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IEA fordert stärkere Bemühungen bei Energieeffizienz
Energieeffizienz muss pro Jahr um vier Prozent steigen, um in Einklang mit Netto-Null-Zielen zu bleiben
  • Vertreter aus über 80 Ländern berieten sich bei Konferenz im Juni 2023 zum Thema Energieeffizienz
  • Für Netto-Null bis 2050 muss Energieeffizienz bis 2030 jährlich um über vier Prozent statt wie bisher um 2,2 Prozent steigen
  • Mehr Energieeffizienz könnte Arbeitsplätze schaffen, Emissionen verringern und Zugang zu Strom stärken

Energie ist kostbar und sollte daher so effizient wie möglich genutzt werden. Auch im Rahmen der Energiewende ist das von Bedeutung, denn nicht nur der Ausbau der Erneuerbaren Energien, auch die effiziente Energienutzung und Energiesparen spielen zentrale Rollen. In einer neuen Serie betrachtet der en:former das Thema Energieeffizienz und stellt innovative Ansätze aus verschiedenen Sektoren vor. In der ersten Folge erklären wir den aktuellen Stand der Entwicklungen und betrachten die Trends für die Zukunft.

Die Wirtschaft wächst weltweit und damit ihr Energieverbrauch. Infolgedessen steigen auch die Treibhausgasemissionen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es energieeffiziente Technologien, die dabei helfen, möglichst wenig Energie für den gleichen Nutzen aufzuwenden. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) reichen die weltweiten Bemühungen in diesem Bereich jedoch noch nicht aus, um Klimaneutralität bis 2050 erreichen zu können.

Daher rief die IEA Anfang Juni 2023 Vertreter aus über 80 Ländern zu einer internationalen Konferenz in Versailles zusammen. Die Experten der Agentur betonten dabei die Notwendigkeit, den Fortschritt bei der Energieeffizienz zu beschleunigen. 45 Regierungen aus Afrika, Amerika, Asien und Europa sprachen sich im Ergebnis dafür aus (Link in Englisch), Energieeffizienz bis 2030 doppelt so schnell zu steigern.

Energieeffizienz und Energieverbrauch

Energieeffizienz bezeichnet das Verhältnis des Energieeinsatzes zu ihrem Nutzen. Das bedeutet, je weniger Energie für ein Produkt oder eine Dienstleistung bei gleichbleibendem Nutzen eingesetzt werden muss, umso energieeffizienter ist der Prozess. Steigert sich die Energieeffizienz, sinkt der Energieverbrauch für das gleiche Ergebnis. Im Umkehrschluss bedeutet das: Einer Steigerung des Energieverbrauchs lässt sich durch bessere Energieeffizienz entgegenwirken.

Trends und Entwicklungen 2022

In Vorbereitung auf die Konferenz veröffentlichte die IEA eine Analyse der weltweiten Fortschritte im Bereich Energieeffizienz (Link in Englisch) und stellte darin die durchaus positiven jüngsten Entwicklungen in den unterschiedlichen Branchen vor: So sei die Energieeffizienz 2022 weltweit um 2,2 Prozent gestiegen, was etwa dem Doppelten des Durchschnitts der vorherigen fünf Jahre entspreche. Gleichzeitig sei die Energienachfrage um ein Prozent angestiegen. Die Experten sind der Meinung, dass dieser Wert ohne die weltweiten Bemühungen um mehr Energieeffizienz fast dreimal so hoch hätte sein können. Doch durch effizientere Technologien und Effizienzmaßnahmen konnte der Anstieg auf nur ein Prozent begrenzt werden.

Beispielsweise haben laut der IEA bereits einige der Länder, auf die über 70 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs entfallen, in den Jahren 2022 und 2023 wichtige Maßnahmen eingeführt, die die Energieeffizienz fördern. Darunter beispielsweise der Inflation Reduction Act in den USA, Japans Green Transformation Plan und eine Aktualisierung des EU-Energieeffizienzziels im Rahmen des REPowerEU-Plans. Auch sollen Investitionen in Energieeffizienz 2023 Rekordwerte von über 600 Milliarden US-Dollar erreichen.

Schlüsseltechnologien für die Energieeffizienz

Als einen weiteren positiven Trend sieht die IEA die Steigerung der Verkaufszahlen bei Schlüsseltechnologien wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen: Laut Angaben der Agentur sind Wärmepumpenverkäufe im Jahr 2022 weltweit um zehn Prozent gestiegen. In Europa betrug der Anstieg sogar 40 Prozent. Dies lässt sich auf die im Rahmen der Energiekrise anhaltenden Unsicherheiten in Bezug auf die Gasversorgung und die staatlichen Förderungen dieser Technologien zurückführen.

Der Anteil der verkauften Elektrofahrzeuge unter allen Fahrzeugverkäufen lag 2022 weltweit bei 14 Prozent und könnte 2023 sogar auf 18 Prozent ansteigen. Im Gebäudesektor stieg der Verkauf von Effizienztechnologien wie intelligenten Steuerungen oder Energiemanagementsystemen im Jahr 2022 ebenfalls an, die Zahlen seien aber noch weit von den notwendigen Werten für das Netto-Null-Ziel entfernt.

Maßnahmen für eine effiziente Zukunft

Um auf dem Pfad des von der IEA skizzierten Netto-Null-Szenarios bis 2050 zu kommen, müsste Energieeffizienz anstatt wie aktuell um 2,2 Prozent um mehr als vier Prozent pro Jahr ansteigen. Auch die Investitionsrate müsste sich bis zum Ende des Jahrzehntes auf jährlich knapp 1,8 Billionen US-Dollar verdreifachen.

Eine solche Entwicklung brächte viele Vorteile mit sich: Der weltweite Energiebedarf würde damit um 190 Exajoule (EJ) zurückgehen, die CO2-Emissionen aus Brennstoffen bis 2030 um fast elf Gigatonnen (Gt). Im Vergleich zu heute würde der globale Energieverbrauch und die Emissionen so um fast ein Drittel zurückgehen. Weiterhin könnten bis zu zwölf Millionen neue Jobs weltweit entstehen, schätzt die IEA. Schwellen- und Entwicklungsländer könnten dadurch schnellere Fortschritte auf dem Weg zu einem allgemeinen Zugang zu erschwinglicher elektrischer Energie erzielen.

Doch die aktuell geplanten Richtlinien sind noch nicht ausreichend, um die Netto-Null zu erreichen, so die IEA. Selbst, wenn alle derzeit implementierten und geplanten Maßnahmen schnell umgesetzt würden, wären gerade einmal drei Viertel des Zielwertes von vier Prozent erreicht. Deshalb forderte die Agentur auf der Konferenz im Juni 2023 die Regierungen auf, durch verstärkte Maßnahmen und politische Pakete ihre Energieeffizienz in allen Sektoren zu fördern. 45 Länder erklärten sich bereit, die Ziele umzusetzen. Darunter auch viele europäische Länder.

Energieeffizienz in Europa

Bereits im März einigte sich das Europäische Parlament vorläufig auf eine Überarbeitung der Energieeffizienzrichtlinie des „Fit for 55“-Pakets (Link in Englisch), um den Endenergieverbrauch bis 2030 um 11,7 Prozent im Vergleich zu 2020 zu senken. Die neuen Vorschriften verpflichten die EU, ihren Endenergieverbrauch zu reduzieren und damit energieeffizienter zu werden. Das derzeit noch bestehende Ziel sieht vor, sowohl den Primär- als auch den Endenergieverbrauch um 32,5 Prozent zu senken. Mit der Überarbeitung möchte die Europäische Kommission diese Ziele auf 40,6 Prozent für den Primärverbrauch und auf 38 Prozent für den Endverbrauch erhöhen.

Nach den neuen Vorschriften müssten die Mitgliedstaaten bis 2030 nach und nach mehr Energie einsparen. Während heute noch durchschnittlich 1,49 Prozent des jährlichen Gesamtenergieverbrauchs eingespart werden, sollen es bis 2030 1,9 Prozent werden. Dabei werden vor allem Sektoren wie Gebäude, Verkehr und Industrie in die Pflicht genommen, ihre Energieeffizienz zu steigern.

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