Laut der Weltorganisation für Meteorologie liegt der sonnigste Ort der Welt in Yuma, Arizona. Doch auch Australien kriegt eine große Menge der energiereichen Sonnenstrahlen ab – und macht das Beste daraus. Nach Angaben des Australian PV Institute (APVI) überschritt das Land Ende 2021 mit mehr als 25 Gigawatt (GW) installierter Solarenergie einen wichtigen Meilenstein (Link in English). Diese Werte reichen aus, um Australien in Bezug auf die Gesamtkapazität der installierten Anlagen sogar unter die Top Ten der Welt zu bringen.
Die rasante Geschwindigkeit, mit der Australien seine Solarkapazitäten ausbaut, lässt darauf schließen, dass das Land bis zum Ende des ersten Quartals 2022 schon die Marke von 27 GW überschritten haben könnte. Angesichts der relativ kleinen Bevölkerung des Landes, bekommen die Daten nochmal eine stärkere Bedeutung: Denn in Australien sind für jeden Bürger etwa 1 Kilowatt (kW) Solaranlagen installiert. Dadurch hält das Land die höchste Pro-Kopf-Solarquote der Welt.
Auch die EU erzielte 2021 Rekordwerte bei Solarinstallationen. Die Niederlande erreichten dabei mit 765 Watt pro Kopf den Spitzenwert. Im Vergleich dazu übertrifft Australien die europäischen Rekordhalter jedoch noch mit einigem Abstand.
Im Jahr 2021 lag die australische Solarkapazität bei 25,3 GW. Damit wuchs sie um etwas mehr als 22 Prozent – und damit sogar schneller als Europa. Dort betrug das Wachstum 19 Prozent.
Ausschlaggebend für diesen Erfolg ist die Begeisterung für Solarenergie in vielen Privathaushalten und kleinen Unternehmen. Hier wird sie bereits in vielen Bereichen eingesetzt. Nach Angaben der APVI decken mehr als drei Millionen Haushalte und Unternehmen einen Teil, wenn nicht sogar ihren gesamten Strombedarf mit Solaranlagen auf Dächern ab. Allein im Jahr 2021 wurden dem Institut zufolge 4,5 GW Solaranlagen auf 350.000 Dächern von Wohnhäusern und Firmen installiert.
Die Erträge der Solarinvestitionen in Australien treiben den Ausbau weiter voran. Das APVI schätzt, dass ein kleines Solarsystem von 8,8 kW etwa zwischen 7.000 und 10.000 Australische Dollar (ca. 4.700 bis 6.800 Euro) kostet und eine Investitionsrendite von fast 20 Prozent bietet – für Kleinunternehmen und Hausbesitzer eine lukrative Chance.
Zumal Australien zweifelsohne eines der sonnenreichsten Länder der Welt ist: Es hat eine durchschnittliche Sonneneinstrahlung von 1.387 bis 2.264 Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m²) pro Jahr. Das entspricht 3,8 bis 6,3 Sonnenstunden pro Tag. Westaustralien und das Nothern Territory erhalten die meisten Sonnenstunden, während die Bundesstaaten New South Wales und Victoria am unteren Ende des Spektrums liegen. Aber letztere, dichter besiedelte Gebiete sind es, die bei der Installation von Solaranlagen für Privathaushalte die Führung übernehmen.
Durch den Ausbau wird mehr und mehr grüner, nachhaltiger Strom erzeugt. Im Dezember 2021 stammten über 2,5 Terawattstunden (TWh) aus Solarstrom. Im Dezember 2020 lag der Wert noch bei zwei TWh.
Saisonale Schwankungen spielen bei der Stromerzeugung eine große Rolle. Doch die Daten des APVI zeigen eine steigende Kurve über die Jahreszeiten hinweg. Selbst im Juni, dem sonnenärmsten Monat in Australien, übersteigt die Solarstromerzeugung mittlerweile die 1-TWh-Marke.
Die wachsente Solarkapazität des Landes hat auch einen erheblichen Einfluss auf den täglichen Strommarkt. Da der größte Teil der australischen Solarkapazität zur gleichen Tageszeit Strom erzeugt, sinken die Marktpreise in der Mitte des Tages, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Am Abend, wenn die Solarstromerzeugung wieder abnimmt, steigen sie dann allerdings zu einem Spitzenwert an.
Eigentümer von Solardächern erhalten meist einen festen Tarif. Netzgekoppelte größere Anlagen hingegen sind tagsüber stärker den niedrigeren Großhandelspreisen ausgesetzt – insbesondere dann, wenn für sie kein staatlicher Differenzvertrag oder Stromabnahmevertrag (PPA) abgeschlossen wurde.
Dieser Preiseffekt ist einer der Gründe, warum viele Solarentwickler, darunter auch RWE, Batteriespeicher mit bestehenden und neuen Solarfarmen kombinieren wollen.