Die Länder Zentralamerikas stehen vor einer doppelten Herausforderung: Der Energiebedarf von Nicaragua, Honduras, Guatemala und Co. nimmt zu, Gründe sind unter anderem die wachsende Bevölkerung und der zunehmende wirtschaftliche Fortschritt. Gleichzeitig verschärft der Klimawandel die Häufigkeit und Stärke von Wirbelstürmen, Starkregen, Überschwemmungen und Dürren.
Angesichts dieser Herausforderungen ist es jetzt wichtig, den Weg für den Ausbau einer Infrastruktur zu ebnen, die Versorgungssicherheit schafft und nicht von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Die International Renewable Energy Agency (IRENA) skizziert hierfür in der „Renewable Energy Roadmap for Central America“, wie der Pfad für die gesamte Region hin zu einem nachhaltigen Energiesystem aussehen kann.
Das Potenzial, das Zentralamerika für Erneuerbare Energien bietet, ist groß. Und die Region muss bei der Energiewende nicht bei null beginnen – das zeigt auch die Roadmap. So gibt es bereits eine Reihe von Plattformen und Initiativen der Länder, mit denen ein gemeinsames nachhaltiges Energiesystem anvisiert wird. Dazu gehören beispielsweise die Sustainable Energy Strategy 2030 (EES2030) oder die regionalen Projekte zur wirtschaftlichen Nutzung von Brennstoffen sowie für den Einsatz geothermischer Energie (Links auf Spanisch).
Wo sollten die Länder also jetzt ansetzen, um ein nachhaltiges Energiesystem aufzubauen? Die Roadmap nennt hierfür folgende Kernfelder:
Laut den Analysten sei es notwendig, mit der Umsetzung der Strategie zeitnah zu beginnen, da sie bis 2050 einen starken Anstieg des Stromverbrauchs voraussagen. So würde allein Belize 2050 einen Verbrauch mehr als 7.000 Kilowattstunden (kWh) pro Kopf erreichen – 2020 waren es noch knapp 2.000 kWh.
Um zeitnah ein möglichst effizientes und nachhaltiges Energiesystem zu errichten, skizziert die Roadmap ein Szenario, in dem die Dekarbonisierung an erster Stelle steht – das „Decarbonising Energy Scenario“ (DES). Hierbei soll die Elektrifizierung in der Region vorangetrieben werden, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Der dafür benötigte Strom wird mit Erneuerbaren Energien generiert.
Laut dem Szenario wäre das Ergebnis, dass Elektrizität eine immer wichtigere Rolle in dem Gesamtenergieverbrauch spielt: Der Anteil an fossilen Brennstoffen sänke demnach von 50 Prozent (2018) auf 34 Prozent (2050). Gleichzeitig erhöhe sich jener von Strom bis 2050 von 13 auf 49 Prozent. Zum anderen nimmt der Anteil an Erneuerbaren in der Stromerzeugung bis 2050 auf bis zu 97 Prozent zu – 2018 waren es 70 Prozent.
Die Elektrifizierung, Verbesserung der Energieeffizienz und Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hätten laut den Experten einen positiven Effekt auf den Gesamtenergieverbrauch in Zentralamerika. Während sich der Verbrauch für 2018 auf 1.235 Petajoule belief, so prognostizieren sie bis 2050 1.200 Petajoule – der Verbrauch würde also tendenziell sinken.
Wie verhält es sich schließlich mit der Dekarbonisierung? Wenn die Länder in der Region gemeinsam die Strategie der Roadmap umsetzen, können die Treibhausgasemissionen bis 2050 deutlich gesenkt werden: Von über 50 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2020 auf ca. 30 Millionen Tonnen. Das würde eine Reduktion um in etwa 40 Prozent bedeuten.