Zwei Trends haben sich in diesem Jahr schon länger abgezeichnet: Aufgrund der Corona-Pandemie wird der Stromverbrauch 2020 insgesamt sinken, und der Anteil der Erneuerbaren am Strommix wird auf einen Rekordwert steigen. Diese beiden Entwicklungen haben zusammen einen positiven Effekt auf die Treibhausgasemissionen, das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Um 22 Prozent ist der CO2-Ausstoß der Stromerzeugung in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen, so vorläufige Berechnungen. In absoluten Zahlen: Von Januar bis September wurden 36 Millionen Tonnen weniger CO2 ausgestoßen als in den ersten drei Quartalen 2019.
Laut BDEW sind auch die spezifischen Emissionen der Stromerzeugung weiter gesunken, also der Wert, wieviel Treibhausgasemissionen bei der Erzeugung einer Kilowattstunde Strom entstehen: Wurden im Jahr 2019 noch 0,39 kg CO2 pro Kilowattstunde Strom emittiert, waren es in diesem Jahr bislang nur 0,33 kg CO2/kWh.
Damit setzt sich ein Trend weiter fort, denn seit 2012 (0,57 kg CO2/kWh) geht der spezifische Emissionsfaktor kontinuierlich zurück. Noch eindrücklicher ist der Rückgang, wenn man das Referenzjahr 1990 betrachtet: Von 0,76 kg CO2/kWh sank der Faktor um 57 Prozent. Das bedeutet: Pro erzeugte Kilowattstunde werden mittlerweile nicht einmal halb so viele Emissionen ausgestoßen wie noch vor 30 Jahren.
Auf das ganze Jahr 2020 berechnet könnte der Rückgang der Emissionen bei 47 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 liegen. Ein Großteil dieser Minderung wurde durch die Kraftwerke der Energiewirtschaft erbracht. „Keine andere Branche hat es in den vergangenen Jahren geschafft, den CO2-Ausstoß so stark zu reduzieren wie die Energiewirtschaft. Allerdings ist uns bewusst, dass ein großer Teil des diesjährigen Rückgangs der Corona-Pandemie zuzuschreiben ist“, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Auch beim Strommix hat sich einiges getan: In den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 haben Erneuerbare Energien mit knapp 48 Prozent fast die Hälfte des Bruttoinlandsstromverbrauchs gedeckt. Das entspricht einem Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des BDEW.
Der Anstieg der regenerativen Stromerzeugung resultiert vor allem aus günstigen Wetterverhältnissen der vergangenen Monate. Insbesondere im ersten Quartal konnte deutlich mehr Strom aus Wind erzeugt werden als im Vorjahr (Wind an Land: plus sieben Prozent, Wind auf See: plus zehn Prozent). Ungewöhnlich viele Sonnenstunden sorgten zudem für einen deutlichen Anstieg der Stromerzeugung aus Solarenergie um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahrjahreszeitraum.
Der höhere Anteil von Wind und Sonne am Stromverbrauch lässt sich jedoch nicht nur auf eine stärkere Erzeugung zurückführen. Auch der Stromverbrauch ist insgesamt geringer als im Vorjahreszeitraum. Dieser ging, vor allem corona-bedingt, in den ersten drei Quartalen 2020 um knapp fünf Prozent zurück.
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