Besucher umringen den schnittigen Zweisitzer, auf Hochglanz poliert, auf dem E.ON-Messestand. Doch was hat ein MAG Classic Sportwagen, ein englischer Oldtimer aus den 1960er Jahren, auf der E-world verloren? Die Antwort liefert ein Kasten an der Wand daneben: Es ist eine Ladestation. Der Oldtimer wurde mit einem Elektroantrieb ausgestattet, die Reichweite liegt bei 150 Kilometern.
Der umgebaute Sportwagen gehört zu den wenigen Ausnahmen, bei denen Brancheninnovationen ganz konkret sichtbar werden. Wenn etwas gezeigt wird, dann sind es in erster Linie also Aufladetechnik für E-Fahrzeuge oder digitale Stromzähler. Ansonsten dominieren an den meisten Messestände Bildschirme und Tablets. Untrügliches Zeichen dafür, dass die Digitalisierung die Branche stark verändert. Die Leitmotive der E-world 2019 “Smart City” und “Climate Solutions” haben besonders Themen wie Vernetzung und intelligente Lösungen – auf Basis von Sensorendaten und Algorithmen – bei den Ausstellern auf die Agenda gebracht.
Auch wenn optisch – verständlicherweise – für die Besucher eher wenig geboten worden ist, haben sich Akteure aus Wirtschaft und Politik zufrieden mit der E-world gezeigt, die am Donnerstag, dem 7. Februar, zu Ende ging. „Die ganze Energiewelt schaut nach Essen“, sagte Staatssekretär Thomas Bareiß (CDU) zur Eröffnung. Deutschland sei immer noch das „Kernland der Energiewende“.
Für Stefan von Dobschütz, Vorstand von innogy eMobility Solutions, wurden die Erwartungen „mehr als erfüllt“: „Wir haben dem wie immer ausgesprochen versierten internationalen Fachpublikum eine Vielzahl neuartiger Produkte von Smart Home über E-mobility und Energieeinsparlösungen bis hin zu diversen Netzdienstleistungen vorstellen können.“ Cai-Delf Harms, Geschäftsführer Shell Energy Deutschland, ergänzte: „Mit der fortschreitenden Energiewende hat die E-world für uns noch mehr an Bedeutung gewonnen. Zudem stellen wir fest, dass diese europäische Leitmesse in den letzten Jahren immer internationaler geworden ist.“
Der Veranstalter der Messe konnte erfreuliche Zahlen vermelden. „Mit 780 Unternehmen präsentierten sich so viele Aussteller auf der E-world wie niemals zuvor“, erklärte Niels Ellwanger, Vorstand der con|energy AG. Die Unternehmen stammten aus insgesamt 26 Nationen, ein Fünftel der Aussteller kam aus dem Ausland. Aber nicht nur das Angebot, sondern auch das Publikum wird internationaler. Mehr als jeder vierte Messebesucher reiste von außerhalb Deutschlands an, besonders stark vertreten waren Briten und Schweizer.
Rund 23.000 Besucher kamen an den drei Tagen in die Essener Messehallen – und damit etwas mehr als in den Vorjahren. Laut Veranstalter handelt es sich fast ausschließlich um Fachpublikum. „Besonders freut uns, dass wir erneut mehr Entscheider begrüßen konnten. Vier von fünf E-world-Besuchern haben eine Leitungsfunktion inne, das spiegelt die Bedeutung der Fachmesse bestens wider”, so Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen.
Ein Gesprächsthema auf der Messe waren natürlich auch die Empfehlungen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, bis zum Jahr 2038 aus der Kohle auszusteigen. Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), forderte, die Vorschläge müssten „eins zu eins“ umgesetzt werden. „Die Politik darf das jetzt nicht zerreden“, so Wolff.
Die Entwicklung erfordert nicht nur massive Investitionen in zusätzliche Erneuerbare-Energien-Kapazitäten, sondern auch zusätzliche Investitionen für die Versorgungssicherheit. Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
Gleichzeitig sieht die BDEW-Präsidentin darin „eine riesige Chance, der Energiewende einen Schub zu geben“. Die Energiewirtschaft könne wieder eine Wachstumsbranche werden. „Die Entwicklung erfordert nicht nur massive Investitionen in zusätzliche Erneuerbare-Energien-Kapazitäten, sondern auch zusätzliche Investitionen für die Versorgungssicherheit“, sagte Wolff.
Nicht nur in ihrem eigentlich Kerngeschäft, der Stromversorgung, auch im Verkehrssektor will die Branche weiterwachsen. Das offensichtliche Beispiel: Mehr Ladesäulen werden benötigt, wenn die Zahl der E-Autos auf den Straßen steigt „Politik und Öffentlichkeit fordern, dass die CO2-Emissionen im Verkehr sinken – zu Recht“, sagte Wolff, „schließlich frisst das gesteigerte Verkehrsaufkommen die verbesserte Effizienz der Motoren auf.“
Doch E-Mobilität betrifft nicht nur das Themenspektrum “Climate Solutions”, sondern auch das der “Smart City”. Wenn immer mehr Autos elektrisch betrieben werden, steigt der Strombedarf insgesamt und vor allem punktuell deutlich an. Ein Beispiel: Wenn in einer Wohnstraße gleichzeitig viele E-Autos – etwa nach Feierabend – aufgeladen werden, wird das Verteilnetz stark beansprucht. Ein intelligentes Lastmanagement könnte das ausgleichen. So zeigten Aussteller, wie Häuser oder Quartiere mit lokal erzeugter Energie versorgt und dabei Elektrofahrzeuge integriert werden könnten.
Ein anderes Projekt: Smarte Straßenlaternen könnten in Zukunft W-Lan anbieten, freie Parkplätze anzeigen oder als Ladestation dienen. Der englische Oldtimer könnte dann nach der Spritztour problemlos an der nächsten Straßenlaterne wieder aufgeladen werden.
Der en:former war für Sie vor Ort und begleitet die E-world energy & water vom 5. bis 7. Februar 2019. In verschiedenen Specials berichten wir über Innovationen, Trends und Kongresse. Bleiben Sie en:formiert!