Offshore-Windkraftanlagen, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Belgien, Nordsee, Europas Grünes Energiekraftwerk
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Die Nordsee wird Europas grüne Energiequelle
Vier Länder wollen die Offshore-Windenergie in den Mittelpunkt ihrer grünen Energieambitionen stellen

Die Nordsee ist seit jeher ein Gebiet von großer strategischer Bedeutung. Mit ihrer Fläche von 570.000 Quadratkilometern bietet sie über den Ärmelkanal im Süden und die Norwegische See im Norden Zugang zum Atlantischen Ozean sowie zur Ostsee. Sie verfügt über Ressourcen wie Fisch und eine einzigartige Meeresumwelt, wichtige Handelswege kreuzen sie. Seit den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren werden hier außerdem Öl und Gas abgebaut.

Heute, wo die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher werden, könnten die Winde, die jahrhundertelang dem internationalen Seehandel Schub verliehen, wieder zur mächtigsten Ressource der Nordsee werden.

Schelfmeer mit besten Bedingungen für Offshore-Windkraft

Die Nordsee ist mit einer durchschnittlichen Tiefe von 90 Metern relativ flach. In Gebieten wie der Doggerbank befindet der Meeresboden sogar nur 15 bis 30 Meter unter der Wasseroberfläche. Damit ist das Meer ideal für herkömmliche, fest installierte Offshore-Windkraftanlagen. In den tieferen Gebieten können darüber hinaus schwimmende Offshore-Windräder eingesetzt werden.

Bereits seit einiger Zeit ist die Nordsee das Epizentrum der Offshore-Windindustrie. Ihr volles Potenzial als Energiequelle für Nord- und Westeuropa und möglicherweise darüber hinaus wurde bisher jedoch kaum ausgeschöpft. Das scheint sich nun zu ändern. Denn die Anrainerstaaten wollen auf der Suche nach nachhaltiger heimischer Energie ihre Offshore-Kapazitäten für Erneuerbare Energien gewaltig ausbauen.

Ehrgeiziges Ausbau-Abkommen unterzeichnet

Die vier Länder Dänemark, Deutschland, die Niederlande und Belgien haben dazu ein Nordsee-Kooperationsabkommen (Link in Englisch) unterzeichnet. Sie verfolgen damit das ehrgeizige Ziel, bis 2030 in der Nordsee Offshore-Windrädern mit einer Kapazität von 65 Gigawatt (GW) zu errichten und bis 2050 auf 150 GW zu erweitern. Das entspricht fast dem Dreifachen der 2021 weltweit installierten Kapazität.

Dadurch würde die Hälfte der Offshore-Windkapazitäten installiert, die nach Schätzungen der Europäischen Kommission (Link in Englisch) benötigt werden, damit die EU netto keine CO2-Emissionen mehr ausstößt.

Nordsee soll zum „grünen Kraftwerk“ werden

Die Nordsee würde damit zum „grünen Kraftwerk Europas“ werden. Um das zu erreichen, stellt die Vereinbarung die multinationale Zusammenarbeit in den Mittelpunkt der jüngsten Entwicklungsphase der Nordsee. Die Offshore-Windenergie soll künftig mehrere Märkte miteinander verbinden und beliefern. Das soll die Versorgungssicherheit Europas verbessern und eine möglichst effiziente Nutzung der enormen Windressourcen dieser gemeinsamen Gewässer gewährleisten.

Zu diesem Zweck umfasst das Kooperationsabkommen einige der wegweisendsten Entwicklungen im Offshore-Windsektor. Darunter zum Beispiel die Pläne für die ersten miteinander verbundenen Energieinseln in der Nordsee.

Um diese Ziele zu erreichen, sollen die Windkraftkapazität stark erweitert werden. Die nationalen Ziele der vier Partner für 2030 sind: Belgien will 5,8 GW Kapazität installieren, Dänemark 10 GW, die Niederlande 21 GW und Deutschland 30 GW. Bis 2040 strebt Belgien 8 GW an, Deutschland will 70 GW bis 2045 erreichen und Dänemark bis zu 35 GW bis 2050.

Andere Nordseestaaten wie das Vereinigte Königreich und Norwegen haben ebenfalls ehrgeizige Ziele – das Vereinigte Königreich will bis 2030 Windräder mit einer Kapazität von 50 GW vor der Küste bauen, Norwegen plant, 30 GW bis 2040 zu installieren.

Versorgungsinfrastruktur soll ebenfalls ausgebaut werden

Eine effiziente und sichere Energieversorgung erfordert jedoch mehr als nur Erzeugungskapazitäten. Energieinseln und Mehrzweck-Interkonnektoren sollen deshalb den Stromfluss zu und zwischen den Märkten erleichtern und nachhaltig erzeugten Strom zu den Energiezentren leiten.

Dabei kommt die dritte Säule neben dem Ausbau der Windkraft und der benötigten Infrastruktur ins Spiel – hybride Projekte für Erneuerbare Energien. Durch Elektrolyse kann regenerativ erzeugter Strom entweder an Land oder auf See in Wasserstoff, einen speicherbaren, gut zu transportierenden und nachhaltigen Brennstoff, umgewandelt werden: Wasserstoff. Der Energieträger gilt als unverzichtbar für die Dekarbonisierung von Industrieprozessen.

Enge Kooperation der Staaten als Voraussetzung

Bevor diese Vision Realität werden kann, muss auf regulatorischer Ebene daran gearbeitet werden, die Strommärkte zu harmonisieren. Denn diese werden durch die Entwicklung von Energieinseln und Verbindungsleitungen, die als Basis für ein Stromerzeugungs- und -übertragungsnetz in der Nordsee dienen sollen, immer enger miteinander verbunden werden.

Die Kooperation müsste sich idealerweise nicht auf die Gewässer der Unterzeichner des Abkommens beschränken, sondern auch andere Länder einbeziehen. Denkbar wäre beispielsweise die Unterstützung des Verbundplans für den baltischen Energiemarkt. Eine enge Zusammenarbeit wäre auch bei der Erforschung neuer technologischer Lösungen, wie Offshore-Solarenergie, sowie verschiedener Standorte und Anwendungen für die Wasserstofferzeugung von Vorteil.

Dann könnte die Nordsee 31 Jahre nach dem Bau des ersten Offshore-Windparks bis zur Mitte des Jahrhunderts wirklich zum „grünen Kraftwerk Europas“ werden.

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