Zwischen Mai und August dieses Jahres lieferte die Solarenergie zwölf Prozent des gesamten Stroms in der EU und damit mehr als Wind- oder Wasserkraft. Das geht aus einem Bericht der Umweltorganisation Ember (Link in Englisch) hervor.
Der Schub für die Stromversorgung kam wie gerufen. Denn nicht nur die drastisch gestiegenen Gaspreise trieben die Strompreise in die Höhe. Durch Dürreperioden in weiten Teilen Europas fiel die die Stromerzeugung aus Wasserkraft niedriger aus als sonst. Selbst Wärmekraftwerke mussten mangels Kühlwassers teilweise gedrosselt werden.
Der anhaltende Kapazitätsausbau und das sonnige Wetter sorgten dafür, dass in 18 der 27 EU-Mitgliedstaaten Rekorde bei der Erzeugung von Solarstrom gebrochen wurden. Den stärksten jährlichen Anstieg verzeichnete Polen.
Die Erzeugungsrekorde beschränkten sich keineswegs auf die Mittelmeerstaaten. Den höchsten Anteil an Solarstrom verzeichneten die Niederlande, wo im Berichtszeitraum 23 Prozent des Stroms aus Solarenergie gewonnen wurde, Deutschland kam auf 19 Prozent und Spanien auf 17 Prozent.
EU-weit war die Solarstromerzeugung in diesem Sommer um 28 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.
Der Beitrag der Photovoltaik für die Stromerzeugung wird in den sonnigen Sommermonaten zwar immer höher sein, aber die Technologie zeigt ihren wachsenden Beitrag zur Energiesicherheit und zur Energiewende in Europa das gesamte Jahr über.
Die installierte Solarkapazität in der EU ist von 104 Gigawatt (GW) im Jahr 2018 auf 162 GW im Jahr 2021, in dem allein 23 GW hinzukamen, gestiegen. In Gesamteuropa wurden im vergangenen Jahr 195,6 Terawattstunden (TWh) Strom mit Solarenergie erzeugt. Das sind 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr, und entspricht 4,9 Prozent der Bruttostromversorgung, wie aus dem „Statistical Review of World Energy 2022“ von BP hervorgeht.
Die Diskrepanz zwischen dem sommerlichen und dem jährlichen Beitrag zur Elektrizitätsversorgung verdeutlicht die Saisonabhängigkeit der Solarenergie. Er zeigt aber auch, wie zuverlässig ein ausgewogener Mix aus Erneuerbaren Energien ist, wenn sich saisonal unterschiedlich starke Erzeugungsarten wie Sonne und Wind in Kombination mit Speicher und Laufwasserkraft ergänzen.
Global gesehen ist die Photovoltaik die am stärksten wachsende Stromerzeugungstechnologie überhaupt. Unter den Erneuerbaren dominiert sie geradezu: Von den im vergangenen Jahr installierten 300 GW erneuerbarer Kapazität entfielen laut SolarPower Europe’s „Global Market Outlook for Solar Power“ (Link in Englisch) 56 Prozent auf die Solarenergie.
Im April hat die weltweit installierte PV-Kapazität die Schwelle von einem Terawatt (TW) überschritten. Bis Ende 2025 prognostiziert der Verband eine Kapazität von mehr als zwei TW. SolarPower Europe rechnet damit, dass 25 der 27 EU-Mitglieder in diesem Jahr mehr Solaranlagen errichten als 2021. Im Zeitraum 2022 bis 2026 werde die Solarkapazität in der EU trotz anhaltend hoher Komponentenpreise, kurzfristiger Lieferengpässe und logistischer Probleme erwartungsgemäß rasch wachsen.
Den Prognosen zufolge wird sich Deutschlands Solarkapazität auf fast 133 GW mehr als verdoppeln, während Spanien und die Niederlande ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 21 Prozent erleben werden. Die Kapazität dort würde dadurch auf 48 GW beziehungsweise 36 GW steigen wird. Die größte Wachstumsrate von jährlich 31 Prozent wird für Polen erwartet, das seine Kapazität in den nächsten vier Jahren um 21,5 GW auf 29,2 GW erhöhen werde.
Die Attraktivität der Photovoltaik beruht auf ihrer robusten und wettbewerbsfähigen Kostenstruktur. Trotz der Schwierigkeiten seien die Kosten für Solarstrom von 2020 auf 2021 um drei Prozent gesunken, meldet SolarPower Europe.
Der REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission sieht bis 2030 eine installierte Leistung von 420 GW Solarstrom vor, was eine Stromerzeugung von mehr als 500 TWh bedeuten könnte. Dies entspräche mehr als zwölf Prozent der derzeitigen Stromerzeugung in der EU.
Laut SolarPower Europe (Link in Englisch) könnte selbst dieser Wert noch um einiges übertroffen werden.