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IEA: Strom ist das „neue Öl“ des globalen Energiesystems
Der Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 ist noch möglich, aber er wird immer schmaler, so die Internationale Energieagentur
  • Solar-PV- und Elektroautoverkäufe auf Kurs für Netto-Null-Emissionen bis 2050
  • Globale CO2-Emissionen werden voraussichtlich vor 2030 ihren Höhepunkt erreichen
  • Schwellen- und Entwicklungsländer brauchen dringend mehr finanzielle Unterstützung, um ihre Energiewende voranzubringen

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre im Mai 2021 veröffentlichte Net Zero Roadmap erstmals aktualisiert. Damit liefert die IEA eine aktuelle Bewertung zu den Fortschritten und Herausforderungen bei Technologien, Märkten und politischen Maßnahmen auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel bis zum Jahr 2050.

Die IEA warnt in dem aktualisierten Bericht (Link in Englisch), dass die Zeit knapp wird, um den Klimawandel zu stoppen. Die globalen CO2-Emissionen waren 2022 mit 37 Milliarden auf einem Rekordhoch und der August 2023 ging als heißester Monat seit Beginn der Aufzeichnungen in die Geschichtsbücher ein. Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, müssen laut Energieagentur jetzt drastische Maßnahmen ergriffen werden.

Obwohl viel mehr Ehrgeiz erforderlich ist, gibt es der IEA zufolge auch gute Nachrichten: Es wird prognostiziert, dass sowohl die globalen CO2-Emissionen als auch die Nachfrage nach Öl, Kohle und Gas in diesem Jahrzehnt ihren Höhepunkt erreichen werden, selbst wenn keine neuen Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden würden.

Technische Möglichkeiten entwickeln sich

Solaranlagen und Elektroautos sind demnach zwei der wichtigsten Technologien für den Kampf gegen den Klimawandel. Die IEA hat festgestellt, dass die Installationen von Photovoltaik-Anlagen und der Verkauf von Elektroautos den im IEA-Net-Zero-Bericht 2021 (Link in Englisch) festgelegten Meilensteinen entsprechen.

Darüber hinaus existieren bereits die Technologien, um 80 Prozent der bis 2030 erforderlichen Emissionsreduzierungen zu erreichen. Dazu gehören der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, die Verbesserung der Energieeffizienz, die Reduzierung von Methanemissionen und eine steigende Elektrifizierung.

Der wichtigste Faktor für den Rückgang der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen bleibt der Ausbau erneuerbarer Energien, wodurch laut IEA bis 2030 die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen um über 25 Prozent zurückgehen könnte. Tatsächlich sei Strom für die Energiewende so grundlegend, dass er zum „neuen Öl“ des globalen Energiesystems werden wird, so die IEA.

Zentrale Maßnahmen für Klimaneutralität

Die IEA hebt zudem hervor, dass sich die globale Erneuerbaren-Kapazität bis 2030 auf 11.000 Gigawatt (GW) verdreifachen muss. Die daraus resultierenden Emissionsreduzierungen könnten dafür sorgen, dass das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 weiterhin erreicht werden kann.

Der zweitwichtigste Beitrag zur Emissionsreduzierung ist die Verbesserung der Energieeffizienz bis 2030, so die Studie. Dies umfasst unter anderem die Umstellung auf sauberere Energieträger wie grünen Strom und die effizientere Nutzung von Energie und Materialien.

Ebenfalls wichtige Bestandteile des Netto-Null-Szenarios sind Wasserstoff, Bioenergie, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS), sowohl aus Verbrennung als auch direkt aus der Atmosphäre, und die Reduzierung von Methanemissionen.

Die IEA schätzt, dass die Reduzierung der Methanemissionen aus der Öl- und Gasförderung um 75 Prozent bis 2030 Gesamtkosten von etwa 75 Milliarden US-Dollar verursachen würde. Dies entspricht lediglich zwei Prozent des Nettogewinns der Öl- und Gasindustrie im Jahr 2022. Mit Nettokosteneinsparungen durch den Verkauf von aufgefangenem Methan könnte dies aufgefangen werden.

Politiker sollen groß denken

Da Strom das neue Öl des globalen Energiesystems wird, schätzt die IEA, dass die Stromübertragungsleitungen und Verteilernetze bis 2030 jedes Jahr um etwa 2 Millionen Kilometer erweitert werden müssten. Angesichts der langen Vorlaufzeiten für Netzausbauten fordert die IEA die politischen Entscheidungsträger auf, größer zu denken und schneller zu handeln.

Die Energiewende müsse dafür global vorangetrieben werden, das gilt auch und insbesondere für Schwellen- und Entwicklungsländer, die einen immer größeren Anteil am globalen Energiekonsum und den Treibhausgasemissionen haben. Die derzeitige Politik in den Industrieländern und China ist auf dem besten Weg, 85 Prozent ihres Beitrags zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen im Netto-Null-Szenario zu erreichen, aber dies gilt nicht für andere Schwellen- und Entwicklungsländer.

Die IEA schätzt, dass im Jahr 2023 weltweit 1,8 Billionen Dollar in saubere Energie investiert werden, dass dieser Betrag aber bis Anfang der 2030er Jahre auf 4,5 Billionen Dollar jährlich ansteigen müsste. Innerhalb dieses Rahmens müssen die Ausgaben für saubere Energie in den Schwellen- und Entwicklungsländern um das Siebenfache ansteigen und bis Anfang des nächsten Jahrzehnts durch 80 bis 100 Milliarden Dollar an vergünstigten Krediten pro Jahr unterstützt werden.

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