Mit dem Ausbau des britischen Offshore-Windsektors verstärken nun einige der größten Entwickler der Branche, darunter RWE Renewables, ihre Bemühungen, die Auswirkungen der Windkraft auf See auf die Meeresfauna und -flora zu verstehen – insbesondere auf die beliebten britischen Meeresvögel. Zu diesem Zweck wurde im August auch das Offshore Wind Strategic Monitoring and Research Forum (OWSMRF) (Link auf Englisch) gegründet.
Der Ausbau der Offshore-Windkapazitäten ist von entscheidender Bedeutung für die britische Regierung auf dem Weg, ihre Klimaziele für 2030 und anschließend Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Das wiederum ist ein wesentlicher Bestandteil der weltweiten Bemühungen, dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Und staatliche Untersuchungen von Vogelpopulationen (Link auf Englisch), die in Zusammenarbeit mit der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) erstellt wurden, deuten darauf hin, dass die Populationen von Meeresvögeln im Vereinigten Königreich zwischen 2013 und 2018 um drei Prozent und die von Wasser- und Feuchtgebietsvögeln um ein Prozent angewachsen sind. In einem Zeitraum, in dem die Offshore-Windkapazität im Vereinigten Königreich von 3,7 Gigawatt (GW) auf 8,2 GW gestiegen sind.
Jedoch können Offshore-Windparks einige Vogelarten durchaus stärker beeinträchtigen als andere. Laut Naturschutzorganisationen wie Natural England, Scottish Natural Heritage, Marine Scotland Science und RSPB stellt der Mangel an Nachweisen für gehäuft auftretende Auswirkungen auf geschützte Populationen bestimmter Meeresvögel, wie beispielsweise der Dreizehenmöwe, das größte Risiko für die Genehmigung von Offshore-Windparks in Großbritannien dar.
Aus diesem Grund sind weitere Forschungen über das Brut-, Fütterungs- und Schlafplatzverhalten bestimmter Arten unerlässlich. So wurde das OWSMRF in Folge einer Pilotstudie, die sich auf die Dreizehenmöwe konzentrierte, gegründet. Die Dreizehenmöwe (Kittiwake) ist eine mittelgroße Möwe, die im Frühjahr und Sommer in Küstenkolonien im Vereinigten Königreich brütet. Die Wintermonate verbringt sie auf dem Meer, wo sie sich von Fischen, Garnelen und Würmern ernährt.
Die RSPB schätzt die Anzahl der Brutpaare im Vereinigten Königreich auf etwa 380.000. Aufgrund des langfristigen Rückgangs der Population, der allerdings schon vor der Entwicklung der Offshore-Windkraft stattfand, steht die Art jedoch auf der „roten“ Liste des Vereinigten Königreichs für gefährdete Vögel.
Die Pilotstudie wurde von 2019 bis 2020 durchgeführt und brachte drei Berichte für ein besseres Verständnis der potenziellen Auswirkungen von Offshore-Windkraft auf Meeresvögel hervor. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sollen Informationen für neue gezielte Forschungsprojekte liefern. Diese Projekte sollen dann direkt durch das OWSMRF und andere Initiativen wie das Offshore Renewables Joint Industry Programme und das von der Crown Estate geführte Offshore Wind Evidence & Change Programme finanziert werden.
Das Forum wird dabei eng mit staatlichen Naturschutzberatern, NGOs und Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um die Anliegen des Artenschutzes zu berücksichtigen. Es soll dazu über artenschutzgerechte Standorte für Windparks informieren und die Wahl dieser erleichtern. Damit trägt das Forum dazu bei, Genehmigungsprobleme zu lösen, während der Sektor auf das ehrgeizige Ziel der Regierung hinarbeitet bis 2030 40 GW an Offshore-Windkraftkapazität zu errichten.
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