Von den zehn Ländern mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf lagen nach Angaben der Internationalen Energie Agentur (IEA) 2017 fünf auf der Arabischen Halbinsel: Katar führte das Feld mit jährlich 30,4 Tonnen CO2 pro Kopf (t CO2/capita) an, die Saudis auf Rang sieben kommen immerhin noch auf 16,2 t CO2. Zum Vergleich: Die Deutschen bringen es im Schnitt auf 8,7 t CO2 pro Jahr.
In dem Energieatlas der IEA sind Emissionen erfasst, die aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle entstehen. Nicht berücksichtigt sind konsumbasierte Emissionen. Bei dieser Berechnung werden Treibhausgase, die bei der Produktion von Waren emittiert werden, dem Konsumenten, nicht dem Produzenten zugerechnet. Allerdings sieht für die Golfstaaten auch diese Berechnung des CO2-Fußabdrucks nicht sonderlich günstig aus.
Der Grund für hohen Kohlendioxidausstoß der Golfstaaten: Gemessen an ihrer Einwohnerzahl fördern sie große Mengen Öl bzw. Gas, und mit diesen fossilen Brennstoffen decken sie ihren hohen Energiebedarf. Getrieben wird der Energiehunger unter anderem von Klimaanlagen, Entsalzungsanlagen und vielen SUVs.
Grün ist auf der Arabischen Halbinsel traditionell die Farbe des Islam. Doch mittlerweile interessieren sich die Herrscher dort immer mehr auch für das, was man hierzulande mit der Farbe verbindet: Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien.
In Abu Dhabi, dem größten der sieben Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), hat Mitte 2019 die größte Photovoltaikanlage der Welt den Betrieb aufgenommen: Auf acht Quadratkilometern – eine Fläche so groß wie rund 1120 Fußballfelder – stehen 3,2 Millionen Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 1,2 Gigawatt (GW).
Der Strom von „Noor Abu Dhabi“ soll 90.000 Menschen mit Strom versorgen. Zum Vergleich: Das RWE-Kernkraftwerk Emsland liefert mit 1,4 GW Strom für etwa 3,5 Millionen Haushalte. Natürlich produziert ein Kernkraftwerk Strom nahezu 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr, während ein Solarkraftwerk auf Sonneneinstrahlung angewiesen ist. Doch laut dem Online-Portal „TechSpot“ versorgt das kalifornische PV-Kraftwerk in Rosamond mit seiner Nennleistung von rund 570 Megawatt (MW) immerhin 220.000 Haushalte. Ein Grund für den hohen CO2-Ausstoß der Emirate ist eben ein hoher Stromverbrauch.
Der CO2-Bilanz des Emirats werde es dennoch helfen, sagt die VAE-Regierung: Das PV-Solarpark Noor soll jährlich eine Million Tonnen CO2-Äquivalente einsparen, dies entspreche den Emissionen von 200.000 Autos. Und es soll nicht das einzige Projekt seiner Art bleiben. Bis zum Jahr 2050 wollen die VAE laut Handelsblatt für 163 Milliarden US-Dollar Erneuerbare Energiequellen erschließen, um deren Anteil am Strommix auf 50 Prozent zu bringen. Das Emirat Dubai will sogar einen Anteil von 75 Prozent schaffen. Hier soll bis 2030 ein Solarpark mit 5 GW Leistungsvermögen entstehen.
Zudem wollen die VAE ihre Energieeffizienz bis 2050 um 40 Prozent steigern. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 13,1 Megawattstunden (MWh) pro Einwohner würde sich das lohnen. Das ist etwa doppelt so viel wie Deutsche (7), Niederländer (6,7) oder Briten (5) jährlich verbrauchen. Wie das funktionieren könnte, zeigt schon heute ein Projekt in Dubai: Dank einer digitalen Energiespartechnologie aus dem Hause Siemens, soll der Flughafen dort künftig 20 Prozent weniger Energie verbrauchen.
Die Emirate sind aber nicht die einzigen auf der Arabischen Halbinsel, die ihre CO2-Emissionen senken wollen. Saudi-Arabien hat bereits im vergangenen Jahr einen Zwölf-Jahres-Plan vorgelegt. Bis zum Jahr 2030 will das Königreich 58,7 GW Erneuerbare Stromerzeugungskapazität aufbauen. Allein 2019 sollen Solar- und Windkraftanlagen mit rund 3,1 GW ausgeschrieben werden.
Zu den Leuchtturmprojekten gehören der Solarpark Sakaka mit 300 MW und der Windpark Dumat Al-Jandal, der mit seiner Kapazität von 500 MW ab 2022 Strom für 70.000 Haushalte erzeugen soll. Beide Projekte haben laut saudischem Energieministerium bei ihren Ausschreibungen seinerzeit weltweite Preisrekorde markiert.
Dumat Al-Jandal würden demnach mit 2,13 US-Cents pro kWh den preiswertesten Onshore-Windstrom der EMEA-Region, also des Wirtschaftsraums zwischen Spitzbergen und Johannesburg, liefern. Der Solarpark Sakaka habe mit 2,32 US-Cents sogar den Weltrekord für die preiswerteste PV-Kilowattstunde (kWh) der Welt unterboten.
Aber auch die anderen Staaten der Region würden sich mittlerweile dem Thema zuwenden, berichtet das Online Portal „Creamers Media’s Engeneering News“ berichtet, wenngleich mit sehr unterschiedlichen Ambitionen: Oman etwa strebe demnach zwei Prozent weniger Emissionen im Jahr 2030 an, Bahrain dagegen wolle seinen Energieverbrauch bis 2025 um 60 Prozent senken.