Der Umstieg auf E-Autos hat im Jahr 2019 weiter Fahrt aufgenommen. Erstmals wurden in einem Jahr rund um den Globus mehr als zwei Millionen elektrisch betriebene PKW verkauft, 2015 waren es noch weniger als eine halbe Million. Das berichtet der Informationsdienst BloombergNEF in seinem Electric Vehicle Outlook 2020. Mehr als die Hälfte aller neuen E-Autos wurde demnach in China zugelassen. Aber auch die Europäer entscheiden sich immer häufiger für ein batteriegetriebenes Auto, am größten war der Sprung bei den Verkaufszahlen in den Niederlanden: Dort wurden vergangenes Jahr 67.000 E-Autos verkauft – 150 Prozent mehr als im Vorjahr.
Auch in Deutschland entscheiden sich immer mehr Menschen beim Kauf eines neuen Autos für die elektrische Alternative. Laut einer Studie des Center of Automotive Management ist die Zahl der neu verkauften Elektrofahrzeuge in Deutschland im Jahr 2019 um mehr als 60 Prozent auf insgesamt 109.000 gestiegen. Insgesamt will die Bundesregierung aber viel mehr E-Autos auf die Straße bringen: Bis 2022 sollen eine Million Fahrzeuge mit Elektroantrieb in Deutschland zugelassen sein, bis 2030 sollen es mehr als zehn Millionen sein.
Doch was würde es für den Stromsektor bedeuten, wenn mittel- und langfristig sehr viel mehr Kraftfahrzeuge in Deutschland elektrisch fahren würden? Wie der en:former bereits berichtet hat, kommen verschiedene Untersuchungen dabei zu einem einstimmigen Ergebnis: Das deutsche Stromnetz wäre für die Verkehrswende gerüstet.
Laut einer Studie des Onlineportals „Edison“ würde der Strombedarf lediglich um circa 20 Prozent steigen, wenn alle Fahrzeuge elektrisch fahren würden. Nach Einschätzung von Experten könnte die wachsende Stromnachfrage durch bestehende Kapazitäten und den geplanten Ausbau der Erneuerbaren problemlos gedeckt werden. In Deutschland wird insgesamt mehr Strom produziert als verbraucht. 2019 betrug die Stromerzeugung 611 Terawattstunden (TWh), dem gegenüber stand ein Verbrauch von 575 TWh. Und: Der geschätzte Mehrbedarf von rund 177 TWh könnte schon jetzt komplett von erneuerbaren Energien getragen werden. Klar ist: Durch eine zunehmende E-Mobilität wird Strom immer wichtiger, und damit auch die Anforderungen an den Stromsektor immer größer. Die Angst vor einer Überlastung der bestehenden Stromnetze ist nach Einschätzungen von Experten allerdings unbegründet.
Denn trotz der Corona-Krise war die Nachfrage nach Elektroautos in den ersten vier Monaten dieses Jahres in Deutschland ungebrochen. Das bewege auch die deutschen Autokonzerne dazu, weiter an ihrer ursprünglich eingeschlagenen E-Mobility-Strategie festzuhalten, sagt Sven Schulz, Chef des Batterieherstellers Akasol. „Die Autobauer stoppen zwar Projekte, aber keine E-Projekte. Sie investieren weiter in die Elektromobilität und weichen nicht von ihren Zielen ab“. Für viele, erklärt Schulz, sei „die Krise auch eine Chance, das Thema Klimawandel in Angriff zu nehmen“.
VW will bis Ende 2023 nicht nur etwa eine Million Elektrofahrzeuge herstellen und 33 Milliarden Euro investieren, sondern noch in diesem Jahr mit dem Bau einer eigenen Batteriezellenfabrik beginnen, die 2024 in Betrieb gehen soll. Bei BMW soll bis 2025 jedes dritte verkaufte Auto elektrisch sein.
Völlig unbeeindruckt von der weltweiten wirtschaftlichen Lage zeigt sich bislang der amerikanische Marktführer Tesla. Nicht nur verzeichneten die Kalifornier als einziger Autobauer Ende April ein Plus bei den Neuzulassungen, sie brachten es mit einem Börsenwert von 145 Milliarden US-Dollar auch auf eine höhere Marktkapitalisierung als BMW, VW und Daimler zusammen. Auch dem geplanten Bau des ersten europäischen Tesla-Werks, der Gigafactory Berlin, soll die Pandemie weiterhin nicht im Wege stehen.
Während die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise die Branche temporär beeinträchtigen, stehen die mittel- und langfristigen Zeichen laut Analysten weiterhin klar auf Wachstum. Laut BloombergNEF soll die Anzahl der pro Jahr verkauften E-Autos im Jahr 2025 auf 8,5 Millionen ansteigen. Damit wäre jedes zehnte neu zugelassene Auto weltweit elektrisch betrieben.
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