Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist 2018 nicht nur in Europa ins Stocken geraten. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2001 wurde weltweit nicht mehr Kapazität zur regenerativen Stromerzeugung installiert als im Vorjahr. Das berichtet die Internationale Energieagentur (IEA).
Wie schon 2017 kamen demnach auch 2018 weltweit 177 Gigawatt (GW) neue Erzeugungskapazität auf Basis von Sonnen-, Wind-, Wasser- und Biomasseenergie hinzu. Um die 2015 in Paris beschlossenen Klimaziele zu erreichen, wäre laut IEA allerdings ein Vielfaches nötig: Bis 2030 müsste die Zubaurate jedes Jahr um 300 GW erhöht werden.
An mangelndem Bedarf liegt die Stagnation nicht. Auch konventionelle Energieträger produzierten im Jahr 2018 auf Rekordniveau. Mit der Folge, dass die energiebedingten Treibhausgasemissionen ein Allzeithoch von 33 Gigatonnen erreicht hätten, heißt es in dem IEA-Bericht.
Um dem entgegenzuwirken, sei weiterhin vor allem die Politik gefragt: „Dank der schnell sinkenden Kosten hängt die Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren nicht länger von finanziellen Anreizen ab“, sagt IEA-Direktor Fatih Birol. „Sie brauchen vor allem klare, langfristige Gesetze.“ Außerdem müssten Voraussetzungen geschaffen werden, um die Erneuerbaren effizient in die Energiesysteme zu integrieren.
Seit 2016 ist Photovoltaik die gefragteste Technologie zur Erzeugung erneuerbaren Stroms. Ihr exponentielles Wachstum, so die IEA, habe den Rückgang beim Zubau von Windkraftanlagen bis 2017 überkompensiert. In 2018 dagegen seien zwar in Europa, Mexiko und dem Nahen Osten mehr Solarpanele als zuvor installiert worden. Das habe aber gerade einmal ausgereicht, um den Rückgang in China wettzumachen.
Nach Jahren exponentiellen Wachstums – bis 2017 wurde jedes Jahr mehr Leistung neu installiert – sind Erneuerbare zuletzt nur noch linear, also mit derselben Rate des Vorjahres gewachsen. In Deutschland ist das schon seit 2011 so. Jedes Jahr sind seither relativ konstant 7,5 GW Erneuerbare Leistung hinzugekommen. Ob Deutschland dieses Niveau auch 2019 halten wird, muss sich zeigen.
Ende April berichtete die Fachagentur Windkraft, die Zahl der Genehmigungen zum Zubau von Windkraftanlagen an Land habe sich im ersten Quartal 2019 zwar etwas verbessert, die faktische Zubaurate aber habe fast 90 Prozent unter derjenigen der drei Vorjahresquartale gelegen. Schon 2018 war der Zubau der Windkraft in Deutschland laut Umweltbundesamt (UBA) der niedrigste seit 2013. Hinzu kommt, dass die ersten Windräder mittlerweile ans Ende ihrer Lebensdauer kommen und nicht immer durch neue und größere Anlagen ersetzt werden können.
Der Windenergie wird in Deutschland allgemein das größte Potenzial zugeschrieben. Bisher stellen Windenergieanlagen an Land die mit Abstand größte Kapazität unter den Erneuerbaren. 2018 lagen sie hinter der Braunkohle auf Platz 2 der größten Stromlieferanten.
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