Ende August hat die Crown Estate, eine staatliche Organisation, die die Rechte am Meeresboden rund um das Vereinigte Königreich verwaltet, eine Umweltprüfung namens „Habitats Regulations Assessment“ (HRA) abgeschlossen. Das bedeute einen Fortschritt für sieben vorgeschlagene Projekte.
Insgesamt könnten so neue Erzeugungskapazitäten von bis zu 2,85 Gigawatt (GW) errichtet werden, da jeder Windpark nach den Crown Estate Vorgaben um das doppelte vergrößert werden könnte.
Im Jahr 2018 wurden im Vereinigten Königreich Offshore-Windräder mit einer Gesamtkapazität von 2,1 GW installiert – ein Rekordwert und genug, um 2,3 Millionen Haushalte im Königreich das ganze Jahr über mit Strom zu versorgen, so die Branchenvertretung renewableUK.
Die Regierung des Vereinigten Königreichs setzt verstärkt auf Offshore-Windkraft. So sollen Windparks auf hoher See zukünftig den Großteil des regenerativ erzeugten Stroms liefern. Die Erweiterung bestehender Windparks könnte einen Erneuerbaren-Ausbau zu niedrigen Kosten ermöglichen.
Der Bedarf ist laut dem Komitee für Klimawandel des Vereinigten Königreichs auf jeden Fall gewaltig. Um den von der Regierung gesetzten Plan von einem Nettonull-CO2-Ziel bis zum Jahr 2050 zu erreichen, könnte eine Erzeugungskapazität von 75 GW benötigt werden. Ende 2018 lag die Kapazität der Offshore-Windparks des Vereinigten Königreichs bei 8 GW, die laut dem aktuellen Ziel bis 2030 auf 30 GW erhöht werden soll.
Dem Ausbau kommt zugute, dass die Kosten für Offshore-Windparks deutlich gesunken sind: von mehr als 120 Pfund pro Megawattstunde auf weniger als 60 bei jüngeren Offshore-Projekten wie Hornsea 2 und Moray, die bis zum Jahr 2023 in Betrieb gehen sollen.
Eine Rolle spielt dabei der Wechsel vom Quotensystem, den „Renewables Obligation“ (RO), bei dem die Betreiber der Stromerzeugungsanlagen Zertifikate an die Energieversorger weiterverkaufen, hin zum Einspeisetarifsystem „Contract for Difference“ (CfD). Das CfD-Modell garantiert den Betreibern von klimafreundlichen Anlagen einen langfristigen, privilegierten Einspeisetarif.
Erweiterungsprojekte machen sich die technologischen Fortschritte zunutze, die seit dem Bau der ursprünglichen Anlagen gemacht worden sind. Außerdem profitieren sie von der bestehenden Infrastruktur, praktischen Erfahrungen bei der Arbeit vor Ort, früheren geologischen und ökologischen Studien sowie Erkenntnissen zur Auslastung der bereits betriebenen Windturbinen.
Allerdings müssen auch Erweiterungen strenge Vorgaben einhalten. So bewertet die HRA mögliche Auswirkungen der geplanten Windparkerweiterung auf Naturschutzgebiete von europäischer Bedeutung. Die Projektentwickler müssen beispielsweise Umweltverträglichkeitsprüfungen an den Standorten durchführen, bevor sie im Rahmen des gesetzlichen Planungsprozesses eine Genehmigung einholen können. Erst dann kann in zukünftigen CfD-Auktionen mitgeboten werden.
RWE Renewables wird in diesem Zusammenhang eine führende Rolle spielen, da das Unternehmen die Erneuerbaren Energien von E.ON und Innogy im Rahmen der Transaktion zwischen E.ON und RWE übernehmen wird.
Nach Abschluss der Transaktion wird RWE Renewables an vier der sieben Projekte beteiligt sein, die eine Erweiterung anstreben:
Zusammen verfügen diese Projekte über eine Kapazität von 1,8 GW.
Die Erweiterungen der Windparks werden eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer notwendigen Branchengröße spielen, um die Klimaschutzziele der Regierung zu erreichen. Denn Skaleneffekte sind entscheidend für weitere Kostensenkungen und machen den Offshore-Wind immer günstiger. Windturbinen werden nicht nur größer und effizienter. Eine gewachsene Offshore-Windindustrie im Vereinigten Königreich mit nachweislicher Erfolgsbilanz reduziert das Risiko zukünftiger Projekte.
Windparks haben zwar keine Brennstoffkosten, sind aber kapitalintensiv. Da ist es eine gute Nachricht, dass Finanzierungskosten insgesamt sinken. Kreditgeber vertrauen zunehmend darauf, dass Projekte wie vorgesehen – also im Zeitplan und zu den geplanten Kosten – umgesetzt werden. Laut dem Energiefachverband Energy UK entspricht ein Rückgang der durchschnittlichen Kapitalkosten um ein Prozent einer Reduzierung der Stromgestehungskosten für Offshore-Windenergie um 6 Prozent.
Angesichts der bereits vorhandenen Standortkenntnisse erscheinen Erweiterungen von Offshore-Windparks für das Vereinigte Königreich als eine risikoarme und damit kostengünstige Möglichkeit.