Es ist eines der Mammut-Projekte für die Energiewende in Europa: 623 Kilometer lang, davon verlaufen mehr als 500 Kilometer auf dem Boden der Nordsee. Mit seiner Kapazität von 1,4 Gigawatt könne das längste Offshore-Kabel der Welt Strom für 3,6 Millionen Haushalte zwischen Norwegen und Deutschland transportieren, heißt es beim deutsch-niederländischen Übertragungsnetzbetreiber TenneT.
NordLink ist ganze 623 Kilometer lang, 500 davon verlaufen auf dem Meeresboden. Mit seiner Kapazität von 1,4 Gigawatt können 3,6 Millionen Haushalte versorgt werden.
Dabei geht Tennet von einer 95-prozentigen Auslastung des Seekabels und einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3255 Kilowattstunden pro Haushalt aus.
Die Kosten des Projekts liegen bei rund zwei Milliarden Euro. Beteiligt sind auf deutscher Seite TenneT und die staatliche Förderbank KfW mit je 25 Prozent. Die norwegische Hälfte stemmt der staatliche Übertragungsnetzbetreiber Statnett.
Es sind aber nicht die Superlative, die NordLink besonders machen: Mit seiner Fertigstellung könnte Deutschland einer emissionsärmeren Stromversorgung einen Schritt näherkommen. Denn dank NordLink soll die deutsche Windkraftkapazität besser genutzt werden können als bisher. Das Hochspannungs-Gleichstromkabel ermöglicht, Windstrom in großem Stil nach Norwegen zu transportieren und dort zu verbrauchen oder zu speichern – und zwar in norwegischen Pumpspeicherkraftwerken. Diese können überschüssigen Strom nutzen, um Wasser in ihr Reservoir – meist eine Talsperre – zu pumpen, um es bei Bedarf wieder zur Stromerzeugung zu nutzen. Und dieser Strom kann dann – dank NordLink – auch wieder nach Deutschland zurückfließen.
Bisher stehen Windkraftanlagen in Norddeutschland bisweilen still, obwohl der Wind bläst. Die Kapazitäten der Übertragungsnetze genügen nicht, um ihn stets dorthin zu leiten, wo er gebraucht wird: nach Süddeutschland. Dort müssen dann Reservekraftwerke in Betrieb genommen werden, obwohl der Norden den benötigten Strom produzieren könnte.
Nun soll Norwegen gewissermaßen zum für überschüssigen Windstrom aus Deutschland werden. Auf diese Weise erhöht sich die Auslastung der Windparks.
Aber auch Norwegen profitiert vom preiswerten Windstrom aus Deutschland. Diesen können sie nutzen, um ihre Pumpspeicherbecken aufzufüllen oder um ihre Pumpspeicherreserven gar nicht erst anzurühren, indem sie den importierten Strom aus deutschen Windkraftanlagen direkt nutzen.
Relevant wird der Stromtransfer für die norwegischen Verbraucher besonders im Winter: Einerseits steigt der Stromverbrauch, weil die meisten Heizungen elektrisch betrieben werden. Andererseits sinkt die Produktionskapazität der Wasserkraftwerke, wenn statt Regen Schnee fällt und die Zuflüsse zu den Talsperren vereisen.
In Norwegen schwanken deshalb die Strompreise erheblich im Jahresverlauf. Im Sommer ist der Strom meist preiswerter als in Deutschland, im Winter oft teuer. In Deutschland dagegen schwanken die Strompreise stärker im Tagesverlauf und auch je nach Wetterlage. NordLink könnte dazu beitragen, diese Schwankungen beiderseits der Nordsee auszugleichen.
Die Wasserkraftwerke in Norwegen könnten ihre enorme Kapazität im Sommer stärker nutzen, um ihren Strom – besonders während der Verbrauchsspitzen an Wochentagen – vergleichsweise preiswert in Deutschland anzubieten. Dadurch würden zwar temporär die Strompreise in Norwegen steigen. Im Gegenzug würden die Norweger im Winter vom relativ preiswerten Windstrom aus Deutschland profitieren.
„NordLink wird helfen, die Strompreise zu stabilisieren. Und Überschüsse, die aus diesem Handel entstehen, werden auch wieder in das Netz investiert.“ Mathias Fischer, Sprecher des deutsch-niederländischen Übertragungsnetzbetreibers TenneT.
Damit könnten sowohl Niedrigpreise, als auch extreme Spitzenpreise in beiden Ländern seltener werden. Insgesamt dürfte das zugunsten der Verbraucher sein, sagt Tennet-Sprecher Mathias Fischer: „NordLink wird helfen, die Strompreise zu stabilisieren. Und Überschüsse, die aus diesem Handel entstehen, werden auch wieder in das Netz investiert.“