Bereits wenige Tage vor Ende des ersten Halbjahres ist klar: Wind, Sonne und andere regenerative Energiequellen haben mehr Strom als je zuvor zwischen Januar und Juni produziert. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. Erneuerbare haben demnach 44 Prozent der Stromverbrauchs gedeckt – und damit fünf Prozentpunkte mehr als im ersten Halbjahr 2018.
Mit 128,5 Terawattstunden (TWh) wurde 2019 in Deutschland bisher gut zehn Prozent mehr Ökostrom erzeugt als im ersten Halbjahr 2018. Die größte Tranche steuerte erneut die Windkraft an Land (55,8 TWh) bei, gefolgt von Photovoltaik (24 TWh) und Windkraft offshore (12 TWh). Alle drei Energiequellen erzeugten mehr Strom als im Vorjahreszeitraum, die Offshore-Windkraft wuchs am stärksten – um satte 30 Prozent. Der Rest kam aus Biomasse, Wasserkraft und anderen erneuerbaren Quellen.
Der hohe Anteil der Erneuerbaren am Strommix ist nach Angaben von BDEW und ZSW auf außergewöhnliche Witterungsverhältnisse zurückzuführen. Demnach verzeichnete der März einen Windrekord, aber auch in den übrigen Monaten lagen die Winderträge durchgängig über den langjährigen Durchschnittswerten.
„Der Ökostrom-Rekord ist eine erfreuliche Momentaufnahme, darf aber nicht über die tieferliegenden strukturellen Probleme hinwegtäuschen“, warnte BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Gehe es weiter wie zuletzt, werde der Erneuerbaren-Anteil im Jahr 2030 bei 54 Prozent liegen, und nicht wie vorgesehen bei 65 Prozent. Vor allem die Windkraft-Branche hatte Schlagzeilen gemacht, weil der Ausbau auf Land stark zurückgegangen ist.
Den Grund dafür sieht Kapferer in bestehenden Regulierungen, die Investitionen hemmen: „Dazu zählen die Flächenbeschränkungen für Photovoltaik- und Windkraftanlagen an Land sowie die Ausbau-Deckel für Wind offshore und Photovoltaik außerhalb des Ausschreibungsregimes.“
Auch Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, fordert einen stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz in allen Sektoren, um das Klimaschutzziel 2030 zu erreichen. Als eine Maßnahme bringt er eine CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe ins Spiel, die Verbrauchern „auf anderem Wege“ erstattet werden solle. „Wenn soziale Härten abgefedert werden, ist davon auszugehen, dass entsprechende Maßnahmen für mehr Klimaschutz von der Bevölkerung mitgetragen werden“, so Staiß.
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