Schon heute ist Dänemark ein Global Player in der Windkraft: Vestas ist der unangefochtene Marktführer unter den Turbinenherstellern, und Orsted der weltgrößte Betreiber von Offshore-Windparks. 41 Prozent der im Jahr 2018 verbrauchten Elektrizität bezogen die Dänen aus Windkraftanlagen – dreimal so viel wie der EU28-Durchschnitt und gut 50 Prozent mehr als im zweitplatzierten Irland.
Anfang Dezember nun hat das dänische Parlamente laut der Nachrichtenagentur Reuters einem Projekt zugestimmt, mit dem das Land seine Erneuerbaren-Quote noch einmal drastisch aufstocken dürfte: Mit der „North Sea Wind Power Hub“ soll ein Windpark mit einer Kapazität von zehn Gigawatt in der Nordsee entstehen. Dies wäre so viel wie 1000 der derzeit größten Windkraftturbinen der Welt liefern. Der erste Strom soll im Jahr 2030 fließen. Insgesamt könnten die Offshore-Kraftwerke bis zu zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgen – dabei zählt Dänemark nicht einmal sechs Millionen Einwohner. Es bliebe also ein deutlicher Überschuss, den das Land exportieren könnte.
Der Plan sieht aber noch eine andere Verwendung vor: Die Energie soll chemisch gespeichert werden, nämlich in Form von Wasserstoff und synthetischen Treibstoffen. Und zwar direkt vor Ort, auf Hoher See. Dafür sollen inmitten der Windparks eine oder mehrere künstliche Inseln gebaut werden.
In sogenannten Power-to-X-Verfahren werden aus elektrischer Energie synthetische Gase wie Wasserstoff oder Methan oder auch Flüssigbrennstoff wie synthetischen Diesel hergestellt. Bisher gelten die Technologien allerdings als unrentabel – unter anderem, weil die existierenden Anlagen zu klein sind und eher Pilot-Charakter haben. Bisher sehen die Pläne für die „Energieinseln“ vor allem die Produktion von Wasserstoff per Elektrolyse vor.
Genau dieses Hindernis wollen die Dänen mit ihrem Giga-Projekt überwinden – auch damit die Investoren ihre Kosten wieder einspielen. Nach Informationen des Nachrichtmagazins Spiegel-Online sollen rund 90 Prozent der kalkulierten 200 bis 300 Milliarden Dänischen Kronen (derzeit rund 27 bis 40 Milliarden Euro) aus privater Hand kommen.
Bisher wird das „North Sea Wind Power Hub“ gemeinsam von einem Konsortium aus dem deutsch-niederländischen Übertragungsnetzbetreiber Tennet, dem niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie und dem dänischen Gas- und Stromnetzbetreiber Energinet, der in direkten Gesprächen mit der dänischen Regierungen steht. Der Hafen Rotterdam ist als strategischer Partner dabei.
Trotz des riesigen inländischen Know-hows in Sachen Offshore-Stromgewinnung, wirbt die dänische Regierung laut Spiegel auch im Ausland um weitere Investoren. Dabei dürfte es vor allem um Bau und Betrieb der Offshore-Windparks gehen.
Ein Pfund, mit dem Kopenhagen wuchern kann, dürfte die breite Zustimmung sein: „Sowohl der dänische Wirtschaftsverband wie auch Greenpeace sind dafür“, zitiert das Online-Magazin den dänischen Energieminister Dan Jörgensen. Im Parlament unterstützen acht von zehn Fraktionen mit mehr als 90 Prozent der Sitze das Projekt.
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