Onshore-Windkraftanlagen an der Küste Taiwans
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Taiwans Offshore-Windausbau reizt Lieferketten aus
Taiwan entwickelt sich zum zweitgrößten Offshore-Windmarkt Asiens, Expansion hängt von Investitionen in die Wertschöpfungskette ab
  • Taiwans Erneuerbaren-Kapazität stieg 2022 um fast 23 Prozent
  • 45 bis 50 GW Offshore-Windkraftkapazität bis 2050 angestrebt
  • Lokale Einschränkungen in der Lieferkette erschweren die Projektumsetzung

Der taiwanesische Erneuerbaren-Sektor wächst rasant. Ende 2022 verfügte der Inselstaat über eine Erneuerbaren-Kapazität von 13.813 Megawatt (MW), 2021 waren es noch 11.240 MW. Nach Angaben der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) (Link in Englisch) bedeutet das einen Anstieg um fast 23 Prozent.

Erneuerbare Energien (EE) sind eine innenpolitische Priorität und für das Erreichen der Klimaziele des Landes, zu denen auch CO2-Neutralität bis 2050 gehört, von wesentlicher Bedeutung. Außerdem sind sie eine tragende Säule bei den Bemühungen, die Energieversorgungssicherheit zu verbessern.

Denn der Inselstaat ist in hohem Maße vom Import von Energieerzeugnissen abhängig und verwendet derzeit vor allem Kohle und Flüssiggas, um die abnehmenden Kernkraftkapazitäten aufzufangen bis der EE-Sektor ausreichende Energiemengen liefern kann.

Offshore-Windkraft entspannt Platzmangel

Taiwan hat eine Landfläche von 35.410 Quadratkilometern (km²) und eine Bevölkerungsdichte von etwa 674 Menschen pro km², was Platz 20 in der Welt bedeutet. Das schränkt die Entwicklung von Energieträgern ein, die Flächen für andere Nutzungen wie etwa die Landwirtschaft, blockieren – Taiwan ist stark urbanisiert und hat bereits heute einen Lebensmittel-Selbstversorgungsgrad von nur 35 bis 40 Prozent. Das bedeutet, dass das Land alljährlich große Mengen an Lebensmitteln importieren muss.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien spiegelt diese relative Landknappheit wider. Und diese ist ein Hauptgrund dafür, dass die Regierung der Offshore-Windkraft, die für die speziellen Klima- und Energieherausforderungen der Insel perfekt geeignet ist, Priorität eingeräumt hat.

Das Onshore-Potenzial ist limitiert und die Kapazität stieg zwischen 2013 und 2022 lediglich von 614 auf 836 MW. Auch die Wasserkraft verfügt über kein zusätzliches bedeutendes Potenzial, das genutzt werden könnte. Die installierte Offshore-Windkraftkapazität hingegen ist von acht MW im Jahr 2017 auf 745 MW im Jahr 2022 hochgeschnellt – und es gibt noch reichlich Potenzial.

Dennoch kommt der Großteil der erneuerbaren Energieerzeugung des Landes derzeit aus Solarenergie. Ende 2022 waren Solaranlagen mit einer Kapazität von 9.724 MW installiert – 2013 waren es noch 410 MW. Allein 2022 wurde ein Rekord von zwei Gigawatt (GW) neu installiert. Und insbesondere im urbanen Raum wird die Technologie weiter ausgebaut.

Offshore-Projektpipeline wächst schneller als die Infrastrukturkapazität

Um die Stromerzeugung in großen Mengen rund um die Uhr zu gewährleisten und die Solarstromproduktion zu ergänzen, ist aber der Ausbau der Offshore-Windenergie ein absolutes Muss.

Die Formosastraße, die Meerenge zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland, verfügt über exzellente Windkraftressourcen mit einer potenziellen Kapazität von mehr als zehn GW für herkömmliche Festbodenanlagen. Die Entwicklung verlief jedoch nicht immer reibungslos.

Gemäß Global Wind Energy Council (Link in Englisch) verzögerte sich die Inbetriebnahme von Anlagen im Jahr 2021 aufgrund von Unterbrechungen durch Covid-19: Während mehr als ein GW an Kapazitätszuwachs erwartet worden war, gingen nur 109 MW ans Netz, gefolgt von weiteren 508 MW im Jahr 2022. Eigentlich sollten bereits Anfang 2022 Windräder mit rund 2.010 MW Kapazität aus fünf verschiedenen Projekten den Betrieb aufnehmen.

Als Gründe für diese Verzögerung werden unter anderem ein Mangel an Schiffen sowie fehlende Hafenmontageflächen und Infrastrukturen genannt. Die Situation wird durch den begrenzten Zeitraum (April bis September) , in dem die Wetterbedingungen für die Installation von Offshore-Windturbinen am geeignetsten sind, weiter verschärft. Engpässe in der Lieferkette haben außerdem zu steigenden Baukosten geführt, was die Beschaffung von finanziellen Mitteln erschwerte.

Infolgedessen besteht eine Diskrepanz zwischen der umfangreichen Projektpipeline und deren Umsetzung, die bisher nicht den Erwartungen entsprochen hat.

Gleichwohl wird erwartet, dass bis 2026 neue Offshore-Windräder mit 6,6 GW Kapazität in Betrieb gehen. Darin enthalten sind mehr als fünf GW Kapazität, die bereits 2018 vergeben wurden und voraussichtlich vor 2025 in Betrieb gehen. Taiwan würde dadurch zum zweitgrößten Offshore-Windmarkt in Asien – nach China und vor Japan und Südkorea.

Auktionen bauen Projektpipeline weiter aus

Im Rahmen der Offshore-Windauktion der Phase 3 „Zonal Development“ sollen in drei Auktionen im Zeitraum von 2022 bis 2024 insgesamt weitere neun GW Kapazität vergeben werden. Die Ergebnisse der ersten Auktion wurden im Dezember 2022 bekanntgegeben. Insgesamt wurden dort drei GW aufgeteilt auf sieben Projekte vergeben (Link in Englisch). Zwei Projekte mit insgesamt 900 MW sollen 2026 in Betrieb gehen, die restlichen sollen 2027 folgen.

Im Rahmen der Auktion wurden auch die Anforderungen an die Lokalisierung gelockert. Bei Nichteinhaltung der Anforderungen können jedoch weiterhin Geldstrafen verhängt werden, was das finanzielle Risiko der Investoren erhöht.

Das Land strebt an, bis 2025 eine installierte Kapazität von 5,6 GW zu erreichen und ab 2026 jährlich 1,5 GW zu installieren, um bis 2030 die 13- GW-Marke zu knacken. Das würde auch auf das Ziel von 15 GW neuer Kapazität zwischen 2026 und 2035 einzahlen. Insgesamt sollen sich bis 2050 Windräder mit einer Kapazität von 45 bis 50 GW vor Taiwans Küsten drehen.

Schwimmende Windkraftanlagen als Schlüssel zum Ausbau nach 2030

Schwimmende Windkraftanlagen werden voraussichtlich eine wichtige Rolle spielen, um dieses Ziel zu erreichen. Auch hier beeinflusst der Platzmangel die Entscheidungsfindung der Regierung. Denn die für festinstallierte Anlagen geeigneten Gebiete werden immer knapper und müssen mit anderen maritimen Aktivitäten wie der Fischerei in Einklang gebracht werden. Schwimmende Windparks hingegen können in tieferen Gewässern weiter vor der Küste gebaut werden. Dadurch vergrößert sich die Zahl der geeigneten Gebiete für die Erschließung von Offshore-Windparks.

Angesichts des vorkommerziellen Status der schwimmenden Windenergie hat das taiwanesische Energieministerium („Bureau of Energy“, BOE) 2022 einen Rahmen für Demonstrationsprojekte vorgelegt. Im Januar 2023 änderte das BOE diesen Rahmen, verlängerte die Frist für den Netzanschluss um zwei Jahre bis 2028 und erweiterte die zulässige Kapazität. Außerdem führte es die Möglichkeit ein, die Zahl der Projektzuschläge von zwei auf drei zu erhöhen, und passte die Anforderungen an die Standortwahl an.

Die Ausweitung der schwimmenden Offshore-Windenergie in Verbindung mit dem ehrgeizigen Ausbau festinstallierter Anlagen dürften jedoch weitere Herausforderungen für die lokale Lieferketteninfrastruktur mit sich bringen. Wie die Europäische Handelskammer Taiwan feststellt (Link in Englisch), werden für schwimmende Windkraftanlagen größere Häfen und Nasslagerflächen benötigt. Doch die Möglichkeiten für eine Erweiterung scheinen trotz der starken Unterstützung der taiwanesischen Hafenbehörden für den Offshore-Sektor eingeschränkt.

Das Land hat die Messlatte in Bezug auf seine Ambitionen also hoch angesetzt. Die größte Herausforderung scheint nun darin zu bestehen, die Verfügbarkeit durch Investitionen in die lokale Wertschöpfungskette und Infrastruktur zu verbessern und gleichzeitig das Risiko für Investoren durch bestehende Engpässe zu begrenzen.

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