Das Vereinigte Königreich hat die Schallmauer von 25 Gigawatt Windkapazitäten überschritten, was zuvor auf europäischem Boden nur Deutschland und Spanien gelungen ist. Einen großen Beitrag dazu leistet der von RWE errichtete Offshore-Windpark Triton Knoll, der Anfang des Jahres in Betrieb genommen wurde.
© RWE AG
Das Vereinigte Königreich hat ein wichtiges Etappenziel bei der Entwicklung seiner erneuerbaren Energieträger erreicht: nach Angaben des britischen Branchenverbands RenewableUK (Link in Englisch) sind inzwischen mehr als 25 Gigawatt (GW) Kapazität für Strom aus Windkraft an das nationale Netz angeschlossen. Die Daten zeigen zudem, dass die Windenergie nun fast ein Viertel des gesamten Strombedarfs des Landes bereitstellen kann.
Ein Projekt von RWE Renewables, der Offshore-Windpark Triton Knoll (857 Megawatt Kapazität), sorgte mit seiner Inbetriebnahme in der ersten Jahreshälfte dafür, dass das Vereinigte Königreich die 25-GW-Marke überschreiten konnte. Diesen Meilenstein erreichten bisher nur zwei andere europäische Länder: Deutschland und Spanien.
Die genauen Daten zur installierten Kapazität schwanken, weil sie auf unterschiedlichen Datensätzen basieren – je nachdem, ab welchem Zeitpunkt des Bauprozesses die Kapazität eines neuen Projekts erfasst wird. Laut DUKES-Daten der britischen Regierung (Link in Englisch) beispielsweise erreichte das Vereinigte Königreich bereits Ende 2021 25,7 GW. Dem konservativeren Ansatz für den Betriebsstatus der Anlagen von RenewableUK zufolge waren bis Ende Juni 2022 25,5 GW Kapazität vollständig installiert und produzierten Strom.
Seit Inbetriebnahme des ersten Windparks im Jahr 1990 ist die Windkraftkapazität in Großbritannien beständig gestiegen. Den Höhepunkt erreichte der Zubau im Rekordjahr 2017, als fast 3,5 GW neu installiert wurden. Fortan war das Ausbautempo jedoch rückläufig, was sich vor allem darauf zurückführen lässt, dass weniger Onshore-Windparks ans Netz gingen.
So übersteigt der Ausbau von Windenergie auf See seit 2018 jedes Jahr den an Land. Im Vergleich zum jährlichen Wachstum der vorangegangenen zehn Jahre war der Zubau in den Jahren 2020 und 2021 sowohl bei der On- als auch bei der Offshore-Windkraft allerdings eher gering.
RenewableUK weist daher ausdrücklich darauf hin, dass das Ausbautempo spürbar zulegen muss, um die Klima- und Energiesicherheitsziele der Regierung nicht zu verfehlen. Um das Ziel von 50 GW Offshore-Windkapazität bis 2030 zu erreichen, ist ein jährlicher Zubau von 4,3 GW bis einschließlich 2030 erforderlich. Derzeit sind 11,3 GW installiert.
Außerdem hat das britische Climate Change Committee (CCC) die Empfehlung ausgesprochen (Link in Englisch), die Onshore-Kapazität von gegenwärtig 14,2 GW bis zum Ende des Jahrzehnts auf 22 bis 29 GW zu erhöhen.
Nach Ansicht von RenewableUK bedarf es zudem einer Überarbeitung des Planungs- und Genehmigungsverfahrens, um die Entwicklung zu beschleunigen. Diese Einschätzung wird von einer Reihe von Organisationen wie WindEurope und der Internationalen Energieagentur (Link in Englisch) unterstützt.
Ein Mangel an Projekten scheint nämlich nicht zu bestehen: Renewables UK beziffert die Anzahl der Windkraftprojekte, die im Vereinigten Königreich in der Projektpipeline sind, auf 80 GW Offshore und 21,8 GW Onshore.
Auch die jüngsten Auktionen der britischen Regierung (Link in Englisch) für neue Windkraftkapazitäten deuten zweifellos auf einen größeren Zuwachs in den kommenden Jahren hin. Allerdings noch nicht in dem erforderlichen Tempo, um das Offshore-Ziel der Regierung für 2030 oder das vom CCC empfohlene Ziel für die Windenergie an Land zu erreichen.
Dabei hat sich die Windenergie im letzten Jahrtausend bereits zur größten erneuerbaren Energiequelle Großbritanniens entwickelt und erzeugte 2021 mehr Strom als Kernenergie und Kohle zusammen.
Mit etwas mehr als 71 Terawattstunden inländisch erzeugter Elektrizität wird die erwartete jährliche Stromerzeugung 2022 nach Berechnungen von RenewableUK fast 31 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen.
Gleichwohl muss mehr getan werden, um das Netto-Null-Ziel für 2050 zu erreichen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wie die britische Regierung in ihrer jüngsten Energiesicherheitsstrategie (Link in Englisch) dargelegt hat.