Mehr Öl, mehr Gas und gleich viel Kohle. Viele Ergebnisse des BP Energy Outlook 2018 versprechen auf den ersten Blick keine rosigen Zeiten für den Klimaschutz. Aber die erneuerbaren Energien wachsen schneller als alle anderen Quellen. Und die Menschen haben es in der Hand, mehr für die Energiewende zu tun.
Weltweit wird der Energiebedarf bis 2040 um ein Drittel steigen. Das Wachstum der Entwicklungsländer werde die Effizienzsteigerung überkompensieren. Besonders der Strombedarf dürfte rasant wachsen. Und wenn es weiter geht wie bisher, werden dann nur 21 Prozent des Stromes aus erneuerbaren Energien stammen. Das wiederum würde bedeuten, dass die CO2-Emissionen bis 2040 weiter steigen.
Doch wer versucht, die Zukunft vorherzusagen, könne nur falsch liegen, stellte BP-Chef-Ökonom Spencer Dale klar, als er den BP Energy Outlook 2018 der Öffentlichkeit präsentierte: „Der Wert von Studien wie dem Energy Outlook liegt darin, die Natur der bevorstehenden Unsicherheit besser zu verstehen.“
Die Autoren definieren in ihrer Studie verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, aber gemeinsamen Grundannahmen: Dazu gehört, dass die Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden im Jahr 2016 auf 9,2 Milliarden im Jahr 2040 wächst. Für das Wachstum der globalen Wirtschaftsleistung (BIP) legen sie ihren Berechnungen mit jährlich rund 3,25 Prozent etwa das Niveau der letzten 25 Jahre zugrunde.
Im Beobachtungszeitraum würde sich das BIP dann mehr als verdoppeln und insbesondere für schnell wachsende Schwellenländer einen merklich steigenden Wohlstand bedeuten. „Ein Teil des Wirtschaftswachstums geht auf das Bevölkerungswachstum zurück“, erläutert Dale, „aber etwa drei Viertel entstehen aus Produktivitätssteigerungen.“
Die Szenarien unterscheiden sich in der Geschwindigkeit der Energiewende und der Ausgestaltungen innerhalb bestimmter Sektoren wie Industrie, Mobilität und Energiegewinnung. Ihr Hauptaugenmerk richten die Autoren auf den „kontinuierlichen Übergang“ (engl.: „Evolving Transition“, kurz ET).
Im ET-Szenario nehmen Dale und seine Co-Autoren an, dass sich die weltweite Gesetzgebung, technologische Innovationen sowie das Verhalten der Gesellschaft in gleicher Weise und Geschwindigkeit weiterentwickeln, wie in jüngster Vergangenheit. Kohle wäre dann der einzige Primärenergieträger, nach dem sich die Nachfrage nicht erhöht, die nach Öl werde erst gegen Ende des Betrachtungszeitraumes stagnieren, die nach Erdgas hingegen stark ansteigen.
2040 würden dann jeder dieser Bereiche, also Öl, Erdgas, Kohle und alle nicht-fossilen Energiearten – also Kern-, Wasser-, Solar- und Windkraft sowie Geothermie und Biomasse – je ein Viertel der weltweit verbrauchten Energie stellen. „Das ist wohl bei Weitem der diversifizierteste Energiemix, den die Welt je gesehen hat“, sagt BP-Chef-Ökonom Spencer Dale.
Noch rasanter als auf der Input-Seite der Primärenergieträger verändert sich der globale Energiemarkt auf der Output-Seite der verbrauchten Energie: Im konservativen ET-Szenario steigt der Stromverbrauch bis 2040 um 69 Prozent – doppelt so schnell wie der Energieverbrauch insgesamt.
Im Gebäudebereich ist Strom demnach fast die alleinige Wachstumsenergie: Klimaanlagen, Smart Homes, aber auch die verbesserte Ausstattung mit elektrischen Geräten in Schwellenländern sind die entscheidenden Treiber.
Auch die Elektromobilität nimmt künftig Fahrt auf, ersetzt aber im Betrachtungszeitraum herkömmliche Antriebe nicht. Der gesamte Pkw-Bestand verdoppelt sich im ET-Szenario bis 2040 auf rund zwei Milliarden. Davon wären allerdings nur etwa 16 Prozent Elektroautos – reine E-Pkw und Hybridautos zu etwa gleichen Teilen. Öl bliebe mit 85 Prozent der mit Abstand wichtigste Brennstoff im Personen- und Gütertransport.
Dennoch nimmt die Stromerzeugung auf Basis aller Energieträger, außer Öl, in absoluten Größen zu – allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß: Erneuerbare Energien lösen Kohle bis Prozent 2040 als wichtigsten Energieträger zur Stromerzeugung ab, ihr Anteil, einschließlich Wasserkraft, steigt von 23 Prozent 2016 auf 38 Prozent 2040.
Das rapide Wachstum der erneuerbaren Energien darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil der Fossilen an den Primärenergieträgern im ET-Szenario lediglich von 85 auf 75 Prozent fällt. Dies würde bei weitem nicht genügen, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Statt zu sinken, würden sich die CO2-Emissionen bis 2040 gegenüber 2016 sogar um weitere zehn Prozent erhöhen.
Ein Fazit von BP ist daher, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden müssten, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen. Dazu müsse insbesondere eine globale Bepreisung von CO2-Emissionen gehören, da sie allen Beteiligten einen Anreiz gebe, einen Beitrag zu leisten, erklärt Bob Dudley Vorstandschef der BP-Gruppe: „Konsumenten werden angehalten, Energie effizienter zu nutzen und Erzeuger können sich darauf konzentrieren, emissionsärmere Energieträger an den Markt zu bringen.“
Was passieren müsste, um dem vereinbarten Zwei-Grad-Ziel gerecht zu werden, hat BP in einem der Zusatzszenarien, dem Even Faster Transition (Deutsch: Noch schnellere Entwicklung) ermittelt. Dazu würde ein weltweites Verbot von Verbrennungsmotoren gehören. Die größte Anpassungslast, um die CO2-Emissionen bis 2040 um 40 Prozent gegenüber 2016 zu senken, schreibt BP aber dem Stromerzeugungssektor zu. Der wäre bis 2040 fast vollständig zu dekarbonisieren, unter anderem durch die beschleunigte Entwicklung von Technologien zur Abscheidung von Kohlendioxid aus den Rauchgasen von Kraftwerken und der anschließenden Nutzung oder Speicherung.
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