Der Strommix in den USA verändert sich rasant. In den vergangenen zehn Jahren haben neue Gaskraftwerken und der Ausbau der Erneuerbaren Energien die bis dahin dominierende Kohleverstromung stark zurückgedrängt.
Inzwischen übersteigt der Zubau installierter Leistung von Solar und Wind deutlich den von Gaskraftwerken (Link in Englisch). Gleichzeitig schreitet die Stilllegung von Kohlekraftwerken weiter voran. Nach Angaben US Energy Information Administration (EIA) werden 2022 weitere 11,6 Gigawatt (GW) stillgelegt, die aller Wahrscheinlichkeit nach nie mehr zurückkehren werden.
Dabei spielt Photovoltaik die dominierende Rolle: Der Solarstrom war 2021 mit einem Wachstum von 25,3 Prozent die am schnellsten wachsende Energiequelle in den USA. Der Aufwärtstrend setzt sich also unvermindert fort. Lag die Stromproduktion 2006 gerade einmal bei weniger als einer Terrawattstunde (TWh), stieg sie bis 2020 auf 134 TWh im Jahr an.
Im vergangenen Jahr wurden in den USA Solarkapazitäten von 23,6 GW installiert – das entspricht 46 Prozent der gesamten neu installierten Leistung. Nach Angaben der Solar Energy Industries Association war dies bereits das dritte Jahr in Folge, in dem die Solarenergie den größten Anteil am Bau neuer Kapazitäten hatte (Link in Englisch).
Für dieses Jahr prognostiziert die EIA eine weitere Steigerung auf 26,2 GW Zubau. Davon werden 21,8 GW von Energieunternehmen zur Stromversorgung errichtet, der Rest wird auf Dächern von Wohngebäuden entstehen. Zum Vergleich: Die Kapazitäten der Windenergie werden voraussichtlich um 7,6 GW steigen.
Die Projekte, die aktuell geplant und gebaut werden, haben erheblichen Einfluss auf die Stromversorgung der USA in der Zukunft. Es steht außer Frage, dass der Strommix grüner wird.
Die Auswirkungen sind schon jetzt spürbar. Daten der EIA deuten darauf hin, dass bereits dieses Jahr der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung den der Kohle überholen wird (Link In Englisch). Dafür sprechen die Daten von 2021: Mit 21,02 Prozent lagen die Erneuerbaren anteilig nur noch geringfügig hinter der Kohle mit 21,6 Prozent.
Die Analysten sagen in ihrem jährlichen Energy Outlook voraus, dass bis zum Jahr 2050 44 Prozent des Stroms regenerativ erzeugt wird. Dabei kommt der Solarenergie, neben der Windkraft, die größte Rolle zu. Denn der Beitrag der Solaranlagen zur Stromerzeugung soll bis in den frühen 2030ern jenen der Windturbinen überholen und bis 2050 bis zu 51 Prozent aller installierten Kapazitäten der Erneuerbaren ausmachen, so die EIA.
Dabei muss erwähnt werden, dass die EIA-Prognosen auf den aktuellen Gesetzen und Vorschriften basieren. Es ist anzunehmen, dass neue Gesetze die Energiewende weiter beschleunigen.
Auch die vorläufige monatliche Bestandsaufnahme der Stromerzeuger (Preliminary Monthly Electric Generator Invebtory) der EIA zeigt die wachsende Bedeutung der Solarenergie. 2022 und im Folgejahr werden Erzeugungskapazitäten von voraussichtlich 85 GW installiert, von denen 51 GW auf Solarenergie und Batterien fallen. Von den erwarteten Batteriespeicherkapazitäten von 10 GW werden über 60 Prozent mit der Solarstromerzeugung gekoppelt sein.
Für den Boom in der Solarenergie und bei den Batteriespeichern nennt die EIA zwei Hauptgründe: Zum einen sinkende langfristige Technologiekosten, ungeachtet eines Anstiegs im Jahr 2021, und zum anderen die Verlängerung der Steuergutschrift für Solarinvestitionen (ITC) durch die US-Regierung. Letztere erweist sich als ein wichtiger politischer Hebel.
Die Steuergutschrift für Solar beläuft sich auf 26 Prozent für private und gewerbliche Anlagen. Zwar sieht die aktuelle Regelung eine Senkung auf 22 Prozent für 2023 und für 2024 sogar auf 10 Prozent für gewerbliche Solaranlagen vor, während für jene in Wohngebieten ein Nullsatz vorgesehen ist. Allerdings schafft dies einen großen Anreiz, noch vor der starken Senkung nach dem 31. Dezember 2023 mit dem Bau zu beginnen. Bis zum 1. Januar 2026 müssten diese Anlagen dann in Betrieb gehen.
Als Folge prognostiziert die EIA, dass im Jahr 2022 insgesamt 45 Prozent der neu installierten Stromerzeugungskapazität Solaranlagen und 13 Prozent Batteriespeicher sein werden. Im darauffolgenden Jahr 2023 rechnen die Analysten mit einem Anstieg auf 52 Prozent für Solar, während Batterien 12 Prozent ausmachen. Die restlichen Anteile in den beiden Jahren setzen sich hauptsächlich aus Windanlagen und Gaskraftwerken zusammen.