Die Entwicklung von Offshore-Windenergie soll einer der Hauptfaktoren in Indiens Energiewende sein.
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Offshore-Windkraft wird zur wichtigen Stromquelle für Indien
Von Auktionsplänen bis hin zu Kapazitätszielen: Delhi entwickelt klare Strategie für die Offshore-Windenergie
  • Indien verfügt über ein Offshore-Windpotenzial von 195 GW
  • Neuer Auktionszeitplan sieht zunächst 10 bis 12 GW in den nächsten drei Jahren vor
  • Parlamentsausschuss schlägt Finanzierung der Rentabilitätslücke vor
  • Gesicherte Abnahmeverträge sollen Offshore-Entwicklung unterstützen

Für Indien sind Erneuerbare Energien keineswegs Neuland. Bis Ende Juni 2022 standen knapp 41 GW Onshore-Windkraft- und fast 58 GW Solarenergiekapazität (Link in Englisch) zur Verfügung, womit das Land weltweit an vierter beziehungsweise fünfter Stelle steht. Doch wegen der Größe des Landes, seiner Bevölkerung und seines Elektrizitätssystems entfielen 2021 dennoch nur etwa 22 Prozent der Stromerzeugung auf Erneuerbare einschließlich großer Wasserkraftanlagen.

Indien ist aktuell noch stark von der Kohleverstromung abhängig. So ist das Land der jeweils zweitgrößte Erzeuger und Verbraucher des fossilen Brennstoffs überhaupt.

Wie so viele Entwicklungsländer steht auch Indien vor der Herausforderung, seine Kapazitäten für regenerative Energie schnell genug auszubauen, um den durch Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und steigende Einkommen bedingten Energiehunger zu stillen. Gleichzeitig muss es seinen Verbrauch an fossilen Brennstoffen, insbesondere Kohle, reduzieren, um seine Klimaziele zu erreichen.

Offshore-Windenergie blieb bisher ungenutzt

Ohne die Anstrengungen für den Ausbau der Solar- und Windkraftkapazitäten an Land zu schmälern, verfolgt Indien fortan die Entwicklung seiner beträchtlichen Offshore-Windressourcen. Hier folgt das Land dem Vorbild vieler nordeuropäischer Länder, wo die Kosten für Offshore-Windkraft in den letzten Jahren rapide gefallen sind.

Dafür wurden ambitionierte Ziele vereinbart, die einen Auktionsplan für 37 GW Offshore-Windenergiekapazität bis 2030 vorsehen. Zwei Regionen wurden hierbei als besonders geeignet für die Entwicklung identifiziert – die Küsten von Gujarat und Tamil Nadu.

Nach Angaben der Weltbank (Link in Englisch) verfügt Indien über eine technische Windkapazität von 195 GW, wovon 112 GW mit herkömmlichen Festbodeninstallationen in weniger als 50 Metern Wassertiefe erschlossen werden könnten. Davon entfallen nach Angaben der Bank 54 GW auf Tamil Nadu und weitere 36 GW auf Gujarat.

Weitere Analysen des indischen Nationalen Instituts für Windenergie (NIWE) (Link in Englisch) haben jeweils acht Zonen in den beiden Bundesstaaten ermittelt, in denen insgesamt fast 35 GW respektive 36 GW errichtet werden könnten.

Die richtigen Rahmenbedingungen schaffen

In Gesprächen mit Stakeholdern wurden jedoch verschiedene Probleme identifiziert, die es zu lösen gilt, um Indien erfolgreich in eine Offshore-Wind-Ära zu führen. Zur Unterstützung des aufstrebenden Sektors bedarf es öffentlicher und privater Finanzmittel in Milliardenhöhe – einigen Schätzungen zufolge 2,5 bis drei Milliarden US-Dollar pro GW, wobei Hafen- und Übertragungsinfrastruktur noch nicht berücksichtigt sind.

Voraussetzung für die Unterstützung ist, dass der vertragliche und rechtliche Rahmen des Sektors so angepasst wird, dass das Vertrauen der Investoren gesichert (Link in Englisch) ist.

Die Regierung hat diesbezüglich bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen. Im Sommer 2022 kündigte sie einen Auktionszeitplan an, der auf die anfängliche Entwicklung von zehn bis 12 GW abzielt. Delhi beabsichtigt, 2022 sowie in den Jahren 2023 und 2024 jeweils vier GW Kapazität zu versteigern, bevor das jährliche Auktionsvolumen von 2025 bis 2029 auf fünf GW erhöht wird.

Um Anreize für die Projektentwickler zu schaffen, werden für die in den ersten beiden Jahren angebotenen Strommengen Vergünstigungen wie Emissionszertifikate vergeben, während für die bis 2029 und 2030 vergebenen Kapazitäten auch eine unentgeltliche Übertragung des Stroms von Offshore-Umspannwerken ins Onshore-Netz vorgesehen ist.

Die Definition konkreter Ziele und Ausschreibungsvolumina ist ein wesentlicher Schritt, wie auch die Benennung des NIWE als zentrale Instanz für sämtliche Projektbewilligungen.

Die langfristige Perspektive der Ausschreibungsmengen erlaubt es den Zulieferunternehmen, ihre Investitionsentscheidungen mit größerer Gewissheit zu treffen. Die Förderung inländischer Produktionskapazitäten entspricht der staatlichen Industriepolitik und sollte letztendlich zu einer Kostensenkung beitragen.

Ausschuss empfiehlt Zuschüsse zur Deckung der Rentabilitätslücke

Auch in Bezug auf die staatlichen Fördermechanismen und die Abnahmepartner ist Vertragsklarheit notwendig. Im August 2022 empfahl der ständige Parlamentsausschuss für Energie einen Finanzierungsbedarf für Offshore-Windenergieprojekte in Höhe von 14.212 Crore Rupien (1,78 Milliarden Euro) und zusätzliche Ausgaben in Höhe von 13.500 Crore Rupien (1,69 Milliarden Euro) für die damit verbundene Übertragungsinfrastruktur.

Der Ausschuss hat außerdem Fristen für den Abschluss von Umweltverträglichkeitsanalysen vorgebracht, um die langwierigen Genehmigungsverfahren zu vermeiden, die die Entwicklung in anderen Offshore-Windmärkten behindert haben.

Ermittlung von Abnahmepartnern

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die Abnahmevereinbarungen. Die primären Großabnehmer von Strom in Indien sind die bundesstaatlichen Versorgungsunternehmen, die unter einer hohen Verschuldung leiden. Ursache dafür sind die unter den Produktionskosten liegenden Endverbraucherpreise für Strom und die Nichtzahlung von Fördermitteln durch die Regierungen der Bundesstaaten.

Die Regierung hat deshalb die kreditwürdigere „Solar Power Corporation of India“ als Vertragspartner für die Offshore-Windenergie ins Gespräch gebracht.

Hafeninfrastrukturen müssen ausgebaut werden

Nicht zuletzt gibt es auch physikalische Einschränkungen. Die Turbinen werden immer größer, um Skaleneffekte zu erzielen. Folglich werden die indischen Häfen voraussichtlich mit Turbinengrößen von 12 MW oder mehr operieren müssen.

Die Modernisierung geeigneter Häfen zur Kapazitätssteigerung wird wahrscheinlich im Rahmen einer öffentlich-privaten Zusammenarbeit erfolgen, wobei die Entwickler von Offshore-Windkraftanlagen und die Geldgeber großes Interesse daran haben werden, dass die entsprechenden Einrichtungen bei Bedarf verfügbar sind. Zusätzliche potenzielle Hindernisse sind die Verfügbarkeit von qualifiziertem Fachpersonal und die Einbindung der Küstenbevölkerung, um die Entwicklung von Windparks zu beschleunigen.

All diese Faktoren müssen ineinandergreifen, um einen der größten Offshore-Windmärkte der Welt zu schaffen, der eine enorme erneuerbare Ressource zur Bewältigung der indischen Energiewende bereitstellen kann.

Angesichts des Gesamtziels, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugungskapazität bis 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen (Link in Englisch), wird Indien sicherlich alle verfügbaren regenerativen Energiequellen ausschöpfen müssen.

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