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Saudi-Arabiens nachhaltige Zukunftsvision Neom
Mit einem Projekt der Superlative will der Wüstenstaat zum Lieferanten von grünem Wasserstoff werden

Die Herrscher auf der arabischen Halbinsel wissen längst, dass sie neben der bisherigen Quelle ihres Reichtums, dem Öl, bald weitere benötigen, um ihren Wohlstand zu erhalten. Deshalb haben sie begonnen, ihre Wirtschaft zu diversifizieren. Energielieferanten wollen sie durchaus bleiben. Allerdings sollen fossile Brennstoffe kontinuierlich durch nachhaltige Angebote ersetzt werden. Aus Sonnenenergie und Wind wollen sie Strom produzieren. Und aus einem Teil des Strom Wasserstoff.

Entsprechende Projekte gibt es in mehreren arabischen Ländern. Das Königreich Saudi-Arabien plant sein Vorhaben im Rahmen seines Jahrhundertprojekts am Roten Meer: Dort soll die Planstadt Neom viele der Träume wahrmachen, von denen fortschrittliche Stadtplaner des 21. Jahrhunderts träumen: ein Leben im Einklang mit der Natur, innovative Gesundheits- und Bildungssysteme, ein umfassender öffentlicher Nahverkehr, der Individualverkehr vollkommen ersetzt, eine Wasserversorgung mit positivem Saldo und all das mit einer negativen CO2-Bilanz.

Erneuerbare für den Export

Eine Million Menschen sollen Neom nach Vorstellungen der Stadtplaner einmal bevölkern. Ihren Strom sollen sie aus nachhaltigen Quellen beziehen. Potentiale für Solar- aber auch Windenergie sind an der Küste und in den Bergen des Wüstenstaates reichlich vorhanden. So reichlich, dass die dort gewonnene Energie auch exportiert werden soll – und zwar in Form von Wasserstoff und Ammoniak.

Helios Green Fuels heißt das Projekt, das sich die Investoren fünf Milliarden US-Dollar (etwa vier Milliarden Euro) kosten lassen wollen.  Dahinter stehen – zu gleichen Anteilen – die saudische Regierung, das halbstaatliche Energieunternehmen Acwa Power sowie das US-Unternehmen Air Products and Chemicals Inc.

Neoms Future of Energy Sector Head, Peter Terium, über das Projekt

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Elektrolyseure aus Deutschland

Der Industriegashersteller aus Pennsylvania will laut Bloomberg das gesamte Ammoniak – voraussichtlich rund 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr – aufkaufen. Ammoniak ist eine Verbindung aus Wasser- und Stickstoff, die wesentlich einfacher zu lagern und transportieren ist als das hochflüchtige H2-Gas, also reiner Wasserstoff. Je nach Bedarf will Air Products auch den reinen Wasserstoff an Kunden in Übersee ausliefern.

Die Elektrolyseure für Helios Green Fuels soll der deutsche Stahlkonzern und Anlagenbauer ThyssenKrupp bauen. Die 20-Megawatt-Anlage soll pro Jahr 650 Tonnen Wasserstoff produzieren. Zur Entwicklung des Projekts hat ThyssenKrupp 1,5 Millionen Euro (auf Englisch) aus dem Budget der Wasserstoff-Strategie der deutschen Bundesregierung erhalten. Die Solar- und Windparks für die Stromversorgung der Anlagen sollen eine sehr großzügig dimensionierte Kapazität von vier Gigawatt haben.

Helios Green Fuels auch ohne Neom?

Inwieweit die ambitionierten Pläne, eine futuristische Planstadt aus dem Wüstenboden zu stampfen, Realität werden, bleibt abzuwarten. Die gesamte Investitionssumme wird mit 700 Milliarden Dollar (ca. 400 Mrd. Euro) beziffert.  Saudi-Arabien, die sich an der Vision beteiligen.

Neue Benchmarkpreise für Wasserstoff?

Mit dem Helios-Projekt könnte Saudi-Arabien sich schon früh Anteile am wachsenden globalen Wasserstoffmarkt sichern. Laut BNEF könnten die guten Bedingungen zur Stromerzeugung an der Südwestküste Arabiens eine neue Benchmark für den Wasserstoffpreis setzen: 1,5 Dollar (1,25 Euro) pro Tonne H2 wäre ein absoluter Preisbrecher – erst recht für grünen Wasserstoff. Der ist zurzeit kaum unter fünf Dollar pro Tonne zu haben.

Selbst fossiler Wasserstoff, der aus Erdgas und Kohle gewonnen wird und derzeit den Weltmarkt mit einem Anteil von 99 Prozent beherrscht, ist selten billiger. Hinzu kommt: In Europa wird auf absehbare Zeit nicht genug erneuerbare Energie zu gewinnen sein, um den wachsenden Strom- und den Wasserstoffbedarf gleichzeitig zu decken.

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