Wir liken die Fotos unserer Freunde auf Instagram, posten unsere Meinung auf Twitter. Das Kino holen wir uns nach Hause – auf Abruf per Streaming. Die Maschinen in der Industrie arbeiten vernetzt, Prozesse laufen dadurch immer besser ab. Die Digitalisierung ist ausschlaggebend für die enorme wirtschaftliche und soziale Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt. Gleichzeitig nimmt der Energieverbrauch der digitalen Technologien zu, das zeigt eine Studie der französischen Forschungsgruppe „The Shift Project“. Zehn Forscher, darunter Wirtschaftsexperten und Ingenieure, haben dafür insgesamt 170 Studien ausgewertet, die fast alle in den letzten fünf Jahren veröffentlicht wurden.
Demnach steigt der Energieverbrauch für die Produktion und die Nutzung von Servern, Netzwerken und diversen Endgeräten wie Smartphones, Tablets und Computern jedes Jahr um neun Prozent. Vor allem die Herstellung der Endgeräte macht einen gewaltigen Teil des Energieverbrauchs aus, im Jahr 2020 etwa 45 Prozent. Bei einem Smartphone fällt beispielsweise der Energieverbrauch im gesamten Lebenszyklus des Handys zu 90 Prozent bei der Herstellung an. Dadurch, dass Smartphones mit immer mehr Features ausgestattet werden, wird der Energieverbrauch in der Herstellung künftig weiter zunehmen.
Gleichzeitig wird sich die Datenmenge in den Netzwerken erhöhen. In der jüngsten Vergangenheit ist sie schon um etwa ein Viertel pro Jahr gestiegen. Das liegt zum einen an der Zunahme der vernetzten Geräte insgesamt und pro Nutzer, zum anderen aber auch am Übergang zum Konsum „on-demand“. Wer online ein Video zehn Minuten lang schaut, verbraucht dabei dieselbe Energie, wie bei der Nutzung eines Smartphones über zehn Tage.
Dieser Energieverbrauch durch digitale Technologien zieht Treibhausgasemissionen nach sich. Im Jahr 2018 wurden durch digitale Technologien 3,7 Prozent der globalen Treibhausgase ausgestoßen. Zum Vergleich: Im gleichen Jahr machten die zivile Luftfahrt zwei Prozent und Leichtkraftfahrzeuge wie Autos oder Motorräder ungefähr acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus.
Laut den Forschern hat sich die Energieeffizienz der verschiedenen digitalen Technologien schon deutlich verbessert. Aber dadurch, dass digitale Technologien immer häufiger eingesetzt werden, sei es wichtig, ein Bewusstsein für den digitalen Energieverbrauch zu schaffen, so die Studie. Die Forscher drücken dies mit „digitale Nüchternheit“ aus. Braucht es wirklich alle zwei Jahre ein neues Handy? Müssen bei gemeinsamen Projekten immer eine große Menge an E-Mails verschickt werden oder kann das Arbeiten in der Cloud hier eine effizientere Lösung sein? Ein solches Bewusstsein beim Verbraucher könne den Energieverbrauch senken, ohne dabei irgendwelche digitalen Fortschritte aufzugeben.
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Dataenquelle: The Shift Project 2018