Der Preis für die Emissionsrechte im EU-Emissionshandel hat sich über die letzten Monate verdreifacht. Durch zunehmende Verknappung der Zertifikate soll der Ausstoß von Treibhausgasen wirksam reduziert werden. Die steigenden Preise für die Emissionsrechte führten zudem zu neuen Höchstständen des Strompreises an der Energiebörse. Auch langfristig müsse man sich auf höhere Strompreise einstellen, so eine Expertenmeinung.
Ein Thema sorgte in den vergangenen Tagen für erhöhte mediale Aufmerksamkeit: die Strompreise an der Leipziger Energiebörse (EEX). Der Kurs für eine Megawattstunde Grundlaststrom, die erst im kommenden Jahr geliefert werden soll, stieg auf über 50 Euro. Laut „Handelsblatt“ ist der Strompreis seit sechs Jahren nicht mehr so hoch gewesen. Seit Februar habe sich der Preis um 17 Euro je Megawattstunde verteuert.
Verantwortlich ist dafür nach Aussagen von Energieexpertin Angela Pietroni, Senior Managerin beim Analysehaus Energy Brainpool in Berlin, gegenüber dem „Handelsblatt“ vor allem der Emissionshandel der Europäischen Union (EU ETS). Die Betreiber von Kohle- und Gaskraftwerken müssen für jede Tonne CO2, die bei der Stromproduktion entsteht, Zertifikate erwerben. Und die kosten plötzlich richtig Geld. Seit Jahresanfang hat er sich der Preis von 7,50 Euro auf mehr als 21 Euro je Tonne erhöht.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Im vergangenen November sind neue Rahmenbedingungen für den europäischen Emissionshandel, der bereits 2005 eingeführt wurde, festgelegt worden. Demnach werde jedes Jahr eine Obergrenze (Cap) für die Menge an CO2-Zertifikaten festgelegt, die von Energieerzeugern und Industrieanlagen ausgestoßen werden darf. Diese Grenze soll ab 2021 jährlich um 2,2 Prozent sinken – aktuell und seit 2013 sinkt sie nur um 1,74 Prozent. Die EU-Kommission sieht durch die Verknappung einen Weg, den Ausstoß des Treibhausgases wirksam zu verteuern. Ziel der EU ist es, die Emissionen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
Die „Neue Züricher Zeitung“ betont in einem Artikel zum EU ETS daher: „Der große Vorteil des Emissionshandels ist gerade, dass CO2 EU-weit dort eingespart wird, wo es am günstigsten ist. Man mag der Ansicht sein, dass der Cap zu hoch sei, doch mit einem Versagen des Instrumentes selbst hat das nichts zu tun Aus diesem Grund sind auch nationale Alleingänge eine schlechte Idee.“
Ursachen für den steigenden Strompreis sind aber auch der heiße Sommer und gestiegene Kohlepreise. So mussten während der Hitzeperiode vor allem Steinkohle- und Kernkraftwerke ihre Leistung drosseln. Zudem sorgte die anhaltende Hochdruckwetterlage für wenig Wind. „Seit 2016 steigen die Strompreise stetig an – und ich bin überzeugt, dass wir uns auch langfristig auf höhere Strompreise einstellen müssen“, resümiert Pietroni.
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