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IRENA sieht wachsende Dynamik bei globaler Energiewende
Steigende Investitionen sind ein wichtiges Zeichen für den Klimaschutz – Weiteres finanzielles Engagement in Erneuerbaren-Technologien notwendig
  • Ausgaben für E-Mobilität erstmals gleichauf mit Investitionen in Erneuerbare
  • Investitionen in fossile Brennstoffe fast wieder auf Vor-Corona-Niveau
  • Entwicklungsländer kommen nur schwer an Kapital für die Energiewende

Einem neuen Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) (Link in Englisch) zufolge erreichten die weltweiten Investitionen in Technologien für die Energiewende 2022 einen Rekordwert von 1,3 Billionen US-Dollar. Das entspricht einem Anstieg um 19 Prozent im Vergleich zu 2021 und sogar einer Steigerung von 50 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Investitionsniveau von 2019.

Es kommt also offenbar mehr und mehr Dynamik in die Transformation des Energiesystems, das ist eine gute Nachricht. Aber IRENA warnt, dass weit mehr Ausgaben notwendig seien, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Nach Schätzungen der Agentur müssten im Zeitraum von 2021 bis 2030 pro Jahr durchschnittlich 5,7 Billionen Dollar in die Energiewende investiert werden, 2031 bis 2050 jährlich 3,7 Billionen Dollar.

Energiewende gewinnt global an Bedeutung

Doch die Daten, auf denen der IRENA-Bericht basiert, lassen auch drei hoffnungsvoll stimmende Trends erkennen, die sowohl auf eine Ausweitung als auch auf eine Intensivierung der Energiewende hindeuten:

  • In den vergangenen drei Jahren haben die Investitionen in Erneuerbare Energien deutlich zugenommen, vor allem in den Bereichen Wind- und Solarenergie.
  • Die Ausgaben für die Elektrifizierung des Verkehrssektors sind in den letzten zwei Jahren außergewöhnlich schnell gestiegen. 2022 waren die Investitionen in die Elektromobilität erstmals genauso hoch wie jene in Erneuerbare Energien.
  • Die Investitionen in die Elektrifizierung der Wärmeversorgung sind in den letzten zwei Jahren sprunghaft angestiegen und werden voraussichtlich weiter zunehmen, da insbesondere Europa die Einführung von Wärmepumpen als Alternative zu Öl- oder Gasheizungen fördert.

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass die notwendige Verflechtung aller an der Energiewende beteiligten Sektoren weiter zunehmen muss. So müssen die Investitionen in Erneuerbare weiter steigen, denn sowohl die E-Mobilität als auch der Wärmesektor sind davon abhängig, dass es genug regenerativ erzeugten Strom gibt. Auch die Energiespeicherung ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, um etwa Schwankungen in der erneuerbaren Stromproduktion auszugleichen. Laut dem IRENA-Bericht hätten die Investitionen in solche Projekte zugenommen. Die weltweiten Ausgaben im Bereich Energieeffizienz hingegen seien im Zeitraum von 2015 bis 2022 weitgehend stabil geblieben.

Fossile Brennstoffe trotzen Energiewende-Trend

Während die Energiewende Fahrt aufnimmt – wenn auch noch nicht in ausreichendem Maße –, erlebten fossile Brennstoffe infolge der Energiekrise ein Comeback. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den damit verbundenen Rekordpreisen an den globalen Energiemärkten nahm das Bangen um die Versorgungssicherheit zu. In der Folge wuchs zwar einerseits das Bewusstsein, dass die Beschleunigung der Energiewende notwendig ist, um unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden – andererseits jedoch führten das verringerte Angebot, die hohen Preise und der verhältnismäßig niedrige Füllstand der Gasspeicher dazu, dass weltweit wieder mehr in die Exploration von Öl- und Gasvorkommen sowie in die Wiederauffüllung der Reserven fossiler Energieträger investiert wurde.

2020 waren die Investitionen in fossile Brennstoffe im Vergleich zum Vorjahr laut der Studie noch um 22 Prozent zurückgegangen. 2021 legten sie bereits wieder um 15 Prozent und 2022 um weitere 6 Prozent zu, sodass das Investitionsniveau wieder annähernd das Niveau von vor der Pandemie erreicht hat. IRENA schätzt, dass das 1,5-Grad-Ziel nur noch erreicht werden könne, wenn rund 700 Milliarden Dollar pro Jahr, die aktuell in fossile Brennstoffe fließen, auf Technologien umgelenkt würden, die die Energiewende vorantreiben.

Die Daten zeigen, dass die Investitionen in fossile Energieträger immer noch viel größer sind als die Investitionen in Erneuerbare – wenn auch nicht größer als die Gesamtausgaben für die Energiewende. Die Ausgaben in fossile Brennstoffe stiegen von 897 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 953 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022, so die Studie. Im Vergleich dazu kletterten die in Erneuerbare demnach von 430 auf 499 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig stiegen die Subventionen für fossile Brennstoffe in den Jahren 2021 und 2022 aufgrund des Preisdrucks. IRENA mahnt an, dass diese Fördergelder schrittweise gesenkt werden müssen – allerdings begleitet von einem geeigneten Sicherheitsnetz, um einen angemessenen Lebensstandard gefährdeter Verbrauchergruppen zu gewährleisten.

Streben nach einer gerechten Energiewende

Obwohl die Investitionen in Erneuerbare Energien weltweit zunehmen, ballen sie sich doch vor allem in bestimmten Ländern und Regionen. Zwei Drittel des weltweiten Investitionsvolumens konzentrierten sich 2022 IRENA zufolge auf Ostasien und den pazifischen Raum, angeführt von China. Es folgten Kanada und die USA und dann Europa. Der „Inflation Reduction Act“ (Link in Englisch) der USA von 2022 und der „Green Deal Industrial Plan for the Net-Zero Age“ (Industrieplan für das Netto-Null-Zeitalter, Link in Englisch) der EU sollen, so die Erwartungen, weiteres Kapital für die Energiewende mobilisieren.

IRENA weist jedoch auf die fehlenden Ausgaben in Entwicklungs- und Schwellenländern hin, wo einige wenige Staaten – Brasilien, Chile und Indien – den Großteil der Investitionen unter sich aufteilen. So schätzten die Experten, dass 2022 auf über die 70 Prozent der in Entwicklungs- und Schwellenländern lebenden Weltbevölkerung gerade einmal 15 Prozent der weltweiten Investitionen in Erneuerbare entfallen sind. Das geografische Ungleichgewicht bei den Ausgaben für die Energiewende habe zur Folge, so die Studie weiter, dass auch die Fortschritte auf dem Weg zu CO2-neutralen Volkswirtschaften bis 2050 auf der Welt sehr ungleich verteilt sein werden.

Der IRENA-Bericht zeigt auch, dass der private Sektor den Löwenanteil der Investitionen in Erneuerbare Energien bereitstellt. Kommerzielle Finanzinstitute und Unternehmen seien dabei die wichtigsten privaten Geldgeber. Die Agentur stellt fest, dass die öffentlichen Förderungen in Erneuerbare seit 2018 weltweit zurückgehen und empfiehlt neue politische Maßnahmen, um mehr private Finanzmittel zu mobilisieren. Öffentliche Mittel müssten in die gesamte Wertschöpfungskette, in den allgemeinen Energiesektor und in die Wirtschaft als Ganzes fließen, um eine gerechte und inklusive Energiewende zu ermöglichen.

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