In den ersten Monaten 2019 haben Stromerzeuger in Europa und den USA weniger Kohle und mehr Erdgas verwendet als zu Beginn des Vorjahres. Das berichtet das US-Nachrichtenportal Bloomberg. Milde Wintertemperaturen und eine starke Produktion hätten die Preise für Erdgas so weit fallen lassen, dass es Kohle als Energieträger zur Stromerzeugung teilweise aus dem Markt gedrängt habe.
Am deutlichsten sei dies in Deutschland gewesen, wo der Verbrauch von Braunkohle im Jahresvergleich von Januar bis Mai um 16 Prozent gesunken sei, der von Steinkohle gar um 22 Prozent. Gaskraftwerke hätten ihre Produktion gleichzeitig um 16 Prozent gesteigert. Neben den fallenden Gaspreisen sieht Bloomberg auch die steigenden Preise der Zertifikate im EU-Emissionshandel (ETS) als Treiber dieser Entwicklung.
Bestätigung für diese These holte sich der Informationsdienst von Andree Stracke, Geschäftsführer der RWE Supply and Trading: „Märkte funktionieren, und ich mag den ETS, weil es eine klare CO2-Reduktion definiert. Und er liefert wie versprochen.“
Emissionshandel gibt es auch in den USA, allerdings sind die Systeme auf einige Regionen oder Bundesstaaten begrenzt. Dennoch haben laut Bloomberg auch US-Stromerzeuger auf das Preissignal reagiert: Im ersten Quartal 2019 sei die Stromerzeugung aus Kohle dort um 7,8 Prozent gefallen, während die Produktion in Gaskraftwerken um zehn Prozent zulegte.
Sogar China setzt laut Bloomberg inzwischen stärker auf Gas. Die Nachfrage des größten CO2-Emittenten der Welt werde im Laufe des Jahres 2019 um 12 Prozent steigen, schätzen Analysten des Hauses.
Zum Erreichen der Klimaziele gilt der „Fuel-Switch“ als wichtige Übergangsstrategie. Da Gas bei der Verbrennung etwa halb so viel Kohlendioxid freisetzt wie Kohle, können die Treibhausgasemissionen signifikant gesenkt werden. Gleichzeitig können Gaskraftwerke flexibler auf Bedarfsschwankungen reagieren als Kohlekraftwerke. Das größte Hindernis war bisher der vergleichsweise hohe Rohstoffpreis des flüchtigen Brennstoffs.