Herausfordernde Zeiten entpuppen sich mitunter als echte Innovationstreiber. Dass das aktuell für den Energiesektor in besonderem Maße zutrifft, zeigt sich auf der E-World. Die Themen Digitalisierung, Wasserstoff und Netzinfrastruktur dominieren auf der Fachmesse für die Energie- und Wasserwirtschaft. Noch bis zum 25. Mai 2023 ist die Veranstaltung in den Essener Messehallen Schaufenster für vielversprechende Technologien und Treffpunkt für Branchenvertreter.
Mehr als 700 Unternehmen, Institutionen und Start-ups aus über 25 Nationen präsentieren sich auf der Messe, darunter internationale Größen wie BP, Equinor, OGE, Orsted, RWE und Uniper. Aussteller entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Erzeugung über Transport und Speicherung bis hin zu Handel und Vertrieb stellen ihre Lösungen für die Energiewende vor. Und auch auf dem Rahmenprogramm stehen zahlreiche Vorträge und Podiumsdiskussionen. Unter anderem zu globalen Herausforderungen wie Versorgungssicherheit und Klimaneutralität sowie wegweisenden Trends wie Künstlicher Intelligenz.
Kein Vorbei gibt es bei dieser Auflage der E-World am Thema Wasserstoff. Nicht nur im prominent besetzten Hydrogen Solutions Forum treffen Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Verbänden aufeinander. Von grundlegender Materialforschung beim TÜV Rheinland bis zu regionalen Infrastrukturprojekten wie Hydrogen Metropole Ruhr. Vom neuesten Wasserstoffauto von Hyundai bis zu Fraunhofer-Forschungsprojekten im Bereich Kreislaufwirtschaft. Die Aussteller bilden alle Aspekte des schnellwachsenden Wirtschaftszweiges ab.
Auch digitale Anwendungen begegnen den Besuchern in allen fünf Ausstellungshallen. Hier reicht das Spektrum von Software für Anlagensteuerung und Risikomanagement über Lösungen für Predictive Maintenance – also datenbasierte Wartung – bis zu Handelstools auf Basis von Algorithmen. Sie alle sind insbesondere darauf ausgerichtet, immer komplexer werdende Energiesysteme zu optimieren und eine zuverlässige Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien zu ermöglichen.
Doch die Umstellung auf nachhaltige Energieträger kann nur gelingen, wenn entsprechende Infrastrukturen vorhanden sind – ein Thema, das intensiv im Rahmenprogramm erörtert wird. Hier diskutieren unter anderem Vertreter des Bundesnetzagentur mit dem BDEW und der Industrie Herausforderungen und Chancen. Und auch abseits der Bühne ist das Thema einer der Schwerpunkte der Messe: RWE und OGE stellen zum Beispiel die Initiative H2ercules vor, die das Herzstück der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland schaffen soll. Shell Energie präsentiert unter anderem Ladeinfrastrukturlösungen.
Neben Marktführern nutzen traditionell viele Start-Ups die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Insgesamt 90 aufstrebende Unternehmen sind 2023 unter den Ausstellern. Insbesondere im Innovation-Bereich in Halle 5 sind sie zahlreich anzutreffen. Der Schwerpunkt hier liegt ebenfalls eindeutig auf digitalen Anwendungen: Das PEAK-Projektkonsortium etwa, ein Spin-Off der Universität Duisburg-Essen, stellt einen Prototypen einer Handelsplattform vor, die auf dezentrale Netze zugeschnitten ist. Das Münchener Start-Up Schwarm Technologies (Link in Englisch) setzt auf Künstliche Intelligenz, um große Datenmengen für eine intelligente Netzsteuerung zu verarbeiten.
Insgesamt skizziert die Messe eine klare Vision: Energiesysteme werden in Zukunft dezentral, digitalisiert und dekarbonisiert sein. Die technischen Möglichkeiten dafür gibt es bereits. Nun gilt es, die zahlreichen Innovationen aus den Messehallen in die Realität zu tragen und mit ihnen die Energiewende voranzubringen.
© André Kraß / E-World