gesamtleistung von mehr als 5.300 MW innerhalb eines Jahres in Betrieb genommen wurden, ist die Branche aber noch weit entfernt.
Ein Blick auf die regionale Verteilung zeigt deutlich, dass die Ausbaugeschwindigkeit von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich ist. Die meisten Windräder gingen in Brandenburg ans Netz, gefolgt von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
Dagegen wurden in Süddeutschland – einzige Ausnahme Baden-Württemberg – nur wenige neue Anlagen gebaut. Im flächenmäßig größtem Bundesland Bayern waren es gerade einmal acht neue Anlagen. Und das Schlusslicht ist Sachsen, wo bis Ende September nur ein Windrad gebaut, gleichzeitig aber auch alte stillgelegt wurden – mit dem Ergebnis, dass die Windenergieleistung insgesamt gesunken ist.
Ein deutliches Plus ist auch bei den Genehmigungszahlen zu verzeichnen. In den ersten neun Monaten wurden 638 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 2.962 MW Leistung bewilligt, das sind 43 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Besonders viele Windräder werden im Hohen Norden gebaut, jedes vierte soll in Schleswig-Holstein stehen. Auch bei den Genehmigungen hinkt der Süden weiterhin deutlich hinterher. Dort wurden lediglich 200 MW genehmigt, was einem Anteil von sieben Prozent an den Bewilligungen deutschlandweit entspricht.
Positive Nachrichten kommen auch von der Bundesnetzagentur. In der ersten Jahreshälfte wurden Erneuerbaren-Anlagen seltener abgeregelt als im Vorjahreszeitraum. Laut des aktuellen Berichtes zum Netzengpassmanagement wurde im Rahmen der sogenannten Einspeisemanagement-Maßnahmen (EinsMan) 3.406 Megawattstunden Strom nicht eingespeist, um Stromnetze vor Überlastung zu schützen. In der ersten Hälfte 2020 waren es 3.873 Megawattstunden. Dadurch sind die Kosten für die Entschädigungszahlungen von 457 Millionen Euro auf 433 Millionen gesunken.
Um diese Zahlen in ein Verhältnis zu bringen: Insgesamt wurden weniger als drei Prozent der Erneuerbaren Energien im Rahmen von EinsMan abgeregelt. Es konnten somit mehr als 97 Prozent der Erneuerbaren Erzeugung transportiert und genutzt werden. Dabei bleibt die Onshore-Windkraft der am meisten abgeregelte Energieträger (Anteil von mehr 60 Prozent), gefolgt von Offshore-Windenergie (Anteil von rund 30 Prozent). In Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurden die meisten Windturbinen vom Netz genommen.
Die Zahlen und Grafiken machen es deutlich: Der Ausbau der Windenergie nimmt weiter an Fahrt auf, befindet sich allerdings noch unter dem jährlichen Durchschnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte. Zudem werden die aktuellen Inbetriebnahmen und die erteilten Genehmigungen das Nord-Süd-Gefälle noch weiter verschärfen. Windturbinen werden vornehmlich In Norddeutschland sowie in den Bundesländern Nordrheinwestfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gebaut, im Süden geht es kaum voran. Der Ausbau der Stromnetze ist also wichtiger denn je.
Und bei einem prognostizierten Zubau von etwas mehr als zwei Gigawatt (GW) bleibt noch viel zu tun, um die Klimaschutzpläne zu erfüllen. Nach dem EEG soll bis 2030 die Gesamtleistung der Onshore-Windkraft auf 71 GW anwachsen. Laut des Umweltbundesamts müsste sich der jährliche Zubau dafür mindestens verdoppeln.