In 2017 ist der Energieverbrauch um ein Prozent gestiegen, die CO2-Emissionen gingen unterm Strich aber gleichzeitig leicht zurück – dank der Energiewirtschaft. Da die Zukunft elektrisch ist, kommen vor allem auf das Netz neue Belastungen zu.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat genau gezählt: Bei gewaltigen 654 Milliarden Kilowattstunden lag im vergangenen Jahr die deutsche Stromerzeugung. Der größte Anteil davon – nämlich 22,6 Prozent – stammte aus der heimischen Braunkohle, gefolgt von On- und Offshore-Wind mit 16,1 Prozent sowie der Steinkohle (14,4 Prozent). Erdgas produzierte 13,1 Prozent. Diese Energiequellen und die weiteren wie Kernenergie, Biomasse, Photovoltaik und Wasser sorgten dafür, dass zwischen Kiel und Konstanz Lampen leuchteten, Maschinen ratterten und Züge über die Schienen rasten.
Da die Wirtschaft auch 2017 weiter kräftig brummte und die Bevölkerung wuchs, stieg der Energieverbrauch hierzulande um ein Prozent an. Generell ist der Verbrauch seit Beginn der 1990er Jahre nicht entscheidend gesunken. „Es wird immer mehr Energie effizienter genutzt und teilweise eingespart, doch Wirtschaftswachstum und Konsumsteigerungen verhindern einen deutlichen Verbrauchsrückgang“, stellt das Umweltbundesamt (UBA) fest.
Was im vergangenen Jahr überraschend war: Trotz des leichten Anstiegs des Energieverbrauchs, gingen die CO2-Emissionen nicht nach oben. Im Gegenteil: Mit 904,7 Millionen Tonnen lagen sie knapp fünf Millionen Tonnen unter dem Wert von 2016. Das liegt vor allem an der Stromerzeugung. Während die Emissionen im Energiebereich deutlich zurückgingen, stiegen diese im Verkehrssektor (plus 2,3 Prozent) sowie in der Industrie (plus 2,5 Prozent) an.
Es war vor allem der Wind, der die deutsche Klimabilanz verbesserte. Dank kräftiger Investitionen nahm die Stromeinspeisung aus Windanlagen um ein sattes Drittel zu. Im Gegenzug wurde weniger Steinkohle verstromt. Zudem wurden im Laufe des vergangenen Jahres Steinkohlekraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt mehr als drei Gigawatt stillgelegt beziehungsweise in die Netzreserve überführt. Unterm Strich gingen die Emissionen in der Energiewirtschaft somit um gut vier Prozent zurück. Die Erneuerbaren kamen 2017 im gesamten Energiemix auf einen Anteil von 13,1 Prozent. Betrachtet man nur die Stromerzeugung, waren es sogar schon 36,4 Prozent.
Noch kann das deutsche Stromnetz die deutlichen Umwälzungen im Erzeugungsmix weg von den fossilen hin zu den grünen Energiequellen ohne Probleme bewältigen. Seine Zuverlässigkeit ist weiterhin hoch. Das zeigt die geringe Unterbrechungsdauer von lediglich 11,5 Minuten pro Stromkunde im Jahr. Dieser Wert von 2016 (neuere Daten liegen noch nicht vor) war der niedrigste Stand seit zehn Jahren.
Dahinter steckt eine Menge Arbeit. Die Netznutzung wird wegen der Volatilität von Wind- und Sonnenenergie zunehmend dynamisch. Konventionelle Kraftwerke sowie immer größere Energiespeicher müssen diese Schwankungen ausgleichen, um die Netzfrequenz konstant zu halten.
Gleichzeitig aber verzögert sich der Netzausbau, was Engpässe mit sich bringt. Der Aufwand dazu ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. 2016 lagen die Energiemengen für Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Netz- und Systemsicherheit bei mehr als 15.000 Gigawattstunden, also drei Prozent des jährlichen Bruttoinlandstromverbrauchs. Die Kosten beliefen sich auf fast 600 Millionen Euro.
Der Stromverbrauch wird also weiter wachsen. Heute sind es Handy, Tablets und Laptops, die ihn nach oben treiben. In einigen wenigen Jahrzehnten werden es E-Autos und Wärmepumpen sein. Die Internationale Energieagentur IEA hat in ihrem „World Energy Outlook“ gerade noch mal betont, dass der Verbrauch von Strom auch in Zukunft schneller wächst als der anderer Energieträger.
Technische Entwicklung und Digitalisierung schaffen immer mehr Einsatzfelder – von neuen Geräten der Unterhaltungselektronik über Pedelecs für Langstrecken-Radfahrer bis zu Mini-Hubschraubern. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vor allem wird mehr Strom aus Wind, Wasser und Sonne den Strom in diese Anwendungen gebracht Und die konventionellen werden weiterhindas Rückgrat der Energiewende sein.
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