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Vereinigtes Königreich stellt Wasserstoffstrategie vor
Regierung schlägt ähnliches Modell wie für Offshore-Wind vor, um das Investitionsrisiko zu verringern

Am 17. August stellte die Regierung des Vereinigten Königreichs ihre lang erwartete Wasserstoffstrategie (Link auf Englisch) vor. Mit ihrer Hilfe soll bis 2030 ein florierender Markt für den Brennstoff geschaffen werden: Die Regierung plant, dass bis dahin Kapazitäten von fünf Gigawatt (GW) für die CO2-arme Wasserstoffproduktion in Betrieb sind. Ein Ziel, das bereits im letzten Jahr festgelegt wurde.

Außerdem soll die Strategie jedes halbe Jahr aktualisiert werden. Das erste Mal bereits Anfang 2022. Dadurch sollen Stakeholder sowohl über die Pläne der Regierung auf dem Laufenden gehalten werden als auch die Möglichkeit bekommen, eine klare Richtung vorzugeben und die Fortschritte zu verfolgen.

Grüner und Blauer Wasserstoff wird unterstützt

Mit der Strategie fährt die Regierung einen zweigleisigen Ansatz in Bezug auf Wasserstoff: Sie unterstützt auf der einen Seite die Produktion von blauem Wasserstoff aus Erdgas in Verbindung mit Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) und fördert auf der anderen grünen Wasserstoff, der aus Erneuerbaren Energien und mithilfe von Elektrolyse erzeugt wird. Langfristig sollen auch weitere Methoden der Wasserstoffherstellung, zum Beispiel aus Kernkraft in Kombination mit Elektrolyse oder aus Biomasse, untersucht werden.

Blauer Wasserstoff gilt als aktuell kostengünstigste Art der Herstellung und damit als der schnellste Weg zu einer Wasserstoffproduktion im großen Maßstab. Das wiederum dürfte, so die Regierung des Vereinigten Königreichs, Investitionen in die Übertragung, Verteilung und Speicherung von Wasserstoff vorantreiben. Zuerst werde sich die großskalige Produktion und Nutzung von Wasserstoff, der mithilfe von CCUS Technologien hergestellt wird, durchsetzen. Nach 2030 dürfte dann grüner Wasserstoff von niedrigeren Kosten profitieren und vorherrschend produziert und genutzt werden.

Von spezialisierte Pilotprojekten zu großen Cluster-Netzwerken

Für die erste Hälfte der 2020er Jahre sieht die neue Strategie relativ kleine, spezialisiertere elektrolytische Wasserstoffprojekte vor, gefolgt von größeren Projekten bis zu 100 Megawatt (MW) und den ersten CCUS-fähigen Wasserstoffanlagen in Industrieclustern bis zur Mitte des Jahrzehnts. Bis 2030 sollen dann mehrere (500 MW oder mehr) CCUS-fähige Anlagen innerhalb von ausgedehnten Cluster-Netzwerken entstehen, die in das Energiesystem des Vereinigten Königreichs einspeisen.

Die Regierung schätzt, dass bis dahin etwas 250 bis 460 Terawattstunde (TWh) Wasserstoff benötigt werden – etwa 20 bis 35 Prozent des Primärenergiebedarfs im Vereinigten Königreich. Dieser Wert könnte in den späten 2030er- und 2040er-Jahren noch weiter ansteigen, um die Emissionsreduktionsziele des Landes zu erreichen. Bis 2030 könnte die Wasserstoffwirtschaft des Vereinigten Königreichs bereits 900 Millionen Pfund (ca. 1 Milliarde Euro) wert sein und 9.000 qualifizierte Arbeitsplätze schaffen, schätzt die Regierung. Diese Werte könnten bis 2050 auf bis zu 13 Milliarden Pfund (ca. 15 Milliarden Euro) und 100.000 Arbeitsplätze ansteigen.

Differenzkontrakt-Modell soll das Risiko für Investoren verringern

Die Wasserstoffproduktion und -nutzung anzuheben, ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Zurzeit ist kohlenstoffarmer Wasserstoff noch teurer als die fossilen Brennstoffe. Das bedeutet, dass derzeit nur eine geringe Nachfrage für Wasserstoff besteht. Darüber hinaus befindet sich die Entwicklung von Wasserstoffanwendungen und einer Infrastruktur noch in einem frühen Stadium. Die Kosten für die ersten Pilotprojekte dürften deshalb noch recht hoch sein. Eine Kostensenkung ist erst im Laufe der Zeit zu erwarten.

Daher identifiziert die Regierung zwei Hauptrisiken für Investoren: Auf der einen Seite könnte der Marktpreis für Wasserstoff zunächst unter den Produktionskosten liegen, auf der anderen Seite könnte die Nachfrage geringer ausfallen wird, als die Produktion. Um diese Risiken anzugehen schlägt die Regierung einen Mechanismus zur Preisstützung mit einer „variablen Prämie“ vor, der einen Basispreis und einen Referenzpreis umfassen soll. Im Rahmen eines Differenzkontraktes (Contract for Difference, CfD) werden dadurch Abweichungen von einem Referenzpreis durch den Förderer ausgeglichen.

Dieser Ansatz ähnelt dem CfD-Modell, das schon erfolgreich für Offshore-Windkraftanlagen genutzt wird. Ein Unterschied besteht darin, dass der Referenzpreis für den Stromsektor dem Marktpreis für Großhandelsstrom entspricht, während es für Wasserstoff noch keinen eindeutigen Richtwert gibt. Aus diesem Grund muss der Referenzpreis für Wasserstoff zunächst festgelegt werden. Die Regierung schlägt hierbei vor, entweder den höchsten Erdgaspreis oder den von den Wasserstoffherstellern erzielten Verkaufspreis als Grundwert anzusetzen.

Weiterhin stellt sich die Frage nach der Indexierung. Die Preise für Erdgas und Strom – die dringend für die Wasserstoffproduktion benötigt werden – unterliegen zeitlichen Schwankungen. In der Strategie werden daher verschiedene Möglichkeiten für eine Indexierung des Wasserstoffpreises anhand des Preises dieser beiden Ressourcen vorgeschlagen.

Um das Risiko zu senken, dass die Nachfrage geringer ausfallen wird, schlägt die Regierung eine gleitende Skala vor: Für die anfängliche Wasserstoffproduktion soll eine höhere Preisunterstützung gewährt werden, die aber mit der Zeit abnimmt. So sollen die endgültigen Mengen nur noch die Zusatzkosten und Eigenkapitalsrendite abdecken.

Dieser Vorschlag berücksichtigt, dass Wasserstoffprojekte sich stark in ihrer Technologie und in ihrem Umfang unterscheiden und damit andere Finanzierungsbedarfe haben. Er empfihelt außerdem, nur ein einziges Modell zu verwenden, aber dieses flexibel zu gestalten. Sowohl eine Indexierung als auch verschiedene Finanzierungstöpfe für unterschiedliche Technologien, wie bei der Förderung Erneuerbarer Energien, könnten das sicherstellen.

Wie geht es weiter?

Die Regierung des Vereinigten Königreichs will das Geschäftsmodell für die Wasserstoffproduktion im kommenden Jahr fertigstellen, so dass die ersten Verträge bereits im ersten Quartal von 2023 unterzeichnet werden könnten. Anfang nächsten Jahres will sie zudem einen Standard für kohlenstoffarmen Wasserstoff festlegen. Zur weiteren Förderung soll ein „Net Zero Hydrogen Fund“ mit 240 Millionen Pfund (ca. 280 Millionen Euro) eingerichtet werden.

Bildquelle: photo.ua/ shutterstock.com

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